Eine Gasstation in Rumänien: 2027 könnte erstes Gas aus der mächtigen Neptun-Formation 3.000 Meter unter dem Schwarzen Meer fließen. Noch aber fehlt die finale Investitionsentscheidung der beiden Partner OMV Petrom und Romgaz.

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In Rumänien ging lange Zeit nichts, jetzt kann es manchen mit der Ausbeutung mächtiger Gasvorkommen unter dem Schwarzen Meer nicht schnell genug gehen. Es war im Februar 2012, dass der damalige OMV-Chef Gerhard Roiss "den größten Gasfund in der Geschichte der OMV" bekanntgab. Mit Exxon Mobil als Partner war OMV Petrom, das rumänische Tochterunternehmen, 170 Kilometer vor der Küstenstadt Constanta 3000 Meter unter dem Meer auf Gas gestoßen.

"So etwas passiert im Leben eines Managers für gewöhnlich nur einmal", beschrieb Roiss damals sein Glücksgefühl über den Fund im sogenannten Neptun-Block. Die Vorarbeiten dazu hatten bereits Jahre vorher begonnen. Dann ging plötzlich nichts mehr. Der Gaspreis war im Keller, Rumänien wollte hohe Steuern und auch sonst viel mitreden, eine ungute Mischung für die Unternehmen, die angetreten waren, das Gasfeld auszubeuten.

Romgaz statt Exxon Mobil

Der amerikanische Multi Exxon Mobil, der in dem 50:50-Joint-Venture mit OMV Petrom Betriebsführer war, schmiss schließlich hin. Seinen Hälfteanteil übernahm heuer im April Romgaz für mehr als eine Milliarde Dollar, die Betriebsführung bei Neptun ging auf OMV Petrom über. Mit dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine und der dadurch verschärften Energienot hat sich einiges zugunsten des Schwarzmeer-Projekts geändert.

"Die Preise sind deutlich attraktiver, auch die Nachfrage ist da", sagte Alfred Stern, seit September 2021 Vorstandschef der OMV, dem STANDARD. "Das Neptun-Projekt ist eines, das in unserer Strategie sehr weit oben war und jetzt noch wichtiger geworden ist."

Bukarest macht Druck

Angesichts der geopolitischen Situation hat man es nun auch in Bukarest eilig. Man möchte, dass der staatliche Erdgasproduzent Romgaz und OMV Petrom schnell bekanntgeben, ob sie in die Ausbeutung des Gasfeldes Neptun Deep investieren. "Ich möchte das, weil es eine besondere Marktsituation ist", sagte der rumänische Energieminister Virgil Popescu laut Medienberichten kürzlich am Rande einer Konferenz mit osteuropäischen Kollegen und Versorgern in Bukarest. "Erdgas wird auf dem Markt benötigt, Rumänien kann eine Rolle spielen."

OMV-Chef Stern bleibt aber bei dem, was er wiederholt gesagt hat: "Bis Mitte 2023 sollten wir zu einer finalen Investitionsentscheidung bezüglich Neptun Deep kommen."

Vier Milliarden Gesamtkosten

Das neue Offshore-Gesetz sei gut. "Es hat Fortschritte gegeben", sagt Stern. Mit dem neuen Rechtsrahmen wird Rumänien ein Vorkaufsrecht auf Gasverkäufe gewährt, außerdem soll es rund 60 Prozent der Einnahmen aus Explorationsprojekten erhalten. Das Gesetz sieht aber auch vor, dass die Steuerregelung während des Baus dieser Offshore-Gasprojekte unverändert bleibt. Im Vergleich zum bisherigen Rechtsrahmen wird die Steuer auf Gasverkäufe gesenkt und Beschränkungen für Gasexporte aufgehoben, außer im Notfall.

Damit sei es aber nicht getan. Bei Investitionen in der Größenordnung von vier Milliarden Euro, wovon die Hälfte auf die OMV entfällt, sei viel zu bedenken, sagt Stern. Einige Details seien noch zu verhandeln.

200 Milliarden Kubikmeter

Die Gasvorkommen werden auf 200 Milliarden Kubikmeter geschätzt. Zum Vergleich: Das ist in etwa die Menge, die Russland zuletzt in einem Jahr an die EU geliefert hat, also sehr viel. Erstes Gas könnte 2027 fließen. (Günther Strobl, 14.10.2022)