Mancherorts ist Winterschwimmen so beliebt, dass Vereine dafür gegründet werden
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Ja!

Natürlich ist es manchmal grauenhaft. Selbst bei Minusgraden, wenn auch noch der Wind pfeift, ziehen wir Eisbader uns aus und gehen ins kalte Wasser. WIE GESTÖRT IST DAS DENN? In Großbuchstaben steht es auf den Gesichtern derer, die – eingemummelt in dicke Daunenjacken – ungläubig am Ufer zusehen.

Sie haben nicht unrecht. Und dennoch: Hat man einmal Gefallen daran gefunden, kommt man vom Eiswasser nicht mehr los. Es ist ein Sieg über den inneren Schweinehund, eine Kopfsache und Grenzüberschreitung.Bis zum Bauch ist es kein Problem. Da schreit man nur in der ersten Saison "Huiii!!" und "Hilfe!". Im Brustbereich wird es schwieriger, aber hilft ja nix: Da muss man durch. Wirklich fies ist es, wenn das elend kalte Wasser und manchmal auch Eisbrocken den Nacken umspülen.

Niemals die Luft anhalten, ruhig weiter atmen! Es ist der Schlüssel zu einer anderen Dimension. Danach, an Land beim Abtrocknen, ist es nicht kalt. Falls doch, lassen es Adrenalin und Endorphine gar nicht wirklich spüren.Der regelmäßige Gang ins Eiswasser härtet nicht nur ab, er mindert auch Unbehagen und Angst vor Kälte. Alle Welt diskutiert, um wie viele Grade wir im Winter in der Wohnung runtergehen können, um Putin die Stirn zu bieten.

Wer es unbekleidet neben leise klirrenden Eisschollen aushält, braucht sich nicht fürchten. Der kommt nämlich im Ernstfall mit einem zweiten Pullover daheim auch ohne Heizung aus.
(Birgit Baumann)

Nein!

Es war mitten im zweiten Corona-Winter. Die Infektionszahlen gingen durch die Decke, die Impfung war noch nicht in Sichtweite. Im xten Lockdown verschlang ich jeden Artikel, der bessere Abwehrkräfte gegen das Virus versprach. So stolperte ich über den Trendsport Eisbaden. Es sei gut fürs Immunsystem, und angeblich helfe der Sprung ins kalte Nass sogar gegen Depressionen. Kurzentschlossen packte ich also eines Jännermorgens meine Badesachen und machte mich auf den Weg zur Alten Donau. Der Gang ins vier Grad kalte Wasser war so unangenehm, wie man ihn sich vorstellt, das versprochene Hoch danach war eher die bloße Erleichterung, es hinter mich gebracht zu haben.

Trotz Thermostrumpfhose und Daunenmantel bibberte ich den ganzen Heimweg über, der Tee zu Hause war dann das eigentliche Highlight. Mein Bedürfnis, das Unterfangen zu wiederholen, hielt sich schon da in Grenzen. Als sich allerdings zwei Tage später Schmerzen im Unterkörper ankündigten, schwante mir schon, dass mein Immunsystem das Eisbaden vielleicht doch nicht so großartig gefunden hatte. Die konsultierte Urologin bestätigte meinen Verdacht und riet mir auch dringend, eiskalte Gewässer bis auf weiteres zu meiden.

Der Infekt, den ich mir Ende Jänner innerhalb von 17 Sekunden im kalten Wasser zugezogen hatte, sollte mich bis Ende September beschäftigen. Gesundheitlich wie psychisch war Eisbaden ein Flop. Kalt duschen reicht mir!
(Antonia Rauth, 16.10.2022)