Zoran Barisic sitzt wieder einmal auf der Trainerbank von Rapid. Der Wiener ist sein eigener Vorgesetzter.

Foto: APA/EXPA/ROLAND HACKL

Ferdinand Feldhofer hätte einen Vertrag bis Sommer 2023 gehabt.

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Es war Samstagabend, der 15. Oktober, ungefähr 20 Uhr. Rapids 0:1-Niederlage in Ried war etwas mehr als eine Stunde alt, da hat sich Trainer Ferdinand Feldhofer in der Kabine von der geknickten Mannschaft verabschiedet. Eine elfmonatige Leidenszeit war für den 42-jährigen Steirer beendet. Seine letzten Sätze als Coach hatte er davor in der Pressekonferenz kundgetan. "Es ist sehr schwer, diese Niederlage zu akzeptieren. Es ist fast eine Kunst, dieses Spiel zu verlieren. Wir hatten gefühlt 90 Prozent Ballbesitz und gegen einen destruktiven Gegner hochkarätige Chancen."

Währenddessen hatte Sportgeschäftsführer Zoran Barisic mit dem zurückgetretenen Noch-Präsidenten Martin Bruckner telefoniert, man besiegelte die Trennung von Feldhofer. Der soll die Botschaft mit Würde aufgenommen haben. Seine Bilanz ist (war) ziemlich desaströs: 41 Pflichtspiele, 17 Siege, zehn Remis, 14 Niederlagen – Bescheidenheit ist im Fall von Rapid keine Zier.

Hausgemachte Probleme

Wobei die Leistung in Ried gar nicht so übel gewesen ist, es hätte frühere Zeitpunkte für den Abschied gegeben. Nach dem Scheitern in der Conference League an Vaduz oder dem 1:3 gegen den Wolfsberger AC. Irgendwann schlagen die Mechanismen des Fußballs eben auch in Hütteldorf zu.

Rapid hängt in den Seilen, die Probleme sind großteils hausgemacht. Der Klub befindet sich im Vakuum, das neue Präsidium wird am 26. November bei der Hauptversammlung gewählt. Somit war es klar und alternativlos, dass Barisic als Interimstrainer den Laden schupft. Seit 2000 ist der 52-Jährige der 16. Coach, wobei das eine Übertreibung ist, denn schon 2011 (interimistisch) und von 2013 bis 2016 übte er diesen Job aus. Barisic ist eine Art Bumerang. Neu ist die Doppelfunktion, als Geschäftsführer Sport ist er nun sein eigener Vorgesetzter.

Rapid machte all das erst am Sonntagvormittag offiziell. Barisic dankte Feldhofer "für sein Engagement und seine Leidenschaft. Ein toller Mensch, ein guter Trainer. Aufgrund der Gesamtsituation war es nun aber an der Zeit, eine Änderung herbeizuführen." Mit Feldhofer muss Assistent Matthias Urlesberger gehen, Thomas Hickersberger und Jürgen Macho bleiben im Stab, Sportkoordinator Steffen Hofmann wirkt unterstützend mit. Barisic werkt "bis auf weiteres".

Schweres Trikot

Vor dem 26. November wird wenig bis nichts passieren, wobei im Hintergrund Kontakte geknüpft werden. Da aufgrund der WM in Katar die Liga ab 13. November pausiert, herrscht kein gewaltiger Zeitdruck. "Was die Zukunft betrifft, wird man eh sehen, wie es weitergeht. Das neue Präsidium wird die Positionen so besetzen, wie man es für richtig hält", sagte Barisic. Bis dahin sollen positive Resultate eingefahren werden. Er wolle den Spielern Spaß am Fußball vermitteln und sie von "eventuellen Lasten befreien. Wir wissen, dass das Rapid-Trikot schwerer ist als andere."

Am Dienstag steigt das Cup-Achtelfinale bei der WSG Tirol, die Mannschaft ist direkt von Ried nach Innsbruck gefahren. Barisic stieß am Sonntagnachmittag dazu. Während eines Sky-Interviews scherzte er mit Experte Peter Stöger. "Vielleicht ruf ich dich an." Sogar bei Rapid kann ein Witz Wirklichkeit werden, aber das ist Kaffeesudleserei.

Sinnbildlich

Feldhofer ist Geschichte. Er wurde in einer Aussendung so zitiert: "Mir war von Beginn an bewusst, dass die Aufgabe schwer werden wird. Trotzdem habe ich mich damals gegen einen Job im Ausland und für Rapid entschieden, weil ich diese Herausforderung annehmen wollte. Umso mehr hätte ich mir gewünscht, dass wir die beiden Umbrüche schneller und erfolgreicher hätten bewältigen können." Das 0:1 in Ried sei "sinnbildlich" gewesen. "Wir hatten immer wieder positive Phasen, haben uns aber zu oft mit eigenen Fehlern das Leben schwergemacht. So sind wir leider nie in einen positiven Lauf gekommen."

Sein Engagement bezeichnete Feldhofer als eine "für mich persönlich sehr hektische Zeit, da wir von Start weg fast nur Druckspiele hatten. Dazu kam die negative Grundstimmung im Verein. Ich hoffe, dass sich das nun im Herbst ändert, und wünsche Rapid eine ruhigere Zukunft." (Christian Hackl, 16.10.2022)