Der Rapper wurde von Twitter gesperrt.

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Kanye Wests Twitter-Comeback währte kurz. Nur zwei Tage nach seiner Rückkehr wurde sein Account wegen eines antisemitischen Postings gesperrt. Künftig scheint der Rapper mehr Kontrolle über seine Social-Media-Präsenz haben zu wollen. Wie am Montag bekannt wurde, kauft er die rechte Plattform Parler. Die Twitter-Alternative bezeichnet sich selbst als "Plattform für Redefreiheit" und soll für die Planung des Sturms auf das US-Kapitol im Jänner 2021 genutzt worden sein. Die Übernahme soll noch heuer abgeschlossen werden.

"In einer Welt, in der konservative Meinungen als umstritten gelten, müssen wir sicherstellen, dass wir das Recht haben, uns frei zu äußern", wird West in einer Presseaussendung von Parler zitiert. Laut dieser stellt sich "Ye" (so der Künstlername von Kanye West) "mutig gegen die jüngste Zensur durch Big Tech". Seine Übernahme werde dem Unternehmen dabei helfen, ein "nicht zu cancelndes Ökosystem" sicherzustellen, "in dem alle Stimmen willkommen sind".

Organisation des Kapitol-Sturms

Parler sorgte Anfang letzten Jahres für Aufsehen, weil es von Unterstützern Donald Trumps für die Planung der gewaltsamen Kapitol-Erstürmung genutzt wurde. Schon Wochen vor dem 6. Jänner sollen dort Gewaltaufrufe zu finden gewesen sein. Die Plattform verfolgt den Grundsatz, Inhalte möglichst nicht zu moderieren. Neben Onlinediensten wie Gab und DLive gilt Parler deshalb als beliebter Zufluchtsort für Konservative, aber auch Rechtsextreme, die eine Unterdrückung ihrer Meinung wittern.

Der lasche Umgang mit den problematischen Postings wurde Parler allerdings zum Verhängnis. Apple, Google und Amazon gaben damals kurzerhand bekannt, nicht mehr mit dem Unternehmen zusammenarbeiten zu wollen – und verbannten Parler somit zeitweise aus dem Internet. Erst im April 2021 gelang dem sozialen Netzwerk die Rückkehr in den App Store, Anfang September 2022 hob auch Google seine Sperre auf. In der Zwischenzeit hätten die Betreiber ihre Regeln für die Moderation verbotener Beiträge und bei Gewaltaufrufen überarbeitet.

Finanzspritze

Wie DER STANDARD berichtete, scheint die Plattform weiterhin ein kleines, aber treues Publikum zu halten. Anfang Jänner konnte sie 20 Millionen Dollar aus rechtsextremen und rechtskonservativen Kreisen sammeln. Eine Mitschuld am Sturm auf das Kapitol weist Parler-Chef George Farmer weiterhin von sich. (mick, 17.10.2022)