Ein Instrument mit viel (Medien-)Geschichte steht jetzt im großen Saal der Beletage des Concordia-Hauses in Wien.

Foto: Concordia

Ein ungewöhnliches Geschenk, das am Mittwoch von Pianist Rudolf Buchbinder im Rahmen eines Benefiz-Abends eingeweiht wird, steht jetzt im großen Saal der Beletage des Concordia-Hauses in Wien: Der Bösendorfer Konzertflügel aus dem frühen 20. Jahrhundert gehörte einst Leopold Lipschütz, Mitgründer und Chefredakteur der "Kronen Zeitung" – und zeugt von einer langen Mediengeschichte.

Wegen seiner jüdischen Herkunft musste Lipschütz einst vor den Nationalsozialisten fliehen. Sein Enkel Salvador hat das renovierte Instrument nun der Concordia als Andenken an seinen Großvater geschenkt – mit dem Wunsch, dass er erneut der Concordia dienen und sie in ihren Zielen unterstützen möge.

Leopold Lipschütz war nämlich über 40 Jahre engagiertes Mitglied des Journalisten- und Schriftstellervereins Concordia. Im Jahr 1926 wurde Lipschütz zu dessen Präsidenten gewählt. Von Beginn seiner Amtszeit an setzte sich Lipschütz mit der Concordia gegen Einschränkungen der Pressefreiheit und gegen Zensur ein. In seiner Antrittsrede hatte er die Concordia-Mittglieder einst aufgefordert, die journalistische Standesehre zu verteidigen und Pflichtvergessene "unschädlich zu machen".

Flucht vor Nationalsozialisten

Zwar wurde Lipschütz im Februar als Concorida-Präsident wiedergewählt. Doch bereits am 12. März übernahm in der Redaktion der "Kronen Zeitung" ein Nationalsozialist die Leitung. Noch im März 1938 dürfte Lipschütz mit seiner Familie vor den Nazis nach Frankreich geflohen sein. Im Jänner 1939 nahm sein Leben ein tragisches Ende: Gemeinsam mit seiner Frau Therese beging er im 69. Lebensjahr Suizid.

Die Reise des Flügels aus Döbling in die Bankgasse führte laut Concordia nur über eine kurze Zwischenstation. Das Instrument blieb über die Jahrzehnte im Palais Pick, das im Jahr 1938, wie auch die Concordia selbst, "arisiert" wurde und bis 1945 den Naziverleger Friedrich Bohnenberger beherbergte. Nach dem Sieg über das Dritte Reich fungierte das Palais als Österreichischen Zentrale des Marshall-Plans, danach als Residenz des irischen Botschafters.

Enkel Salvador Lipschutz entschied sich 2019, die inzwischen restituierte Villa seines Großvaters zu verkaufen. Den alten Flügel ließ er vom Wiener Klaviermachermeister Heinz Letuha komplett restaurieren. Die Geschichte des Lipschütz-Flügels und seines Eigentümers stehen laut Concordia für die vielen Mitglieder, "die verfolgt, vertrieben oder ermordet wurden". Die Erlöse aus dem Concordia-Benefizabend, an dem Rudolf Buchbinder den Flügel mit Ludwig van Beethovens Klaviersonate Nr. 8 c-Moll, op. 13, der "Pathétique", am Mittwoch im Concordia-Haus einweiht, gehen denn an den JX Fund, der Journalisten und Journalistinnen im Exil in vielfältiger Weise unterstützt. (red, 17.10.2022)