Langsam, aber kontinuierlich arbeitet sich der 25 Tonnen schwere Bagger auf seinen vier Ketten vom Ufer in Podersdorf in den See, steckt die Absaugvorrichtung am Ende des Krans in den Boden und beginnt Schlamm vom Grund des Neusiedler Sees abzupumpen. Bis Anfang November sollen die Arbeiten dauern, danach wird die Fahrrinne für den Schiffsverkehr wieder frei sein. Und das ist auch das einzige Ziel dieser Arbeiten – den Bootsbesitzern wieder zu ermöglichen, vom Hafen auf den See fahren zu können.

Strömungsbarrieren

Ein weiterer Amphibienbagger ist bereits in Purbach im Einsatz, amphibische Kleingeräte saugen die Hafeneinfahrten in Illmitz und Neusiedl am See frei. Die anderen Häfen werden danach angegangen. In Rust und Breitenbrunn müssen aber noch Vorleistungen der Projektpartner abgeschlossen werden, bevor mit dem Absaugen begonnen werden kann.

In Podersdorf ist aktuell das Ziel, "in den nächsten Wochen eine Menge von zirka 15.000 bis 20.000 Kubikmetern Weichschlamm abzupumpen", erklärt Erich Gebhard, Geschäftsführer der Seemanagement GmbH. Zudem soll in Podersdorf eine Strömungsbarriere entstehen, die entlang der bestehenden Reihe von Holzpiloten geplant ist. "Sie soll künftig den Weichschlammeintrag im Hafenbecken nachhaltig verringern", sagt Erich Gebhardt.

In Podersdorf, Purbach, Illmitz und Neusiedl am See saugen Bagger Schlamm aus dem Neusiedler See und machen so die Hafenkanäle für die Schifffahrt frei.
Foto: APA / Robert Jäger

Unterschiedliche Geräte kommen deshalb zum Einsatz, weil sich die landeseigene Seemanagement GmbH in diesem Pilotprojekt genau anschauen will, welche Maschinen am effektivsten sind. Geplant ist nämlich, dass die Seemanagement GmbH selbst Geräte anschafft und diese dann auch selbst betreibt. Allein für das Pilotprojekt fallen nun schon Kosten in Höhe von 1,1 Millionen Euro an.

"Wir müssen groß denken", sagt Landesrat Heinrich Dorner (SPÖ), wenn es um die Rettung des Sees gehe. Und dass dieser gemeinsam mit den Salzlacken gerettet werden müsse, das sagten alle "Stakeholder, die wir vor wenigen Wochen zusammengebracht haben, um über den Status quo zu sprechen". Dabei darf aber nicht vergessen werden, wie stark in den vergangenen Jahren am See investiert wurde. Zuletzt erfolgte vergangene Woche in Breitenbrunn der Spatenstich für das neue Seebad. Während der Betreiber, die Esterhazy Privatstiftung und Landesrätin Astrid Eisenkopf (SPÖ) beim Spatenstich die Nachhaltigkeit betonen und loben, wie "harmonisch sich das Projekt ins Landschaftsbild einfügt", trauern die einstigen Yachtbesitzer und Dauercamper, die weichen mussten, aber auch Stammgäste dem alten Bad nach. Das Geld will man verständlicherweise nicht in den Schlamm gesetzt sehen.

Nachhaltigere Lösungen

Nachhaltig plant man auch mit dem abgesaugten Schlamm umgehen. Zumindest langfristig. Denn im ersten Anlauf wird er in Absetzbecken geleitet – oder wie von den Kleingeräten in Illmitz und Neusiedl durch Entwässerungsschläuche gepumpt. Da wie dort gelangt das mitgesaugte Wasser wieder zurück in den See. Der Schlamm wird getrocknet, untersucht und, wenn er dafür tauglich ist, an die Bauern in der Umgebung weitergegeben. Im Sommer musste der in Purbach abgebaggerte Schlamm aus dem See allerdings entsorgt werden.

Nachhaltigere Verwendungsmöglichkeiten des Schlamms werden aktuell von der Forschung Burgenland untersucht, die sich auch gleich des Schilfs annehmen will, das im Zuge des ebenfalls nun beginnenden Schilfmanagements anfallen wird. Dabei wird nicht nur, wie in Rust, mit neuen Methoden das bestehende Schilf geschnitten, sondern auch mit zu bauenden Gräben im Schilfgürtel dafür gesorgt, dass wieder ein Wasseraustausch zwischen See und dem Altbestand des Schilfs stattfinden kann. Auf Ergebnisse der Forschung Burgenland konnte das Land nicht warten: "Wir müssen parallel starten", erklärt Heinrich Dorner, "wir haben ein Zeitthema."

Wasserzuleitung

Weil man nicht noch sieben oder acht Jahre warten könne, arbeite man gleichzeitig auch an einer Donauzuleitung aus Niederösterreich – nach dem Unterzeichnen der Grundsatzvereinbarung über eine Zuleitung aus der Mosoni-Donau mit Ungarn, geht in diesem Bereich nämlich nicht viel weiter. "Wenn wir das innerösterreichisch lösen können", sagt Heinrich Dorner, "hat das einige Vorteile, und es wäre mir persönlich auch lieber." Probleme könnten aber niedrige Donaupegel sein – und die Kraftwerke an der Donau, die ebenfalls ausreichend Wasser brauchen. Wie auch die Landwirtschaft, die im Sommer viel Kritik einstecken musste, weil sie in der Mittagshitze bewässerungsintensive Kulturen beregnete.

Mit Landwirtschaftsvertretern sei man ebenfalls schon im Gespräch, erklärt Heinrich Dorner. Dabei gehe es darum, künftig wasserschonende Kulturen anzubauen, aber auch auf sparsamere Bewässerungstechnologien wie die Tröpfchenbewässerung zu setzen. Allerdings ist man da eben nur in Gesprächen – neue Verpflichtungen, bei Trockenheit Wasser zu sparen, gibt es immer noch nicht. (Guido Gluschitsch, 17.10.2022)