Zella Day senkt in Arizona den Altersdurchschnitt und hebt mit ihrer Popmusik dort und hier die Laune.

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Dr. John – Things Happen That Way

Sein Antlitz auf dem Cover ist in die Wolken gezeichnet, dort ist der gute Doktor seit 2019, im Himmel der funky Nasenbären. Der musikalische Voodoo-Zauberer aus New Orleans ist nicht der Einzige, von dem posthum neues Material veröffentlicht wird – und hier ist es gut so. Unter dem Titel "Things Happen That Way" sind Interpretationen von Country-Klassikern erschienen, die Malcolm John Rebennack Jr alias Dr. John mit lässigem Timing, subkutanem Soul und typischer Intonation ins Besondere hebt, Klassiker wie Ramblin' Man oder I'm So Lonesome I Could Cry. Eine Bank – im Himmel wie auf Erden.

Dr. John Official

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Brian Eno – Foreverandevernomore

Eines der Masterminds der intelligenten Popmusik bremst selbst im Herbst seines Lebens nicht ab. Der 74-jährige Popvisionär Brian Eno blickt auf "Foreverandevernomore" auf den Zustand der Erde und ist in Sorge. In zehn, im Ambient watenden Songs formuliert der Brite als wacher Chronist die Anliegen zweier Generationen hinter ihm, und das ist gut. Nun war Eno immer am überzeugendsten, wenn er selbst gesungen hat, doch aktuell wirken die Ergebnisse oft unfreiwillig sakral – und zart sedierend. Das Album ist am Ende weder im Pop- noch im Ambientfach wirklich überzeugend.

BrianEnoVEVO

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Zella Day – Sunday In Heaven

Die aus dem staubigen Arizona kommende Zella Day kommt aus einer Ecke, in der auch eine Lana Del Rey ihren hüftsteifen Retro-Pop baut. Anders als Del Rey orientiert sich Day neben klassischem Songwriting an den großen Gesten des 1970er-Jahre-Pop, bevor ihm New Wave die heiße Luft abließ. Für "Sunday in Heaven" standen Namen wie Olivia Newton-John Pate, deren Hausfrauen-Glam überführt Day in zeitgenössische Songs mit Talent für eingängige Melodien und Hooklines. "You taste like California", singt sie in einem Lied, das hört man und wippt ergeben mit dem Kopf dazu. (flu, 17.10.2022)

ZellaDayVEVO