Funktower im Vollmond. Es wird mit harten Bandagen gekämpft.

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Wien – Nach einem Jahr diskreter, aber, wie man hört, eher fruchtloser Gespräche über die künftige Zusammenarbeit zwischen den Telekom-Austria-Kernaktionären América Móvil (Amov) und Staatsholding Öbag, ist offenbar eine Grundsatzentscheidung gefallen: Die Öbag und mit ihr die Republik Österreich schlägt bei A1 Telekom Austria eine härtere Gangart ein.

Man werde der seit mehr als einem Jahr vorbereiteten Ausgliederung und dem Verkauf der rund 15.000 Handyfunkmasten nähertreten, wenn der mexikanische Partner einer Nachfolgeregelung für den 2024 auslaufenden Syndikatsvertrag zustimmt. So deutlich spricht dies natürlich niemand aus, aber der Kurier zitiert Öbag-Chefin Edith Hlawati so: "Wenn es zu einer Strukturänderung der Telekom kommt, dann möchte ich einen stabilen, langfristigen Partner haben." Zuvor hatten sich bereits Finanzminister Magnus Brunner (ÖVP) und Öbag-Präsident Günther Ofner gegen einen Verkauf ausgesprochen.

Vertrag mit Ablaufdatum

Wie auch immer der Poker um die Modalitäten der künftigen Tower-Gesellschaften in allen A1-Töchtern von Wien bis Sofia (einzig die Tochter in Belarus ist aufgrund der Sanktionen unverkäuflich) ausgehen wird: Die Junktimierung von Tower-Verkauf und Syndikatsvertrag scheint der letzte Strohhalm zu sein, an den sich die Öbag klammert. Denn das 2014 beim Einstieg der Mexikaner gebildete Syndikat hat ein Ablaufdatum, 2024 ist es vorbei.

Dann hat Amov offiziell 60 Prozent an der TA statt aktuell 50 plus eine Aktie (rund zehn Prozent wurden bis 2024 bei Investmentbanken geparkt) und wäre nicht mehr an ein gemeinsames Stimmverhalten gebunden. Darüber hinaus wäre der Posten des Generaldirektors perdu, der bis Mitte 2023 mit Thomas Arnoldner, einem Vertrauten von Ex-Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) besetzt ist. Das wäre für Kernaktionär Öbag maximal unpraktisch, denn sie hätte weiterhin 28,42 Prozent, aber weit weniger Einblick und Einfluss auf die Führung von Österreichs größtem Telekombetreiber. Das Headquarter in Wien zu erhalten hat also einiges an Wert, wiewohl die Börsennotierung früher oder später weg sein wird. Aus dem ATX ist die TA mangels Streubesitzes längst rausgeflogen. Die Börsennotiz koste mehr Geld, als sie nütze, so das Credo der Mexikaner.

Ob und wie die Aktionäre am Tower-Deal partizipieren, ist noch offen. Eine höhere Dividende ist ebenso möglich ein direkter Anteil pro TA-Aktie. (ung, 17.10.2022)