Vojo konnte Maestro Miles Davis in Empfang nehmen ...

Foto: Vojo Radkovic

... mit Brian Adams plaudern ...

Foto: Vojo Radkovic

... mit Willi Resetarits jammen ...

Foto: Vojo Radkovic

... oder Buena-Vista-Social-Club-Sänger Ibrahim Ferrer kennenlernen.

Foto: Vojo Radkovic

Er ist ein Stiller. Ein Bescheidener, der auch in seiner journalistischen Laufbahn sich nie groß in den Vordergrund gedrängt hat. Laut konnte er bisweilen nur werden, wenn er als Frontman seiner Rockband hinter dem Mikro stand.

Aber das ist auch schon etliche Jahrzehnte her. Vojo Radkovic, in steirischen Breiten kumpelhaft "Vojo" gerufen, hat in der steirischen Musikwelt jedenfalls Geschichte geschrieben. Der ewig Junge hat seit den 1970er-Jahren die Legenden der Rock- und Popmusik in die einst verschnarchte Landeshauptstadt geholt. Wenn Vojo, Vater zweier Kinder, heute Bilanz zieht, kommt er auf eine runde Summe: In 50 Jahren hat er rund 5.000 Konzerte – oft im Alleingang – organisiert.

Über diese aufregende Zeit des Beat in Graz hat Vojo Radkovic jetzt zu seinem 75. Geburtstag in dem Buch Kaffee mit Jonny Cash sehr persönlich Rückschau gehalten. Es sind kleine Geschichten über die großen Stars und Gruppen, die Groupies wollten – aber von Vojo nicht bekamen –, die Unmengen an Drinks in sich kippten und meist erst am Beginn ihrer Weltkarrieren standen. Sie reisten wie die "Super Guitars" John McLaughlin, Paco de Lucia und Larry Coryell noch mit dem Zug nach Graz an, ohne Management, nur mit den Gitarrenkoffern in Händen.

Es kamen alle, die in diesen wilden 1960er-, 1970er- und 1980er-Jahren die Jugendmusik prägten: von A wie AC/DC bis Z wie Frank Zappa. Vojo Radkovic stand aber auch an der Wiege heimischer Bands wie STS und kürte als Veranstalter des steirischen Band-Wettbewerbes die Gruppe Opus zur Siegerband, noch weit bevor ihre Geldmaschine mit dem Song Live is Life zu laufen begann. Er sei damals, sagt Vojo augenzwinkernd, "weltberühmt in Graz" gewesen.

Alles begann im englischen Brighton Mitte der 1960er-Jahre. Vojo wurde von den Eltern mit dem Schüleraustauschprogramm Ökista nach Großbritannien geschickt, um sein Englisch aufzubessern. "Ich hatte keine Ahnung, was mich dort erwartet, und dann hat irgendwie der Blitz eingeschlagen."

In allen Pubs und Clubs wurde diese neue Beatmusik gespielt, im legendären Hippodrom rockten die Stones, Vorgruppe waren die Who. "Ich kam gerade zum richtigen Zeitpunkt, als der Beat explodierte. Ich war mitten drinnen. Ein Traum, es war wie im Paradies. Der positive Nebeneffekt: Ich hab super Englisch gelernt, halt in den Pubs und Clubs. Ich lebte dort alles mit und ließ mir auch die Haare wachsen." Schulterlange Haare trägt er noch heute.

Tote Hose in Graz

Völlig benebelt von der englischen Klangwelt, die auf ihn einstürzte, holte ihn bei der Rückkehr nach dreieinhalb Monaten die Polizei in Graz jedenfalls rasch wieder in den Alltag. Die langen Haare erregten Misstrauen, er wurde perlustriert.

Nach einigen durchaus erfolgreichen Versuchen als Rocksänger wechselte er schließlich zur SPÖ-Tageszeitung Neue Zeit, die ihm eine Plattform für Musikevents ermöglichte. Die NZ ging später ins Eigentum der Mitarbeiter über, musste dann aber doch in die Insolvenz. Es sei um "Marktbereinigung" gegangen, bei der die Styria eine Rolle gespielt habe. Die Antreiber seien aber in der Landespolitik, in den Zentralen der ÖVP und SPÖ, gesessen. Vojo wechselte zur Stadtzeitung Grazer. "Graz war jedenfalls in den 1970er-Jahren eine Konzertwüste, tote Hose, erinnert sich Vojo, als er begann, die Heroes, die er in England kennengelernt hatte, nach Graz zu holen. "Es war eine faszinierende Zeit. Wer kann schon einen Abend mit Neil Young rumhängen oder mit den Dire Straits oder Deep Purple. Das wäre heute nicht mehr möglich. Oder wenn ich an Joe Cocker denke. Nach dem 15. Bacardi-Cola bin ich ausgestiegen und musste heim. Er blieb in der Bar."

Ein 3.000-Dollar-Scheck

Vojo lernte von den Musiklegenden auch unerwarteter Seiten kennen: Dave Brubeck zum Beispiel. Der Jazzpianist bekam mit, dass der Abend finanziell ein Problem war. "Ich wunderte mich noch, warum er nach meiner privaten Adresse fragte. Dann kam zu Weihnachten ein Brief mit einem von Brubeck handgeschriebenen Weihnachtsgruß, und dazu lag ein Scheck in der Höhe von 3.000 Dollar im Kuvert." Eine Stange Geld damals.

Oder Jonny Cash: Zum Konzert in die Grazer Eishalle kamen zu wenig Leute. "Nach der der Show kam die Grammy-Award-Gewinnerin June Carter, Cashs Frau, plötzlich auf mich zu und drückte mir 3.000 Dollar in die Hand."

Die Rockmusik als Kraftquelle lernt Vojo 1985 kennen. "Ich konnte meinen Traum leben und die Dire Straits nach Graz holen." Die Mutter einer krebskranken Tochter erzählte Vojo, dass sich das Mädchen schon monatelang auf das Konzert, ihr größter Wunsch, gefreut habe, nun aber in der Klinik liege. Ob nicht einer der Musiker sie besuchen könne.

Am nächsten Tag stand die ganze Band startbereit vor dem Hotel. Mark Knopfler und die Band hatten Geschenke im Gepäck. Vojo: "Später erfuhr ich, dass es ihr nach dem Besuch der Dire Straits besser ging. Sie wurde letztlich gesund und arbeitet heute in Deutschland als Ärztin in einer Krebsklinik." (Walter Müller, 17. 10. 2022)


Einige der von Vojo-Concerts organisierten Gigs:

  • AC/DC
  • Bryan Adams
  • Al Di Meola
  • Joan Baez
  • B. B. King
  • Beach Boys
  • Chuck Berry
  • Eric Burdon
  • Jonny Cash
  • Chick Corea
  • Elton John
  • Joe Cocker
  • Leonard Cohen
  • Deep Purple
  • Miles Davis ·Dire Straits
  • Bob Dylan
  • Emerson, Lake & Palmer
  • Herbie Hancock
  • Ike & Tina Turner
  • Jethro Tull ·Lou Reed
  • Chris Kristofferson
  • John McLaughlin
  • Black Sabbath
  • Patti Smith
  • Ten Years After
  • Santana
  • Neil Young
  • Frank Zappa