In dieser Woche soll es hier wieder einmal um einen Schuh gehen. Und ja, wieder einmal um ein Modell, das eigentlich ein alter Hut ist. Ende der 1970er-Jahre wurde der "Boston Clog" vom deutschen Hersteller Birkenstock erfunden: Veloursleder, abgerundete Vorderkappe, freie Ferse. Sein Image damals? Irgendwo zwischen Müsli-Ecke und Anti-Atomkraft-Bewegung. Kurz gesagt: Wer damals in diesen Schlapfen die Straße betrat, positionierte sich links der Mitte.

Der Boston Clog von Birkenstock: der Schuh dieses Herbstes?
Foto: Birkenstock

Heute ist die Sache um einiges komplizierter. Es fängt einmal damit an, dass die deutschesten aller deutschen Latschen einem französischen Milliardär gehören, der mit Luxuswaren reich geworden ist. Bernard Arnault, Chef des Konzerns LVMH, hat Anteile des Unternehmens aus Neustadt aufgekauft. Mit den Schuhen, die die Modebranche trotz (oder wegen, das ist nicht so klar) ihres breit angelegten Fußbetts liebt, will Arnault eine neue Generation an Käuferinnen und Käufern heranziehen. Und so wurde denn auch vor einigen Monaten eine Kooperation mit dem Modehaus Dior eingefädelt.

Doch um die soll es hier nicht gehen. Es ist wieder einmal ein erdiger Klassiker des Rheinland-Pfälzer Schuhherstellers, der die Jungen begeistert. Nach der Sandale "Arizona" gilt nun der "Boston Clog" als das beliebteste Modell der Marke, besonders gefragt ist der Farbton Taupe. Er fügt sich wohl am schönsten in die cleanen, haferflockenfarbenen Instagram-Welten ein.

Auf der Website des Unternehmens jedenfalls ist der Schuh in jener Farbe bis Größe 40 ausverkauft. Die New York Times widmete dem Hype um den Schuh gar einen Artikel und stellte fest, dass es im Birkenstock-Store im New Yorker Stadtteil SoHo unlängst ähnlich düster aussah. In der Dependance in der Wiener Kärntner Straße ist ebenfalls ein Run auf das Modell in Wildleder zu beobachten: Es gebe nurmehr wenige Modelle, heißt es auf Nachfrage.

Die Begeisterung mag mehrere Gründe haben: Die einen treten in die Fußstapfen modebewusster Hollywood-Stars (Kristen Stewart, Dakota Johnson), die ihre Einkäufe gern in Birkenstocks erledigen. Die anderen haben die Teile im Internet an den Füßen von Influencerinnen wie Mia Regan oder Kendall Jenner entdeckt.

Die neue Kundschaft mag ein Grund sein, warum das Müsli-Image des Gesundheitstreters längst verwässert ist. Dabei dürfte die Generation Z damit eh kein Problem haben: Sie löffelt ihr Porridge ähnlich begeistert wie die Generationen zuvor ihr Bircher Müsli. (feld, 19.10.2022)