Dunkle Machenschaften in der Fußballwelt, ihre globalen Zusammenhänge, Doping, Korruption, mafiöse Strukturen, Intrigen: Ende Oktober – rechtzeitig zur Fußball-WM in Katar – startet das Serienspektakel Das Netz auf Servus TV und in der ARD.

Schon Ende 2017 berichtete DER STANDARD über dieses globale TV-Projekt von Ex-Burgtheaterdirektor Matthias Hartmann, kolportiert wurde ein über den Globus verteiltes Bündel von Mehrteilern mit unterschiedlichen geografischen Schwerpunkten, deren Handlungsstränge aufeinander Bezug nehmen – vernetzt eben. Dafür gründeten die Red Bull GmbH und die Münchner Beta Film von Jan Mojto – Beta ist an der großen österreichischen Produktionsfirma MR beteiligt – ein Gemeinschaftsunternehmen. Entwickelt wurde Das Netz von Matthias Hartmann, gemeinsam mit dem Dramaturgen Plinio Bachmann.

Die dunklen Seiten

Für diesen Serien-Event wird nun heftig getrommelt, eine eigene Website – thenet2022.com – erklärt die Verbindungen der Protagonistinnen und Akteure untereinander, beschreibt Orte der Handlung und zeigt Ausschnitte in kurzen Clips. Denn so einfach ist das alles nicht.

Noch bis 20. November sollen Plakate und Lichtprojektionen in Graz, Salzburg, Linz und Wien auf die Serie aufmerksam machen und mit der Botschaft "Nichts ist, wie es scheint – Die dunkle Seite des Fußballs in drei Teilen" Menschen vor die Bildschirme locken (Was wann wo läuft unten im Überblick).

"Wie würde mein bester Freund mich beschreiben und wie mein größter Feind? Und doch bin ich die gleiche Person. Das war der Ausgangspunkt zu der Idee von Das Netz", so beschreibt Erfinder Hartmann die Idee. "In dieser Serienwelt haben wir die Möglichkeit, die Charaktere durch verschiedene Perspektiven wandeln zu sehen, als sei es das wirkliche Leben. Die Fußballwelt ist global und gleichzeitig überschaubar. Sie eignet sich daher bestens, um ihre korrupten Verstrickungen zu beschreiben."

Birgit Minichmayr taucht in eine Welt aus Korruption und Intrigen ein – zu sehen in "Das Netz – Spiel am Abgrund".
Foto: ARD Degeto/Sommerhaus Serien Gmbh

Die Beiträge sind national eigenständig, inhaltlich jedoch miteinander verflochten. Aus den noch 2018 geplanten fünf Teilen wurden vorerst drei mit jeweils acht Folgen. "Ein länderübergreifendes, inhaltlich vernetztes Serienprojekt wie Das Netz ist ein absolutes Novum auf dem europäischen Fernsehmarkt, das man in der Form zunächst von den globalen Big Playern wie Netflix & Co erwarten würde", lässt sich Servus-TV-Chef Ferdinand Wegscheider zitieren.

Drei Teile – vorerst

Prometheus heißt der österreichische Teil der Serie mit Tobias Moretti in der Hauptrolle, gedreht wurde dafür vergangenes Jahr in Wien, Salzburg, Bad Gastein und Liverpool, Regie führten Andreas und Daniel Prohaska, die Drehbücher schrieb Martin Ambrosch (Wiener Blut, Das finstere Tal). Beim deutschen Part – Spiel am Abgrund – übernahm Rick Ostermann (Das Boot, Das Haus) die Regie, hier ist Birgit Minichmayr als Strafverteidigerin zu sehen.

Und für den italienischen Teil mit dem Titel Power Play sind Volfango de Biasi und Lorenzo Sportiello verantwortlich. Darin geht es um den italienischen Traditionsverein Toscana FC, der versucht, sich gegen Investoren aus China zu wehren. Weitere Folgen sind in Entwicklung, unter anderem aus Portugal und Brasilien.

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Zu viele dunkle Seiten: Der deutsche Serienpart "Spiel am Abgrund"

Der Fisch beginnt am Kopf zu stinken: Ein bis an die Spitze korrupter Fußball-Weltverband möchte im Milliardengeschäft Fußball noch eines draufsetzen und schmiedet Pläne, eine Liga mit den besten Teams der Welt zu gründen.

Um die Funktionäre zu überzeugen, öffnet der Präsident Jean Leco (Raymond Thiry) gerne einmal persönlich seinen Schrank, um sich mit Geschenken die Stimmen der Kritiker zu sichern. Uhren sind dabei sehr beliebt. Anderen stellt er wiederum Glück bei der Auslosung in Aussicht. Sonst wären Südkorea bei der Heim-WM 2002 und Russland 2018 nicht so weit gekommen, behauptet er, das fleischgewordene Klischee eines korrupten Fußballpräsidenten samt Entourage, die das schmutzige Geschäft rundherum erledigt.

Eva Mattes beim Ermitteln in "Netz – Spiel am Abgrund".
Foto: ARD Degeto/Sommerhaus Serien Gmbh

Rund einen Monat vor Beginn der Fußballweltmeisterschaft in Katar kommen diese fiktiven Szenarien aus der achtteiligen Serie Das Netz – Spiel am Abgrund gerade recht, um auf die Realität hinzuweisen: die dunklen Seiten des Fußballs – zu sehen ab 20. November in der Realität von Katar.

Dass es davon auch in einer Serie jede Menge gibt, muss Strafverteidigerin Lea Brandstätter (Birgit Minichmayr) schmerzhaft erfahren. Ihr Freund, der erfolgreiche Fußballscout David Winter (Itay Tiran), stirbt bei einem Unfall. Winter hat mit seiner Scoutingagentur Spieler in Ghana rekrutiert, um sie in Europa zu Geld zu machen.

Lea beginnt mit ihrer Kanzleikollegin Christina (Eva Mattes) zu ermitteln, in welche kriminellen Machenschaften ihr Freund verwickelt war. Involviert ist auch der kürzlich aus dem Knast entlassene Hooligan Marcel Fork (Max von der Groeben), dessen Freund erstochen wird. Die Resozialisierung fällt in dem Milieu nicht leicht, die Suche nach der Wahrheit schwer.

Korruption, Mord, skrupelloses Scouting, ein Intrigantenstadl und Hooliganismus sind nur einige der Ingredienzen, die Fußball in der Serie zur Nebensache machen. Es könnten aber auch zu viele sein. (omark)

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Vom Bluthund zur Klofrau: Österreich-Teil "Prometheus" mit Tobias Moretti

Früher, da war er wer. Ein erfolgreicher Fußballprofi und dann später ein gefürchteter Dopingjäger. Bluthund wurde er genannt, er kannte alle Tricks, kein Spieler war vor ihm sicher. Und damit machte er sich im korrupten System des Weltfußballs nicht nur Freunde. In der achtteiligen Produktion Prometheus, dem österreichischen Teil des Serien-Events "Das Netz", spielt Tobias Moretti den Arzt Georg Trotter. Ein Lichtblick in diesem dunklen Netz des Profifußballs, wo Moral nicht zu den geschätztesten Eigenschaften zählt.

Dopingjäger Tobias Moretti "Prometheus".
Foto: ARD Degeto/Servus TV/MR Film

Doch Trotters gute Zeiten sind vorbei, sein Sohn wurde vor zehn Jahren bei einem Unfall getötet, seine Frau Diana (Angel Goulby) sitzt seitdem im Rollstuhl, und er ist mittlerweile ein stinknormaler Chirurg, operiert kaputte Hüften und Kniegelenke. Doch ein Bluthund ist er noch immer, den Glauben an sauberen Sport hat er nie aufgegeben, noch immer nimmt er Dopingproben. "Der österreichische Zerstörer, was ist aus ihm geworden: eine Klofrau", sagt einmal ein Trainer zu ihm, als einer seiner Spieler von Trotter kontrolliert wird. Doch sein Leben und das seiner Frau – einer ehemaligen investigativen Journalistin – ändern sich rasant, sein früherer Fußballkollege Jeremy will Beweise haben, dass der Unfall damals Mord war. Und sein alter Freund Andreas Müller (Benjamin Stadler) bietet ihm die Leitung einer hochmodernen Klinik in den Alpen an. Zeit also für einen Neubeginn. Aber freilich holt ihn die Vergangenheit ein. Aber auch die Zukunft in Form von Genmanipulation. Denn nur vordergründig sind es nur erlaubte Methoden, die in der supermodernen Klinik unter der androgynen Chefin Edmunda Cerna (Agata Buzek) entwickelt werden, um die besten aller besten Nachwuchsspieler auszusieben – das Geschäft ist eben beinhart.

Nicht alles ist hier immer nachvollziehbar, manche Wendungen sind dann doch zu dick aufgetragen, ebenso wie manche Dialoge. Vor allem jene zwischen Trotter und seiner Frau Diana. (ae, 19.10.2022)