Die Treibstoffpreise halten die Inflation weiterhin auf hohem Niveau. Aber auch Haushaltsenergie, Nahrungsmittel und die Gastronomie wurden im September deutlich teurer.

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Die Inflation in Österreich schaukelt sich immer weiter auf. Mit 10,5 Prozent im September hat sie den höchsten Wert seit 1952 erreicht – und wird vermutlich in den nächsten Monaten weiterhin sehr hoch bleiben. Ausschlaggebend für die Teuerungswelle sind vor allem die hohen Preise für Treibstoffe und Haushaltsenergie. "Preise für Nahrungsmittel und Gastronomie stiegen im Vergleich zum Vorjahr ebenfalls weiterhin stark an", sagte Statistik-Austria-Chef Tobias Thomas am Mittwoch.

Konkret dürften sich die Preiserhöhungen der Landesenergieversorger für Haushaltsenergie in Wien und Niederösterreich ebenso niedergeschlagen haben wie der ausgelaufene Sommerschlussverkauf. Bekleidung und Schuhe gehörten zuletzt zu den wenigen preisdämpfenden Faktoren der Inflationsberechnung. Damit wurde Haushaltsenergie zum Preistreiber Nummer eins. Sie hat alleine 2,5 Prozentpunkte zur Teuerung beigetragen, sodass ohne die Kosten für Gas und Strom der Preisauftrieb bloß 8,0 Prozent betragen hätte.

Nahrung empfindlich teurer

Für Verkehr wurden die Preise im September durchschnittlich um 17,5 Prozent angehoben, wobei sich besonders die Kosten an der Zapfsäule stark erhöht haben. Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke wurden im Mittel um 13,9 Prozent teurer. Auch in der Gastronomie und Hotels müssten Gäste deutlich tiefer in die Tasche greifen, der Preisauftrieb betrug 10,5 Prozent.

Damit wurde die Schnellschätzung der September-Inflation in Österreich bestätigt. In den vorangegangenen Monaten musste der Wert jeweils leicht nach oben korrigiert werden, nämlich für August um 0,2 Prozentpunkte auf 9,3 Prozent. Im Monatsabstand sind die Verbraucherpreise im September damit um 1,6 Prozent gestiegen.

Teurer Wocheneinkauf

Hoch gewichtet sind die Spritpreise auch im sogenannten Miniwarenkorb, der einen Wocheneinkauf abbilden soll, weshalb der Preisauftrieb deutlich geringer ausgefallen ist: Nach 15,9 Prozent im August betrug die Teuerung in diesem Bereich 16,1 Prozent. Preissteigerungen beim Miniwarenkorb werden von der Bevölkerung stark wahrgenommen, da es sich um regelmäßige und nur schwer vermeidbare Ausgaben handelt. Die Kosten beim Miniwarenkorb, der überwiegend Nahrungsmittel, aber auch Tageszeitungen oder Kaffee im Kaffeehaus umfasst und den täglichen Einkauf repräsentiert, stiegen im Jahresabstand um 11,5 Prozent.

Damit hat die derzeitige Teuerungswelle in Österreich bereits die Inflationsspitze der 1970er-Jahre übertroffen. Damals hatte der erste Ölpreisschock nach dem Jom-Kippur-Krieg im Jahr 1973 zu einer anhaltenden Phase sehr hohen Preisauftriebs geführt. Den Gipfel erreichte die Entwicklung im Juni des folgenden Jahres bei 10,2 Prozent.

Fast zehn Prozent in Eurozone

Gemäß EU-Berechnungsmethode lag die Inflation laut einer Schnellschätzung in Österreich bei 10,9 Prozent. In der gesamten Eurozone ist der Preisauftrieb laut der Statistikbehörde Eurostat im September auf den Rekordwert von 9,9 Prozent gestiegen. In zehn Ländern der Währungsunion ist die Teuerung zweistellig ausgefallen, im Baltikum haben die Verbraucherpreise sogar um mehr als 20 Prozent zugelegt.

Auch für Oktober und November ist mit einer weiterhin sehr hohen Teuerung zu rechnen. Eine Erleichterung sollte erst im Dezember folgen, wenn in Österreich die Strompreisbremse, die laut Statistik Austria in die Inflationsberechnung einfließen wird, greift.

Zinserhöhungen der EZB

Angesichts der konstant hohen Teuerung in der Eurozone hat die EZB im Juli ihre Nullzinsphase beendet und seither den Leitzins in zwei Schritten auf 1,25 Prozent erhöht. In der nächsten Woche wird sie aller Voraussicht nach bei der Ratssitzung am Donnerstag einen weiteren Zinsschritt setzen, eine neuerliche Erhöhung um 0,75 Prozentpunkte steht im Raum.

Am Finanzmarkt wird aktuell damit gerechnet, dass der Leitzins bis zum Frühjahr 2023 auf rund 3,5 Prozent weiter nach oben gesetzt wird. Der Chef der Deutschen Bundesbank, Joachim Nagel, warnte zuletzt davor, den Zinserhöhungskurs der EZB zu schnell zu beenden. "Es besteht in der Tat das Risiko, dass die geldpolitische Straffung zu früh gestoppt wird", sagte er zu Wochenbeginn in einer Rede an der Harvard Universität in Cambridge bei Boston. (Alexander Hahn, 19.10.2022)