Um Kinder und Jugendliche unbürokratisch und rasch mit psychologischen und psychotherapeutischen Behandlungen unterstützen zu können, wurde im März 2022 das Projekt "Gesund aus der Krise" umgesetzt.

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Die Auswirkungen der Corona-Krise haben auch zu einem signifikanten Anstieg bei psychischen Erkrankungen geführt. So gab es laut WHO im ersten Jahr der Pandemie weltweit geschätzt 25 Prozent mehr Fälle von Angstzuständen und Depressionen, wie eine Studie aus 204 Ländern ergeben hat. Betroffen sind vor allem Kinder und Jugendliche: Nach Angaben des Berufsverbands Österreichischer Psychologinnen und Psychologen sind mehr als die Hälfte der jungen Menschen in Österreich unter 22 Jahren von depressiven Symptomen betroffen. Themen sind auch Schlafstörungen, Angstsymptome, Essstörungen oder Suizidgedanken.

Finanzielle Mittel auf 20 Millionen Euro aufgestockt

Um Kinder und Jugendliche unbürokratisch und rasch mit psychologischen und psychotherapeutischen Behandlungen unterstützen zu können, wurde im März 2022 das Projekt "Gesund aus der Krise" umgesetzt. Die türkis-grüne Bundesregierung reservierte für die Initiative 13 Millionen Euro. Am Donnerstag gaben Gesundheits- und Sozialminister Johannes Rauch (Grüne) sowie Jugendstaatssekretärin Claudia Plakolm (ÖVP) bekannt, dass das Projekt bis Ende 2023 verlängert und die finanziellen Mittel auf 20 Millionen Euro aufgestockt werden.

Plakolm verwies darauf, dass psychische Gesundheit kein Tabuthema mehr sein dürfe. "Machen wir es normal, sich Hilfe zu holen", sagte die Staatssekretärin. Laut Beate Wimmer-Puchinger, Präsidentin des Berufsverbands Österreichischer PsychologInnen (BÖP), können rund 400 Institutionen – von Ärztinnen über Schulpsychologen bis zu Jugendeinrichtungen und Jugendämtern – betroffene Kinder und Jugendliche an professionelle Stellen weitervermitteln. Dem Projekt steht bereits ein Pool von knapp 800 Psychologen und Psychotherapeuten österreichweit zur Verfügung. Bedarf anmelden können aber auch Erziehungsberechtigte sowie Jugendliche ab 14 Jahren eigenständig.

7.171 Anmeldungen seit März

Mit der Umsetzung des Projekts beauftragt sind der BÖP sowie der Österreichische Berufsverband für Psychotherapie (ÖBVP). Seit März haben sich 7.171 Kinder und Jugendliche angemeldet – oder wurden angemeldet. Daraus ergaben sich 6.695 Anmeldungen für Behandlungen im Einzelsetting sowie 107 Anmeldungen für ein Gruppensetting. Mit 61 Prozent war der Großteil der Klientinnen und Klienten weiblich, 78 Prozent waren älter als zehn Jahre.

Mit der finanziellen Aufstockung können nun mehr als 10.000 Kindern und Jugendlichen Hilfsangebote gemacht werden. 15 Einheiten für Einzel- und Gruppentherapien sind für die Betroffenen kostenlos. Bisher gab es die Therapien und Beratungen mit Fokus auf die Herausforderungen durch die Corona-Pandemie. Angesichts der aktuellen multiplen Krisenlagen werden die Beratungen aber ausgeweitet, kündigte Rauch an. Der Gesundheitsminister führte in diesem Zusammenhang auch den Ukraine-Krieg, die Energie- sowie die Klimakrise oder Zukunftsängste etwa wegen der Inflation an.

Barbara Haid, Präsidentin des Österreichischen Berufsverbands für Psychotherapie, bedankte sich, dass das Projekt "Gesund aus der Krise" fortgesetzt wird. Es brauche oft nicht viel, "um eine Seele zu retten", sagte sie. Laut Rauch ist das Projekt in Europa einzigartig. Es sei normal, psychologische Hilfe zu brauchen. Das gelte auch für Ältere.

Rauch: "Schulschließungen sollen und werden nicht mehr stattfinden"

Die Herausforderungen und der Umgang mit Corona hätten sich im Verlauf der Pandemie geändert, sagte Rauch. Er verteidigte am Donnerstag erneut die Entscheidung der Bundesregierung, keine FFP2-Masken-Pflicht in bestimmten Bereichen wie Öffis oder Lebensmittelhandel zu verhängen – und verwies auf die Empfehlung zum Maskentragen.

"Wir sind auf einem guten Weg zu lernen, mit Covid zu leben", sagte Rauch – und nannte in diesem Zusammenhang auch die Möglichkeit zur Impfung. Zu Beginn der Pandemie habe niemand gewusst, wie man mit Covid-19 umgehen soll. So gab es etwa geschlossene Klassenräume und Homeschooling, das habe auch zu psychischen Kollateralschäden bei Kindern und Jugendlichen geführt. Das soll es aber nicht mehr geben: "Schulschließungen sollen und werden nicht mehr stattfinden", sagte Rauch. (David Krutzler, 20.10.2022)