Jeder Nachwuchs zählt, damit die Nördliche Batagur-Schildkröte überleben kann.
Foto: Tierpark Schönbrunn

Früher war die Nördliche Batagur-Schildkröte (Batagur baska) in Südostasien zwischen Bengalen, Myanmar und Thailand weit verbreitet. Heute ist sie in vielen diesen Regionen bereits ausgestorben. Auf der Roten Liste der IUCN steht sie schon seit 1982, 2003 avancierte sie zur am stärksten gefährdeten Schildkrötenart – und zu dieser Zeit galten die Nördliche und Südliche Batagur-Schildkröte noch als eine Art.

Zu ihrem Verschwinden trägt vor allem bei, dass ihre Eier und ihr Fleisch als schmackhaft gelten und ihren Panzern Heilkraft angedichtet wird. Außerdem wird ihr Lebensraum bedroht: Mangrovenwälder werden abgeholzt, Niststrände durch Sandabbau und Dämme zerstört. Doch ein einzigartiges Zuchtprogramm im Tiergarten Schönbrunn hat dieser Art wohl das Überleben gesichert.

Im Rahmen des Nachzuchtprogramms schlüpften bereits 650 Jungschildkröten.
Foto: Tierpark Schönbrunn/Norbert Potensky

650 Jungtiere

Vor zwölf Jahren gelang dort die weltweit erste Nachzucht der Nördliche Batagur-Schildkröte, danach wurde in der Heimat der Tiere in Bangladesch unter Leitung der Wiener Experten ein Artenschutzprojekt gegründet. Seitdem konnten 650 Jungtiere schlüpfen, berichtete der Tiergarten anlässlich des "Reptile Awareness Day" am 21. Oktober.

Weltweit ist jede fünfte Reptilienart von der Ausrottung bedroht, mehr als die Hälfte davon sind Schildkrötenarten. Gemeinsam mit nationalen und internationalen Projektpartnern sowie der örtlichen Bevölkerung wurden in Bangladesch innerhalb der vergangenen zehn Jahre zwei Zuchtstationen aufgebaut, in denen mittlerweile hunderte Jungtiere geschlüpft sind.

Video: Die Nördliche Batagur-Schildkröte wird bis zu 60 Zentimeter lang und ernährt sich fast ausschließlich vegetarisch.
Zoovienna Tiergarten Schönbrunn

Besenderte Schildkröten

"Wir haben auch bereits einige der Schildkröten mit Satellitensendern ausgestattet und in den Mangrovenwäldern wieder angesiedelt. So können wir ihre Wanderrouten dokumentieren, ihr Verhalten erforschen und testen, ob sie hier einen intakten Lebensraum vorfinden", sagte Doris Preininger, wissenschaftliche Mitarbeiterin des Tiergarten Schönbrunn.

Das Artenschutzprojekt der Batagur-Flussschildkröte zählt laut dem Wiener Zoo zu den erfolgreichsten Zoo-Projekten weltweit. "Zuerst durften wir uns 2010 über die Welterstnachzucht dieser äußerst seltenen Tierart bei uns im Tiergarten Schönbrunn freuen. Mittlerweile ist es uns gelungen, hunderte Tiere in Bangladesch nachzuzüchten", sagte der Projektleiter und zoologische Abteilungsleiter Anton Weissenbacher.

Durch das Nachzuchtprogramm am Tierpark Schönbrunn bekommt die Nördliche Batagur-Schildkröte eine zweite Chance.
Foto: Tierpark Schönbrunn/Rupert Kainradl

Zu viele Fischernetze

"Die hohe Anzahl an Fischernetzen in dem grundsätzlich gut geeigneten Lebensraum ist aber eine große Gefahr für die Schildkröten. Gemeinsam mit nationalen Behörden arbeiten wir an einer nachhaltigen Lösung, um die Wiederansiedlung dieser Schildkrötenart langfristig zu sichern", betonte er. 2022 konnte das Team des Tiergartens Schönbrunn nach zwei Jahren coronabedingter Pause endlich wieder selbst das Artenschutzprojekt in Bangladesch besuchen. (red, APA, 20.10.2022)