Seit Beginn der Pandemie stiegen die Bilanzgewinne mein Dorotheum stattlich. Die zeitgleich bezogenen Corona-Hilfen summieren sich auf fast 6,5 Mio. Euro.

Foto: Sontacchi-Reumiller

Die Auktionsbranche gehört zu den Profiteuren der Pandemie: Der schnellen Umstellung auf einen Online-only-Betrieb sei Dank, der sowohl bestehenden als auch neuen Klienten eine Alternative zu Kunstmessen bot, die anfänglich reihenweise abgesagt worden waren.

Der 2020 verzeichnete Umsatzrückgang blieb tatsächlich überschaubar, im Jahr darauf vermeldeten die Big Player bereits neue historische Höchstwerte. So auch das Dorotheum, das Mitte Dezember 2021 das beste Geschäftsjahr in der Geschichte des Hauses verkündete, ohne den Jahresumsatz zu nennen.

Jahresabschluss 2021

Eine Tradition, die – ungeachtet internationaler Gepflogenheiten führender Auktionshäuser – nach der Privatisierung unter dem damaligen Finanzminister Karl-Heinz Grasser 2001 eingeführt wurde. Als Privatunternehmen müsse man keine Details veröffentlichen, so der Tenor. Zeitversetzt gibt darüber der Jahresabschluss Einblick, über den jetzt seit kurzem auch die Daten von 2021 einsehbar sind. Demnach summierten sich die in Österreich erzielten Umsatzerlöse auf ein All-Time-Hoch von 93,77 Millionen Euro. Der Löwenanteil entfiel dabei auf das Kommissionsgeschäft aus Versteigerungen mit 48,53 Millionen Euro, gefolgt vom Direktverkauf (Handelswaren, 23,62 Mio. Euro) und dem von der Pandemie befeuerten Pfandgeschäft (16,54 Mio. Euro).

Sonstiges": Corona-Zuschüsse

Ein weiteres Scherflein trug die Kategorie "Sonstige betriebliche Erträge" mit 5,07 Millionen Euro (2020: 4,86 Mio. Euro) bei, wozu auch staatliche Förderungen zählen: einerseits Kurzarbeitsbeihilfen in der Höhe von 1,536 Millionen Euro (2020: 1,897 Mio. Euro), andererseits Umsatzersatz aus dem Corona-Hilfsfonds in einer Größenordnung von 1,17 Millionen Euro (2020: 763.000 Euro).

Der für 2021 verzeichnete Bilanzgewinn stieg auf stattliche 15,76 Millionen Euro und hob sich damit zum zweiten Mal in Folge (2020: 15,32 Mio. Euro) deutlich von den Vergleichswerten der Jahre vor der Pandemie ab (2019: 8,03 Mio.; 2018: 7,13 Mio.). Trotz Schwierigkeiten "im Zeichen der Pandemie", etwa auch der behördlich angeordneten Schließungen der Betriebsstätten an 77 von "302 Einkaufstagen im Jahr", konnte "das herausfordernde Jahr 2021 erfolgreich beendet werden", wie es im Lagebericht heißt.

Rechnungshof kritisiert Überförderung

Ein weiteres Trostpflaster findet sich über die öffentlich zugängliche Datenbank der EU-Kommission, in der staatliche Corona-Hilfen an Unternehmen erfasst werden: Demnach genehmigte die Covid-19-Finanzierungsagentur der Bundes GmbH (Cofag) dem Dorotheum am 30. August 2022 zusätzlich einen Verlustersatz für Umsatzausfälle von 1,046 Millionen Euro. Für welchen Betrachtungszeitraum bleibt unklar, da dieser Zuschuss inklusive Nachfrist bis 30. Juni 2022 beantragt werden konnte. Auf Anfrage waren dazu keine Details vom Dorotheum in Erfahrung zu bringen.

Fazit: Trotz Rekordumsätzen und Bilanzgewinnen während der Pandemie gab es obendrauf noch staatliche Subventionen. Ein mutmaßlicher Fall von "potenzieller Überförderung", wie sie vom Rechnungshof zuletzt heftig kritisiert wurde. (Olga Kronsteiner, 21.10.2022)