Der Nationalfeiertag als Tag der Fahne: 43 Prozent sind stolz, dass man sich in die Politik einbringen kann.

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Linz – Das Bild, das die österreichische Politik bietet, ist wohl kein Anlass, stolz zu sein. Das mag momentan besonders klar erscheinen, im Zeitvergleich aber ist das Image auch nicht viel schlechter, als es schon vor elf Jahren war – also zu jener Zeit, als Werner Faymann (SPÖ) Kanzler und Michael Spindelegger (ÖVP) dessen Vizekanzler war.

Worauf aber können die Österreicherinnen und Österreicher stolz sein? Die landschaftliche Schönheit führt seit vielen Jahren die vom Linzer Market-Institut abgefragte Liste an, auch wenn es da langfristig einen Rückgang gegeben hat. Derzeit nennen diesen Punkt 79 Prozent, 2011 waren es noch 86. Rückgänge gab es auch beim Stolz auf die heimische Küche (62 Prozent), die kulturellen Leistungen (45 Prozent) und besonders deutlich beim Stolz auf die Leistungsfähigkeit von Industrie und Wirtschaft, der seit 2011 um neun Prozentpunkte auf 32 Prozent zurückgegangen ist.

Umweltqualität angezweifelt

Noch deutlicher ist der Stolz auf die Umweltqualität zurückgegangen: Noch vor vier Jahren waren 53 Prozent auf die Qualität der Umwelt stolz, jetzt sind es nur noch 36 Prozent. Hier dürfte die laufende Berichterstattung über die Veränderung des Klimas eine meinungsprägende Rolle spielen.

Acht Prozentpunkte Rückgang gibt es beim Stolz auf die politische Stabilität, derzeit sind nur zehn Prozent darauf stolz – verglichen mit dem Jahr 2009 (Regierung Faymann/Pröll) ist der Rückgang in diesem Punkt besonders deutlich: Damals waren sogar 33 Prozent auf die Stabilität stolz.

"Dazwischen liegt die Erfahrung mehrerer Krisen, von denen sich die Menschen mehr oder weniger betroffen gefühlt haben – und derzeit ist der Optimismus auf einem außergewöhnlichen Tiefstand. Die wenigen Optimisten schätzen soziale Sicherheit, politische Stabilität und das Schulsystem wesentlich höher, als es die erklärten Pessimisten tun", liest Market-Studienleiter David Pfarrhofer aus den Daten.

Stolz auf die Demokratie

Optimisten zeigen auch deutlich höheren Stolz darauf, dass Österreich ein demokratisches Land ist, in dem sich jeder in die Politik einbringen kann. Dieser Stolz auf die Demokratie wird in besonders hohem Maß von der Wählerschaft der SPÖ, der ÖVP und der Grünen geteilt – von den Freiheitlichen besonders wenig.

Die Wählerschaften von ÖVP, FPÖ und MFG verbindet ein hoher Stolz auf die Neutralität. Dieses Thema unterliegt starken Schwankungen – zu Beginn des vorigen Jahrzehnts hatte die Neutralität weniger als die Hälfte der Befragten stolz gemacht, jetzt generiert die Neutralität wieder bei einer absoluten Mehrheit der Befragten ein Gefühl des Stolzes. Dabei ist der Stolz bei Befragten über 50 sehr viel stärker ausgeprägt als bei Jüngeren.

Und obwohl die Umfrage vor Bekanntwerden der Nobelpreis-Zuerkennung an Anton Zeilinger durchgeführt wurde, sagen 36 Prozent, dass man in Österreich auf bekannte Forscher stolz sein kann. Dieser Stolz ist aber ungleich verteilt: Anhänger der ÖVP und Senioren sind deutlich stärker auf Wissenschaft und Forschung stolz als die übrige Bevölkerung. (Conrad Seidl, 25.10.2022)