Christophe Slagmuylder lässt die Festwochen (vorzeitig) hinter sich zurück.

Foto: APA/HANS PUNZ

Am Mittwoch wurde bekannt, dass Festwochen-Intendant Christophe Slagmuylder kommendes Jahr Wien verlässt – ein Jahr früher als geplant und obwohl er zuvor angekündigt hatte, sich für eine Verlängerung um fünf Jahre bewerben zu wollen. "Ich habe keine Veränderung angestrebt und mich nirgendwo beworben", beteuert er am Freitag im Gespräch mit der APA. "Ich wollte wirklich gern in Wien weitermachen und habe das auch den Headhuntern gesagt. Aber sie sind hartnäckig geblieben." In Brüssel wird er das Kulturzentrum Bozar übernehmen. Es hat gleich mehrere Ausstellungs- und Aufführungssäle, von denen der größte 2.200 Besucher fasst.

Zwei Gründe hätten die Entscheidung erleichtert: Es ist eine Rückkehr in seine Geburtsstadt, die lange auch seine künstlerische Heimat war. Und es ist nach 20 Jahren als Festivalmacher ein festes Mehrspartenhaus, in dem er sich noch einmal neu erfinden und bewähren kann. "Zu einem weiteren internationalen Festival wäre ich nicht gewechselt. Da hatte ich in Wien wirklich die denkbar besten Bedingungen."

Kein künstlerisches Scheitern

Einen Grund habe sein Wechsel jedoch sicher nicht, betont der Intendant: künstlerisches Scheitern. So hat es immer wieder Kritik an der Tanz- und Performancelastigkeit seiner Programmierung gegeben, die die Wiener Festwochen zu wenig klar vom Impulstanz-Festival abhob, oder an einer zu geringen Einbindung der Wiener Szene. Er habe von Künstlern und Publikum sehr viel Zuspruch erfahren, entgegnet Slagmuylder darauf, Kritik sei hingegen sicher "mitunter auch politisch motiviert" gewesen.

Und die schwachen Kennzahlen zum Kartenverkauf? Die durch eine kürzlich vom "Kurier" publizierte Beantwortung einer von der Wiener ÖVP gestellten Anfrage bekannt gewordenen Zahlen – so wurden 34.993 Karten aufgelegt und nur 15.104, also 43 Prozent, davon zum Vollpreis verkauft – stimmten zwar alle, stellten jedoch "den falschen Diskurs dar", sagt Festwochen-Geschäftsführerin Artemis Vakianis. "Das Zusammenspiel von normalen und verbilligten Karten sowie Freikarten ist eine ganz normale Vorgehensweise. Es entspricht auch unserem kulturpolitischen Auftrag, so vorzugehen."

Karteneinnahmenziel erreicht

Das Karteneinnahmenziel von 700.000 Euro habe man erreicht und sei daher mit dem wirtschaftlichen Ergebnis zufrieden. Nicht zufriedenstellend sei allerdings gewesen, dass – unter anderem bedingt durch den Ausfall einer Produktion – deutlich weniger Karten angeboten wurden als früher. "Das werden wir schon im kommenden Jahr ändern."

Was Slagmuylders Abgang für die Planung der Jahre nach 2023 bedeutet? "Unseren Partnern werden wir signalisieren, dass an den Planungen festgehalten wird. Jeder, der neu kommt, wird froh sein, wenn er einen gewissen Grundstock der Planung vorfindet. Größere Produktionen brauchen einen solchen Vorlauf. Es ist aber noch genug Spielraum für eigene Visionen", sagt Geschäftsführerin Vakianis. Einstweilen wird die Leitung ab 2024 neu ausgeschrieben. Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ) schloss zuletzt eine interimistische Lösung nicht aus. (red, APA, 21.10.2022)