Sören Buschmann, Hannes Moser, Günter Lechner, Christina Weixlbauer, Julia Kobler und Joseph Gepp (v. li.) beim Alpbacher Finanzsymposium.

Foto: Young Talent Panel

Wie hat sich die Corona-Pandemie auf die Arbeitswelt ausgewirkt? Homeoffice, tönt es da zumeist als erste Antwort. Doch Homeoffice ist nur der Anfang. Vielmehr verschiebt sich unter jungen Fachkräften im Finanzbereich gerade ein komplettes, die Arbeit betreffendes Weltbild. Die Pandemie hat den Trend nicht ausgelöst, aber beschleunigt. "Dass wir unseren Mitarbeitern Homeoffice-Regelungen anbieten, ist inzwischen sowieso gesetzt", sagte Hannes Moser, Finanzvorstand des oberösterreichischen Kunststoffkonzerns Greiner in Kremsmünster.

Die Worte fielen bei einer Podiumsdiskussion im Rahmen des 36. Alpbacher Finanzsymposiums. Dabei trafen die Sichtweisen dreier junger Fachkräfte unter 35 Jahre auf jene des erfahrenen Managers Moser sowie des Wiener Managementberaters Sören Buschmann (der Autor dieser Zeilen moderierte).

Es zeigt sich: Junge, talentierte Arbeitskräfte in Finanzabteilungen geben sich inzwischen nicht mehr nur mit Homeoffice-Möglichkeiten zufrieden. Sie stellen höhere Anforderungen an ihre Jobs. Diese müssen Unternehmen berücksichtigen, wenn sie Talente gewinnen und langfristig binden wollen.

Man wolle heutzutage "an den Daten arbeiten, nicht mehr mit den Daten", so formulierte es Julia Kobler aus dem Bereich Treasury und Risk Controlling bei der Hofer KG in Salzburg. Mitarbeiterinnen wie Kobler sähen ihre Aufgabe nicht mehr darin, bloß Excel-Tabellen mit Material zu befüllen – sondern darüber hinaus die Geschäftszahlen kreativ zu interpretieren und solcherart gute Entscheidungen im Konzern herbeizuführen. Dieser neue Zugang zu Zahlen geht mit einem veränderten Anspruch an die Arbeit einher.

Mehr Mitbestimmung und Sichtbarkeit

Wie neben Kobler auch Günter Lechner (aus dem Controlling beim niederösterreichischen Metallverarbeiter Berndorf AG) und Christina Weixlbaumer (bei der Lufthansa in Frankfurt für den Bereich Financial Transformation verantwortlich) ausführten, fordern junge Mitarbeiter mehr Transparenz bei Entscheidungsprozessen, mehr Einbindung in dieselben und mehr Sichtbarkeit für junge Mitarbeiter. Dass aus einer abzirkelten Vorstandsriege Entscheidungen nach außen durchgegeben werden, deren Zustandekommen niemand genau begreift, diese Zeiten sind also vorbei – zumindest vom Anspruch her.

Auch die "Kenntnis des operativen Bereichs" wird zu einer immer wichtigeren Angelegenheit. Wer ein Unternehmen nicht nur von einigen Geschäftszahlen her kennt, sondern aus möglichst viele Ecken, "kann Tragweite und Auswirkungen von Entscheidungen besser abschätzen", so Lufthansa-Mitarbeiterin Weixl baumer.

Was sagen die erfahrenen Manager dazu? Greiner-Finanzchef Moser wie auch Unternehmensberater Buschmann sehen die neue Tendenz nicht negativ – eher im Gegenteil. Mit höheren Ansprüchen an den Job kommt nämlich auch meist die Bereitschaft, aus dem eigenen Kastl hinaus- und für das ganze Unternehmen mitzudenken. Manchmal jedoch geht der Wunsch nach Flexibilität zu weit: Moser berichtete etwa von Jobbewerbern, die den Wunsch hegen, monatelang remote zu arbeiten, etwa von Urlaubsdestinationen aus. "Unter solchen Umständen ist es schwierig, Teams zu führen."

Trotzdem, die neue Arbeitswelt bringt für Unternehmen nicht nur Herausforderungen, sondern durchaus auch Chancen. (Joseph Gepp, 22.10.2022)