Erst im Oktober startete eine neue Crew zur Internationalen Raumstation, darunter die Russin Anna Kikina, links im Bild.
Foto: APA/AFP/JIM WATSON

Im Weltall gibt es keine Grenzen, zumindest nicht im herkömmlichen Sinn. Nach dem Kalten Krieg entwickelte sich Raumfahrt immer mehr zu einem globalen, völkerverbindenden Unterfangen. Mit seiner Rolle darin tat sich Russland seit dem Beginn des Angriffskriegs in der Ukraine zusehends schwer. Im Juli verkündete man, bis 2024 aus der Zusammenarbeit zum Betrieb der Internationalen Raumstation ISS aussteigen zu wollen und eine eigene Raumstation zu planen.

Nun scheint es doch anders zu kommen. Russland erwägt, trotz der Spannungen mit dem Westen infolge des Ukrainekriegs die Zusammenarbeit auf der Internationalen Raumstation (ISS) bis 2028 weiterzuführen. "Wir halten es für möglich, die Nutzung der ISS in Minimalkonfiguration bis zum Aufbau einer russischen Raumstation fortzusetzen, das heißt bis 2028", sagte Russlands Vizepremier und Industrieminister Denis Manturow der Nachrichtenagentur Interfax zufolge am Sonntag.

Image als Weltraumnation

Manturow begründete das neue Ausscheidungsdatum damit, dass Russland so die Stetigkeit des eigenen bemannten Raumfahrtprogramms absichern könne. Nur so könne das Know-how im technischen und industriellen Bereich, aber auch das Image und die Unabhängigkeit Russlands als Weltraumnation gesichert werden, sagte der Industrieminister. Aus Branchenkreisen hieß es zuvor, dass erste Teile für eine Raumstation 2028 ins All geschickt werden können.

Diesen September führten die beiden Kosmonauten Oleg Artemyev und Denis Matveev einen Außeneinsatz an der ISS durch, wobei ein Roboterarm der europäischen Weltraumorganisation ESA installiert wurde.
Foto: Roscosmos Space Agency via AP

Anfang Oktober hatte der Chef des Programms für die bemannte Raumfahrt in Russland, Ex-Kosmonaut Sergej Krikaljow, erklärt, er hoffe darauf, dass die russische Regierung das derzeit bestehende Abkommen zur gemeinsamen Weiternutzung der ISS verlängere. Zuvor hatte allerdings der Chef der Raumfahrtbehörde, Juri Borissow, angekündigt, die Kooperation nach 2024 zu beenden. Ein genaues Datum hatte er damals aber nicht genannt.

Es ist der nächste Schwenk in Russlands Strategie, was die Beteiligung an der ISS angeht. Die Auswirkungen auf den Betrieb der Raumstation sind derweil noch gering. Im September absolvierten zwei Russische Kosmonauten einen geplanten Außeneinsatz. Am 5. Oktober flog eine neue vierköpfige Crew mit einer Rakete des Weltraumunternehmens Space X zur ISS – mit dabei ist neben einem Japaner, einer US-Amerikanerin und einem US-Amerikaner auch wieder eine Kosmonautin aus Russland. (red, APA, 23.10.2022)