Immer wieder stellen sich Frauen in ihrem Leben die Frage nach der geeigneten Verhütung. Das Angebot ist mittlerweile mannigfaltig und umfasst mechanische sowie hormonelle Methoden. Klar kommt es auf die Lebenssituation an, ob und wie verhütet wird. So geht es beispielsweise beim Kondom nicht nur um die Verhinderung einer Schwangerschaft, sondern auch um den Schutz vor etwaigen Geschlechtskrankheiten. Aus diesem Grund ist das Kondom mit 38 Prozent wohl auch das am häufigsten angewendete Verhütungsmittel in Österreich.

Die Pille ist noch immer die beliebteste Verhütungsmethode nach dem Kondom. Würden Sie einer Pille für den Mann vertrauen?
Foto: imago images/imagebroker/Michael

Bei einer repräsentativen Umfrage der Integral-Meinungsforschung im Auftrag des Gynmed-Ambulatoriums Wien von 2019 wurden Menschen zwischen 16 und 49 Jahren zu ihren Verhütungsmethoden befragt. An zweiter Stelle nach dem Kondom liegt die Pille mit 34 Prozent. Danach finden sich im einstelligen Prozentbereich die Hormonspirale, der Coitus interruptus, die Vasektomie, Dreimonatsspritze, die Kupferspirale, Selbstbeobachtung, Tage zählen, Verhütungsring und Eileiterunterbindung. Die Wirksamkeit der verschiedenen Methoden ist dabei recht unterschiedlich und damit auch die Wahrscheinlichkeit einer ungewollten Schwangerschaft.

Wer trägt die Verantwortung?

Bei der Studie wurde auch gefragt, wer für die Verhütung zuständig ist – und das Ergebnis zeigt deutlich, dass dies noch immer Frauensache ist. Fast doppelt so häufig sind Frauen mit 42 Prozent allein dafür zuständig, während es bei Männer nur 23 Prozent sind. Die sichersten Verhütungsmittel gibt es, abgesehen von der Vasektomie, auch nur für Frauen. Es gibt zwar seit Jahrzehnten immer wieder Meldungen darüber, dass an der Pille für den Mann geforscht wird, aber am Markt befindet sich ein solches Produkt noch nicht. Ein Durchbruch bei der Forschung würde die Verantwortung neu verteilen.

Männer nehmen laut der Befragung die derzeitige eingeschränkte Kontrolle über die Fruchtbarkeit resignativ zur Kenntnis, wären aber mit 39 Prozent dazu bereit, eine reversible Verhütungsmethode anzuwenden, 40 Prozent wissen es nicht, und 21 Prozent würden diese nicht anwenden. Frauen würden sich allerdings nur mit 41 Prozent auf die Verhütung durch den Mann verlassen und die eigene Methode aufgeben, 59 Prozent würden die eigene Verhütungsmethode dennoch zusätzlich weiterhin anwenden. Einerseits wäre es wünschenswert, dass sich die Zuständigkeit und Verantwortung in Sachen Verhütung auf beide Geschlechter gleichermaßen verteilt. Andererseits bedarf es Vertrauen und der Abgabe von Kontrolle – und will man das als Frau überhaupt, ist man doch im Fall einer ungewollten Schwangerschaft weitaus mehr betroffen als ein Mann. Egal ob man sich für die Fortführung der Schwangerschaft entscheidet oder einen Abbruch vornehmen lassen möchte, die Entscheidung und die damit verbundenen Folgen trägt die Frau. Also warum sollte man als Frau die Kontrolle über die Verhütung und somit auch ein Stück über den eigenen Körper dem Mann anvertrauen?

Würden Sie die Verhütung ausschließlich dem Mann überlassen?

Aus welchem Grund (nicht)? Ist es feministisch, dass Männer die Verantwortung für die Verhütung übernehmen sollen? Oder gilt auch hier "My Body, my Choice"? (Judith Wohlgemuth, 10.11.2022)