Ob Tim Cook auch privat die Wiesn besucht hätte, ist fraglich. Für ein medienwirksames Social-Media-Posting war es die Reise aber offenbar wert.

Foto: Twitter/Tim Cook

Beim Formel-1-Grand-Prix von Austin am Sonntag wedelte nicht irgendjemand mit der Zielflagge: Es war der Apple-Chef Tim Cook höchstpersönlich, der den Sieg von Max Verstappen amtlich machte. Wirklich glücklich wirkte Cook jedoch nicht mit der Fahne in der Hand. Zumindest weniger glücklich als noch vor vier Wochen, als er in ebendieser Hand eine Maß Bier in die Höhe stemmen durfte.

Business to Consumer

"Schee, dass ma wieder amoi gmiadlich zamsitzn. So happy to be back to Oktoberfest. Prost!", twitterte Cook am 28. September vom Münchner Oktoberfest. Sein Lächeln wirkte angestrengt, auch wenn er mit Apple-Vizepräsident Eddy Cue und dem deutschen Moderator Kai Pflaume in vertrauenswürdiger Gesellschaft schien. Nur zum Spaß war Cook natürlich nicht in Deutschland. Während die bayerische Staatskanzlei auf Instagram verkünden durfte, dass "Apple in München investiert", wurden auch Fotos geteilt, in denen der Apple-Chef die Berliner App-Entwickler von Flowkey, Komoot und Dogo traf. Ach ja, und eine Trikot-Übergabe vom FC Bayern München wurde zusätzlich inszeniert – wenn man schon da ist.

Peter Lustig
Foto: Twitter/Tim Cook

Die Rennstrecke in Austin zu besuchen hatte ebenfalls mehrere Gründe. So besichtigte Cook am Tag zuvor den neuen Apple-Campus der Stadt und zeigte sich auf Social Media bereitwillig mit Mitarbeitern und Kunden des Apple-Stores in Barton Creek. Zusätzlich zeigte er sich mit dem Entwicklerteam, das gerade an der nächsten Generation des hauseigenen Chips arbeitet. Beim F1-Rennen selbst plauderte er nicht umsonst mit den Veranstaltern oder dem Schauspieler Brad Pitt. Schon seit längerer Zeit besteht offenbar Interesse vonseiten Apples, die Formel 1 auf Apple TV+ zeigen zu können.

Bis dahin sicherte man sich zumindest diverse Projekte zur Renn-Thematik, etwa eine Dokumentation über Lewis Hamilton oder auch einen Spielfilm mit Brad Pitt, der einen Rennfahrer spielen soll. Regie bei diesem Projekt soll Joseph Kosinski führen, der zuletzt für "Top Gun: Maverick" verantwortlich war.

Fremde Welt

Seit etwa einem halben Jahr hat der Apple-Chef seine Präsenz auf Twitter stark verstärkt. Mit beeindruckenden 13,6 Millionen Followern erreicht er eine respektable Gefolgschaft mit seinen Beiträgen. Waren diese Postings vor einem Jahr noch mehr von Fakten getrieben und nur gelegentlich von Interviews mit Tech-Influencern oder Fotos in den diversen Apple-Stores unterbrochen, gestaltet sich der Account seit einigen Monaten eine deutliche Spur persönlicher.

Ob sich der Apple-Chef, der mit Sicherheit einen vollen Terminkalender hat, auf diese Social-Media-getriebenen Auftritte im Bierzelt oder auf der Rennstrecke wirklich freut, kann nur vermutet werden. Während er für die gestellten Fotos nämlich bereitwillig in die Kameras lächelt, wurde das von einer versteinerten Miene begleitete Schwenken der Flagge offenbar ohne sein Wissen aufgenommen. Vielleicht würde er die Termine dann doch lieber in einem schlichten Büro unter vier Augen wahrnehmen. Ein bisserl sympathisch und nahbarer machen ihn die Auftritte, beispielsweise jubelnd für den aus der Apple-Serie "Ted Lasso" bekannten AFC Richmond, dann aber dennoch. Ob der Chef der teuersten Marke der Welt will oder nicht. (red, 24.10.2022