Wird ab sofort nicht mehr am europäischen Parkett als rumänischer Verteidigungsminister auftreten: Vasile Dîncu.

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Bukarest – Rumäniens Verteidigungsminister Vasile Dîncu (Postkommunisten, PSD) ist am Montag unerwartet zurückgetreten. Als überraschend erwies sich seine gegenüber Premierminister Nicolae Ciucă (Liberale Partei, PNL) angeführte Begründung – er könne "unmöglich mit dem obersten Befehlshaber des rumänischen Heeres, Staatspräsident Klaus Johannis, zusammenarbeiten". Er wolle indes "Beschlussfassungen und Projekte des Verteidigungsressorts" nicht beeinträchtigen, stellte Dîncu klar.

Rücktritt nach Fauxpas

De facto erfolgt der Rücktritt des Verteidigungsministers knapp zehn Tage nach einem Fauxpas, den er sich in einer Talkshow geleistet und der ihm sowohl seitens des Staatsoberhauptes als auch des Premierministers sowie seines eigenen Parteichefs Rüffel beschert hatte. Dîncu, ein in Rumänien ansonsten geachteter Soziologe, hatte sich im Gespräch mit einem TV-Sender nämlich für Verhandlungen zwischen dem Westen und Russland als "einzige Friedenschance für die Ukraine" ausgesprochen – letztere werde wohl kaum selbst Zugeständnisse gegenüber Russland, gegebenenfalls auch territoriale, machen können, hatte Dîncu argumentiert.

Dieses Statement brachte dem Verteidigungsminister prompt harsche Kritik sowohl seitens Staatspräsident Klaus Johannis als auch Premierminister Ciucă und PSD-Chef Marcel Ciolacu ein. Staatschef Johannis empfahl Dîncu, sich in puncto Richtlinien der eigenen Regierungspolitik sowie der Position der EU zum Ukraine-Krieg besser zu informieren – die ukrainischen Bürger würden zurzeit den Blutpreis bezahlen, einzig die Ukraine könne daher auch entscheiden, ob, wann und wie sie Verhandlungen mit Russland eingehen wolle, so Johannis.

Regierungschef Ciucă verlautbarte seinerseits, mit Dîncu deswegen "Klartext reden" zu müssen, während ihn letzten Endes sogar sein eigener Parteichef, Marcel Ciolacu, verriss: Dincu habe "eindeutig falsch gelegen" – als Verteidigungsminister habe er "keine Meinungen" abzugeben, umso weniger "in Kriegszeiten", sondern sich an die Richtlinien der Regierungspolitik zu halten, hatte Ciolacu gewettert.

Als Nachfolger Dîncus wird laut Medien der frühere Premierminister und gegenwärtige Europaabgeordnete Mihai Tudose (PSD) gehandelt; fürs Erste dürfte sein Amt kommissarisch von Regierungchef Ciucă, einem Vier-Sterne-General a. D., übernommen werden. (APA, 24.10.2022)