Wenn die Influenza-Welle auf eine Corona-Welle trifft, kann sich eine Person gleichzeitig mit beiden Viren infizieren.

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Bereits seit Wochen warnen Fachleute vor einer drohenden Grippewelle in Europa. Das hat mehrere Gründe: Zum einen gab es bereits in Australien eine starke Welle der echten Influenza, zum anderen ließen Maßnahmen gegen die Covid-19-Pandemie in den beiden vergangenen Saisonen die Influenzawellen gänzlich ausfallen oder stark abflachen. Durch weniger Hygienemaßnahmen sei deshalb heuer mit einer umso stärkeren Welle zu rechnen.

Aber nicht nur die potenzielle Grippewelle bereitet den Fachleuten Sorgen, sie fürchten auch Doppelinfektionen. Zur Erklärung: Wenn die Influenza-Welle auf eine Corona-Welle trifft, kann sich eine Person gleichzeitig mit beiden Viren infizieren. "Diese Doppelinfektion hat den Kunstnamen Flurona bekommen", erklärt Virologin Monika Redlberger-Fritz von der Med-Uni Wien am Montag auf einer Pressekonferenz.

Eine kommende Grippewelle könne man zwar nicht gänzlich aufhalten, aber das Infektionsrisiko könnte durch Impfungen und Hygienemaßnahmen wie dem Tragen von FFP2-Masken deutlich reduziert werden. Dies sei deshalb wichtig, weil man noch nicht wisse, wie sich Doppelinfektionen auswirken. Eine Doppelinfektion würde das Risiko für einen nötigen Intensivstationsaufenthalt sowie eine notwendige Beatmung im Vergleich zu einer einfachen Infektion womöglich verdoppeln, erklärt Redlberger-Fritz. "Wir sollten also verhindern, dass alles zeitgleich stattfindet." Und zwar durch Impfungen und Hygienemaßnahmen wie das Tragen von FFP2-Masken.

Erste Influenza-Fälle deutlich früher

Fachleute befürchten aber nicht nur, dass die Influenza-Welle heuer besonders groß ausfallen könnte, es gäbe auch bereits Signale, dass sie in Europa etwas früher angekommen ist als sonst. "Normalerweise gibt es die ersten nicht reiseassoziierten Influenza-Fälle erst ab Ende November oder im Dezember, nun sind sie zeitverschoben schon früher aufgetreten", sagt Redlberger-Fritz. Man müsse deshalb damit rechnen, dass im Vergleich zu früheren Jahren eine zeitlich nach vorn verschobene Grippewelle in vier bis sechs Wochen startet. Dementsprechend sei jetzt ein guter Zeitpunkt für die Grippeimpfung.

Die Wichtigkeit des Masketragens betonte die Virologin nicht allein wegen der Gefahr einer Doppelinfektion. Aktuell seien viele Leute schwer verkühlt, beruhigen aber ihre Umgebung mit den Worten: "Ich bin Corona-getestet und negativ", berichtete die Virologin. "Ich möchte aber deren Krankheiten alle nicht haben, egal wie sie heißen." Erkrankte Menschen sollten verantwortlich handeln und andere nicht anstecken. Dies könnte man durch Impfungen und Maskentragen verhindern. "Die FFP2-Maske muss daher gesellschaftsfähig sein", forderte Redlberger-Fritz.

Neue Corona-Varianten

Und auch wenn die Corona-Zahlen in den vergangenen Tagen immer weiter zurückgingen, dürften die tatsächlichen Infektionszahlen laut Abwasseranalysen immer noch dreimal höher sein, als die Tests zeigen, sagt Rudolf Schmitzberger von der Österreichischen Ärztekammer: "Es wäre deshalb grob fahrlässig, das Maskentragen und Testen weiter herunterzufahren". Diese Maßnahmen würden Fachleute zusätzlich zu den Impfungen als "essenziell erachten, damit wir gut über die nächsten Monate kommen". An den Gesundheitsminister appellierte Schmitzberger, durch Verordnungen die "laxen Hygienemaßnahmen" wieder zu verbessern. "Zum Beispiel in öffentlichen Verkehrsmitteln und bei Veranstaltungen sollte eine österreichweite FFP2-Masken-Pflicht wieder angedacht werden.

Derzeit kursieren mehrere Omikron-Subvarianten in Österreich – dennoch ist BA.5 immer noch die vorherrschende. Auch wenn es den Anschein hat, dass einige Mutationen wie etwa BQ.1 und BQ.1.1 bereits auf dem Vormarsch seien, ist nicht klar, ob sich diese Varianten oder eine davon tatsächlich durchsetzen wird. Redlberger-Fritz erklärt: "Auch wenn sich eine Corona-Variante lokal ausbreitet, bedeutet das noch nicht, dass sie auch dominant wird." Klar sei nur, dass "eine neue Variante dominant werden wird. Wann und welche das sein wird, kann man noch nicht sagen." Wichtig sei im Moment, das Mutationsgeschehen weiterhin gut zu beobachten. (APA, jaa, 24.10.2022)