Personal- und Materialengpässe bremsen in etlichen Branchen die Produktion.

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Wien – Wirtschaftliche Sorgen und Probleme schlagen auf die Geschäftsaussichten der Unternehmen durch, die sich sukzessive eintrüben. Wohl schätzt mehr als die Hälfte der Firmen die Lage noch als positiv ein, die Tendenz ist jedoch eindeutig sinkend, stellt der Kreditschützer KSV 1870 fest. "Die Unternehmen sind mit zahlreichen Herausforderungen konfrontiert", sagt KSV-Chef Ricardo-José Vybiral.

Ein Hauptproblem: Sie können ihre Aufträge teilweise gar nicht mehr abwickeln. Denn dazu fehle es wegen Lieferengpässen an Vormaterialien – dazu komme der Personalmangel als "ganz großes Thema", beruft sich Vybiral auf eine Umfrage unter etwa 1500 Unternehmen im August. Hinzu kommen Preissteigerungen sowie die Rohstoffknappheit, wobei alles dies mitunter sogar auf eine nach Corona plötzlich angestiegene Nachfrage trifft, etwa in der Gastronomie oder bei Fluglinien. "Man hat einen Nachfrageschock, der derzeit nicht abgewickelt werden kann", erläutert Vybiral.

Dabei ist die Verbraucherstimmung generell bereits am Sinken, denn "auch bei den Konsumenten ist die Krise angekommen". Zwar würden zwei Drittel der befragten Unternehmen das Jahr 2022 "zum Glück noch mit Gewinn" anschließen. Mit 72 Prozent würden fast drei von vier Unternehmen Preiserhöhungen planen, was sich durch fast alle Branchen ziehe. Gleichzeitig steigen sie jedoch bei den Investitionen auf die Bremse – für Vybiral ein Alarmsignal.

Schlechtere Zahlungsmoral

Die Folge dieser Unsicherheiten ist eine nachlassende Zahlungsmoral in Österreich: Im Durchschnitt werden 18 Prozent aller Rechnungen nicht fristgerecht beglichen. Im Vorjahr waren es bloß 13 Prozent. Brenzlig dürfte es diesbezüglich besonders nächstes Jahr werden. Für 2023 rechnet nämlich bereits jedes zweite Unternehmen damit, dass seine Kundschaft in vermehrte Zahlungsschwierigkeiten geraten werde – eine derart negative Erwartungshaltung habe es dazu bisher noch nicht gegeben.

Als Folge verweist Vybiral auf eine Zunahme der Insolvenzen im vierten Quartal, ohne jedoch das Niveau von 2019 zu erreichen. Allerdings würden immer mehr Insolvenzen mangels Masse gar nicht erst eröffnet. (aha, 24.10.2022)