Der Preis des Terminkontrakts TTF für niederländisches Erdgas ist um vier Prozent auf 94,59 Euro je Megawattstunde zurückgegangen.

Foto: www.corn.at Heribert CORN

Frankfurt – Der Preis für europäisches Erdgas hat am Dienstag die Talfahrt der vergangenen Handelstage fortgesetzt und ist weiter unter die Marke von 100 Euro je Megawattstunde (MWh) gefallen. In der Früh rutschte der Preis des Terminkontrakts TTF für niederländisches Erdgas um etwa vier Prozent auf 94,59 Euro je Megawattstunde. Der TTF-Kontrakt gilt als Richtschnur für das europäische Preisniveau.

Seit Ende der vergangenen Woche geht der Gaspreis nach unten, wobei der Terminkontrakt TTF zu Beginn der Woche erstmals seit Juni unter 100 Euro gefallen war. Am Central European Gas Hub (CEGH) in Wien wurde die Megawattstunde (MWh) Gas am Montagabend um gut 33 Euro gehandelt – der Tiefstpreis im heurigen Jahr.

Abwärtstrend

Seit Beginn des Monats ist der Preis für europäisches Gas um knapp 50 Prozent gefallen, seit August um etwa 70 Prozent. Das Rekordhoch hatte die Notierung damals bei 342 Euro je Megawattstunde erreicht. Damals hatte ein Lieferstopp von Erdgas aus Russland einen rasanten Höhenflug beim Preis für Erdgas ausgelöst.

Am Markt wurde auf milde Herbsttemperaturen verwiesen, die den Verbrauch an Erdgas niedrig halten, etwa weil noch wenig geheizt wird. Die gute Nachricht: Das Wetter in Europa wird wohl mindestens bis Ende dieses Monats deutlich milder sein als für diese Jahreszeit üblich. Darüber hinaus sind die Gasspeicher europaweit gut gefüllt. Hierzulande liegt der Füllstand bei rund 90, europaweit bei rund 96 Prozent. Weltweit bleibt Gas ein knappes Gut.

Trotz der jüngsten Entspannung liegt der Preis für europäisches Erdgas nicht zuletzt deswegen immer noch auf einem vergleichsweise hohen Niveau. Im Jahr 2020 lagen die Notierungen des Terminkontrakts TTF noch unter 20 Euro.

Endverbraucher müssen warten

Die Konsumenten und Konsumentinnen spüren von diesen Preisverfall erst einmal nichts, sagt Jasmin Mensik von der E-Control. Sie erwartet auch für diese Heizsaison kaum niedrigere Preise für die Endverbraucher. Je nach Einkaufsstrategie der Versorger spüre man solche Entwicklungen grundsätzlich zeitverzögert. Jetzt gelte es aber ohnehin einmal, die weitere Entwicklung abzuwarten, denn "die starke Heizperiode kommt erst".

Optimismus bei E-Control-Vorstand in der "ZIB 2"

Wolfgang Urbanschitsch, Vorstand bei E-Control, meldet sich Dienstagabend in der ORF "ZIB 2" zur Gaspreisdiskussion zu Wort. Ob angesichts der derzeit niedrigen Gaspreise das Schlimmste überstanden sei wollte er nicht beurteilen, schließlich könne man nur von einer Momentaufnahme sprechen, allerdings von einer positiven. Die Preise seien aufgrund der niedrigeren Nachfrage gesunken, die hohen Temperaturen im Oktober und die vollen Gasspeicher in Europa wirkten sich in dem Zusammenhang positiv aus.

Vor Preissprüngen sei man prinzipiell nicht gefeit, im November würden die Gaspreise wieder etwas ansteigen, prognostiziert Urbanschitsch. Man habe aber in letzter Zeit beobachten können, dass Ankündigungen von möglichen Versorgungs-Engpässen zu keinen massiven Preissprüngen geführt haben. Man könne daher optimistisch sein, dass sich die Preise einpendeln werden.

Kurzfristige Entlastung bei Industriekunden

Eine kurzfristige Preis-Entlastungen sei bei Industriekunden möglich. Auch die Neukundenpreise sollten die positive Situation bald widerspiegeln, erwartet Ubanschitsch. Für Konsumenten könnte eine spürbare Entlastung allerdings noch etwas dauern.

Zum Thema Gaspreisdeckel sagt Urbanschitsch, es sei schon richtig, dass man darauf achte, dass die Preise niedrig bleiben und auch nachhaltig sinken. "Neben einer gemeinsamen Beschaffung geht es aber auch darum, mit Energie sparsam umzugehen. Das nimmt den Preisdruck." Die staatlichen Eingriffe am Energiemarkt seien wichtig. Dennoch betont Urbanschitsch, dass diese temporär bleiben müssten: "Wir haben jetzt eine Ausnahmesituation, das sind temporäre staatliche Eingriffe. Wir sollten aber danach wieder zurückkommen zu einem wettbewerbsorientierten Energiemarkt." Denn die Energieliberalisierung habe bisher große Vorteile für Konsumenten gebracht. (APA, red, 25.10.2022)