Plastikmüll ist ein globales Problem, unzählige PET-Flaschen landen in den Weltmeeren. Darauf machen Aktionen wie jene am World Ocean Day in Bangkok aufmerksam.
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In Österreich fallen jährlich eine Million Tonnen Plastikmüll an, davon stammen 300.000 Tonnen aus Verpackungen. Rund drei Viertel des Plastikmülls wandern in die Müllverbrennung. Recycelt wird gerade einmal ein Viertel des Mülls. Recycling heißt dabei zumeist Downcycling: Waschmittelflaschen werden zu Folien, Folien zu Putztüchern oder einfachen Rinnen, Platten oder Beimengungen zu Baumaterial. Recycling ohne Qualitätsverlust stellt bei Plastik die große Ausnahme dar. Denn dafür braucht es ein Rezyklat aus sortenreinem Kunststoff: ohne Verschmutzungen, farblich sortiert und bei durchgängig gleicher Qualität.

Vorbild PET-Flaschen-Recycling

Als Best-Practice-Beispiel für diesen Vorgang gilt dabei das Recycling von PET-Getränkeflaschen. Etwa 20.000 Tonnen werden aus Gelben Säcken und Gelben Tonnen nach Farben sortiert, geschreddert, gewaschen und zu Rezyklat-Flakes verarbeitet. Neuen PET-Flaschen werden damit bereits Anteile von 30 bis 40 Prozent des wiederverwerteten Stoffes beigemischt, teilweise werden PET-Getränkeflaschen auch komplett aus recyceltem PET hergestellt.

An der FH Campus Wien erforscht man nun in dem Projekt PET2Pack mit Projektpartnern Bedingungen, um ein zirkuläres System auch für andere PET-Verpackungen aufzubauen. Das von der Förderagentur FFG mit Mitteln des Klimaschutzministeriums sowie der Wirtschaftsagentur ecoplus des Landes Niederösterreich unterstützte Projekt wird mit diversen Kooperationspartnern umgesetzt, darunter TU Wien, Transfercenter für Kunststofftechnik (TCKT) Oberösterreich und Österreichisches Forschungsinstitut für Chemie und Technik (OFI).

10.000 Tonnen Verpackung

Im Zentrum steht dabei die Frage, ob sich auch formstabile PET-Schalen, die etwa für Lebensmittel wie Fleisch oder Gemüse eingesetzt werden, für ein derartiges System eignen. "Sortieranalysen zeigen, dass in Österreich jährlich rund 4000 Tonnen an solchen formstabilen PET-Verpackungen anfallen", sagt Projektleiter Manuel Pfitzner. "Das technische Recycling-Potenzial liegt hochgerechnet aber bei bis zu 10.000 Tonnen." In dem Projekt, das bis 2023 läuft, sollen die Erkenntnisse aus den Analysen und Versuchen vernetzt, mögliche geschlossene Kreisläufe ausgearbeitet und ein Life-Cycle-Assessment erstellt werden. Ein Ergebnis zeichnet sich schon ab: Sammeln und Sortieren würde für das neue PET-Kreislaufsystem nicht die größte Herausforderung darstellen.

So könnte das Sammelsystem abgewandelt werden, etwa indem man von einer reinen PET-Flaschensammlung abrückt und die automatisierte Plastikmüllsortierung durch den Einsatz von Sensoren verfeinert, die mittels künstlicher Intelligenz operieren. Um den hohen Sicherheitsstandards für PET-Rezyklate, die wieder mit Lebensmitteln in Kontakt kommen, zu entsprechen, würden derzeit verschiedene Wäschen und Nachsortierungen getestet, so Pfitzner.

"Bei Fleischverpackungen werden bis zu zehn unterschiedliche Schichten eingesetzt. Recyceln lässt sich aber nur sortenreiner Kunststoff", so der Experte Werner Frühwirth.
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Wiederverwertung beginnt beim Design

Schwierigkeiten für solche geschlossenen Systeme bereitet aber das Design vieler Lebensmittelverpackungen. Denn sie bestehen oft aus Verbundmaterialien, die schwer bis gar nicht zu recyceln sind. "Bei Fleischverpackungen werden bis zu zehn unterschiedliche Schichten eingesetzt. Recyceln lässt sich aber nur sortenreiner Kunststoff."

Das Ziel einer Kunststoff-Kreislaufwirtschaft würde daher nicht allein durch Mülltrennung und verbessertes Recycling erreicht werden können, sagt Werner Frühwirth, Experte für nachhaltiges Ressourcenmanagement an der FH Campus Wien. Das Stichwort lautet folglich "Öko-Design": "Gerade bei Verpackungen muss schon in der Entwicklung und Produktion viel mehr in Hinblick auf die Wiederverwertbarkeit entworfen werden", sagt Frühwirth.

Schutz für Lebensmittel

Das könnte etwa bedeuten, dass mehrschichtige Kunststoffe, die die Haltbarkeit und "schöne Optik" von Lebensmitteln verlängern, durch eine Monoschicht ersetzt werden. "Mitunter ist das eine Herausforderung. Denn mit Monolayern muss zumindest die gleiche Schutzfähigkeit des verpackten Gutes wie mit Multilayern erreicht werden." Zudem sollte generell über die Notwendigkeit von Verpackungen nachgedacht werden. Suppengemüse oder Obst muss nicht in PET-Schalen angeboten werden. An der Frischtheke im Supermarkt kann auch in selbst mitgebrachte Dosen – etwa aus Plastik – abgefüllt werden.

Die Vermeidung von Plastikverpackungen sowie verbesserte Recycling- und Kreislaufwirtschaftssysteme sind auch EU-Programm. Ab 2024 müssen für Getränke Mehrweggebinde wieder verpflichtend im Lebensmittelhandel angeboten werden. Ab 2025 gibt es Pfand auf Einweggebinde wie PET-Flaschen. Seit Jänner 2021 hebt die Europäische Union für jedes Kilogramm Verpackungsmüll, das nicht recycelt wird, 80 Cent ein.

Bis September 2022 fielen für Österreich, das bei jährlich 300.000 Tonnen Verpackungsmüll gerade einmal 25 Prozent recycelt, schon 315 Millionen Euro an Plastiksteuer an, rechnet Greenpeace vor: "Davon hätte man sich gleich mehrere Mehrweg- und Abfüllsysteme bauen können. (Norbert Regitnig-Tillian, 30.10.2022)