Die Pandemie hat bei der AUA Narben hinterlassen. Sie sollen in den kommenden Jahren heilen.

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Wien/Schwechat – Die Austrian Airlines (AUA) zahlt den 2020 in der Corona-Krise gewährten und vom Staat besicherten Kredit mit Jahresende vorzeitig zurück. Von den anfangs 300 Millionen Euro waren noch 210 Millionen Euro offen. Aufgrund der hohen Liquidität nach einem starken Sommerquartal und einer Kreditlinie des deutschen Mutterkonzerns Lufthansa könne man den Kredit frühzeitig und vollständig tilgen, teilte die Fluggesellschaft am Donnerstag mit.

Die AUA flog im Sommer 110 Millionen Euro Gewinn ein. "Ein Rekordquartal", wie AUA-Chefin Annette Mann sagt. In die schwarzen Zahlen werde man heuer dennoch nicht fliegen. Denn im ersten Quartal flog die Lufthansa-Tochter ein Minus von 109 Millionen ein, im zweiten Quartal ein Miniplus von drei Millionen. Derzeit bewege man sich also nach dem guten dritten Quartal "knapp über der Nulllinie", sagt Mann.

Kredit ursprünglich bis Ende 2025 gelaufen

Man sei stolz, den Kredit vorzeitig zurückzahlen zu können, "auch wenn die tiefen finanziellen Narben der Pandemie erst in ein paar Jahren ganz verheilt sein werden", sagt sie. Ursprünglich wäre der Kredit bis Ende 2025 gelaufen. War das ein guter Deal? Zumindest kein schlechter für die Regierung, zeigt sich Mann überzeugt.

Auch der geltende Gehaltsverzicht soll nun schrittweise zurückgenommen werden. So werden etwa die Gehälter des fliegenden Personals im kommenden Jahr im Schnitt um 10,4 Prozent steigen. Heuer wurden im Zuge das Sparpakets die Einkommen um 10,08 Prozent gekürzt und sollten im nächsten Jahr um 12,73 Prozent sinken. Zudem ist die AUA wieder auf Personalsuche. Man sieht sich wieder auf Wachstumskurs. Rund 350 Mitarbeitende werden gesucht – vor allem fliegendes Personal.

Umsatz verdoppelt, Ticketpreise sind gestiegen

Nach dem Corona-Tief der vergangenen beiden Jahre hat die AUA heuer in den Ferienmonaten Juli und August sowie im September hohe Umsätze und einen dreistelligen operativen Gewinn verbucht. Der Umsatz hat sich gegenüber dem dritten Quartal 2021 mehr als verdoppelt: von 304 auf 687 Millionen Euro. Der Quartalsumsatz lag sogar um sechs Prozent bzw. 39 Millionen Euro über dem letzten Sommerquartal vor Ausbruch der weltweiten Pandemie. Dazu beigetragen haben auch die Ticketpreise, die um 20 bis 30 Prozent höher lagen als im Vorjahreszeitraum.

Der Betriebsgewinn (Adjusted Ebit), bei dem Bewertungsänderungen der Flugzeugflotte herausgerechnet sind, sei mit 110 Millionen Euro das beste Quartalsergebnis seit Jahrzehnten. Im Sommerquartal 2021 schaffte die Airline mit zwei Millionen Euro nur knapp schwarze Zahlen. Ohne die hohen Kosten für Kerosin wäre der Gewinn heuer noch höher ausgefallen.

Insgesamt 450 Millionen Euro

Wie hoch die Kreditlinie ist, die die AUA vom Mutterkonzern erhält, bezifferte das Unternehmen nicht. Die AUA war im Juni 2020 nach der ersten Pandemiewelle von der türkis-grünen Bundesregierung mit insgesamt 450 Millionen Euro gerettet worden. 150 Millionen Euro flossen direkt von der Staatskasse auf die Konten der Airline und mussten nicht zurückgezahlt werden. Für den 300 Millionen Euro schweren Kredit übernahm die Republik die Haftung. Weitere 150 Millionen Euro schoss der Eigentümer Lufthansa zu.

Der Lufthansa-Konzern als Ganzes musste mit Staatshilfen mehrerer Länder vor dem Aus gerettet werden. Diese machten in Summe neun Milliarden Euro aus. Im Heimatland Deutschland wurden die Finanzhilfen bereits Ende 2021 komplett getilgt. In der Schweiz stieg die Tochter-Airline Swiss heuer im Juni aus ihrem vom Schweizer Staat verbürgten Milliardenkredit aus. Auch die AUA-Schwester Swiss hat im wichtigen Sommerferienquartal die Reiselust ihrer Kunden genutzt und wieder einen dreistelligen Millionengewinn geschrieben. Auch die Mutter Lufthansa hat wieder gut verdient: Unter dem Strich 809 Millionen Euro im dritten Quartal nach einem Verlust von 72 Millionen Euro vor Jahresfrist.(APA, rebu 27.10.2022)

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