Italiens neue Regierungschefin Giorgia Meloni.

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Rom – Die Regierung um die neue italienische Premierministerin Giorgia Meloni will die Obergrenze für Bargeldzahlungen in Italien von 2.000 auf 10.000 Euro erhöhen. Die neue Premierministerin Giorgia Meloni nimmt sich dabei ein Beispiel an Österreich.

In einer Ansprache vor der Vertrauensabstimmung im Senat am Mittwochabend erklärte die Regierungschefin, dass ihr Kabinett die Pläne des Koalitionspartners Lega zur Erhöhung der Bargeldobergrenze unterstützen werde. "Diese Obergrenze begünstigt unsere Wettbewerbsfähigkeit nicht", erklärte Meloni. Sie wies das Argument zurück, dass eine höhere Bargeldobergrenze Schwarzgeldzahlungen, Steuerhinterziehung und Schattenwirtschaft begünstige. Auch in Ländern wie Österreich und Deutschland gebe es keine Grenze für Bargeldzahlungen.

Steuerhinterziehung und Geldwäsche befürchtet

Die Pläne der Regierung werden von der Opposition kritisiert. "Mit einer höheren Bargeldobergrenze wird die Kontrolle der Geldströme schwerer, dies wird neben der Steuerhinterziehung auch die Geldwäsche begünstigen", schrieb der sozialdemokratische Senator Franco Mirabelli.

"In einer Zeit, in der die Mafia versucht, die legale Wirtschaft zu unterwandern, indem sie Gelder illegaler und krimineller Herkunft anlegt, machen wir ihr ein Geschenk, indem wir ihr erlauben, große Geldsummen ohne jegliche Kontrolle zu bewegen. Der Kampf gegen die Mafia und die Illegalität braucht keine Grundsatzerklärungen, sondern kohärente Aktionen", so Mirabelli weiter.

Der Parlamentarier der oppositionellen Mitte-links-Partei "Italia Viva", Luigi Marattin, meinte, das langfristige Ziel einer bargeldlosen Gesellschaft sei wünschenswert. "Dieses Ziel kann durch eine Senkung der Kosten für digitale Zahlungen erreicht werden, ohne sie zu erzwingen", sagte er.

"Gesunder Menschenverstand"

Anders sieht die Lage die mit Meloni verbündete rechte Lega. "Die Anhebung der Obergrenze für den Bargeldumlauf öffnet nicht automatisch die Tür zur Schwarzarbeit, wie einige Vertreter der Opposition behaupten, sondern ist ein Vorschlag mit gesundem Menschenverstand, der es den Bürgern ermöglicht, ihr Geld ohne bürokratische Engpässe oder unnötige Einschränkungen zu verwalten. In Deutschland, Österreich, Zypern, Estland, Finnland, Ungarn, Island, Irland, Luxemburg, den Niederlanden und Polen gibt es keine Beschränkungen für die Verwendung von Bargeld, und es scheint nicht die immensen Probleme zu geben, die die Opposition befürchtet", erklärte der Lega-Abgeordnete Federico Freni.

Die EU-Kommission möchte schon seit langem eine einheitliche Obergrenze für Bargeldzahlungen von 10.000 Euro in allen Mitgliedsstaaten einführen. Aktuell kommt es wieder zu einem entsprechenden Vorstoß. In beinahe der Hälfte der EU-Staaten gibt es bereits Maximalbeträge für Barzahlung. Für Österreich lehnte sowohl Finanzministerium wie auch Nationalbank die Einführung einer Bargeldobergrenze bisher kategorisch ab. (APA, 27.10.2022)