Mit der richtigen Bewirtschaftung soll der Wald ökologisch und klimafit sein und gleichzeitig Geld einbringen, sagen Unternehmen.

Foto: Reuters / Stephane Mahe

Der Wald hat wahrscheinlich schon bessere Zeiten erlebt. Durch den Klimawandel nehmen Dürren und längere Hitzeperioden zu, die den Wald unter Druck setzen und Brände begünstigen. Sind die Bäume durch das veränderte Klima gestresst, sind sie wiederum anfälliger für Schädlinge wie Borkenkäfer.

Gleichzeitig setzen viele auch große Hoffnungen auf den Wald: als Erholungsraum und CO2-Speicher, Rohstofflieferant in Zeiten der Energiekrise – und seit einiger Zeit auch als Geldanlage. Einige Menschen erhoffen sich von einer Investition in den Wald nicht nur gute Renditen, sondern auch eine nachhaltige und sichere Geldanlage für die Zukunft.

Denn Wald hat einen "echten, realen" Wert, man kann in ihm spazieren und ihn anfassen, ihm beim Wachsen zusehen oder Holz daraus gewinnen, argumentieren einige Unternehmen, die den Wald als Finanzprodukt bewerben. Das soll den Wald vor allem in unsicheren Zeiten besonders attraktiv machen. Doch Investitionen in den Wald sind durchaus riskant, die Renditen oftmals niedriger als versprochen und die ökologischen Effekte häufig schwer nachzuvollziehen, warnen Verbraucherschützer. Wie grün also ist der Wald als Anlage?

Große Nachfrage

Zunächst stellt sich die Frage, was eine Wald-Investition überhaupt genau bedeutet. Die offensichtlichste Variante: der Kauf eines Waldgrundstücks. Rund 25 Prozent der österreichischen Wälder gehören den Österreichischen Bundesforsten, Ländern und Gemeinden, der Rest ist in Privatbesitz, etwa von Kirchen, Klöstern, Landwirten und Adelsfamilien.

"Die Nachfrage nach Waldgrundstücken ist groß", sagt Klaus Bischof vom gleichnamigen Immobilienunternehmen, das sich auf Wälder spezialisiert hat, zum STANDARD. Viele Menschen, die ein Waldgrundstück kaufen wollen, haben einen persönlichen, familiären und emotionalen Bezug zu der Fläche, manche finden einfach die Vorstellung schön, einen eigenen Wald zu haben, sagt Bischof.

Geringes Angebot

Trotzdem ist der Kauf eines Waldgrundstücks ein ziemliches Nischenthema. Auch weil das Angebot in Österreich gering ist: Jene, die bereits eine Waldfläche besitzen, geben diese meist nicht so schnell wieder her. Zudem ist der Kauf eines Waldes mit einigen Hürden verbunden: Käuferinnen und Käufer müssen forstliches Wissen nachweisen oder entsprechende Kurse besuchen, sie müssen den Wald bewirtschaften und mit Stürmen, Dürren und Schädlingen umgehen.

Rein finanziell zahlt sich das meistens nicht aus. Die Rendite liegt laut Bischof zwischen 0,5 und 1,5 Prozent – was angesichts der derzeit steigenden Zinsen kaum verlockend erscheint. Eine Bewirtschaftung eines Waldgrundstücks rentiere sich zudem erst ab einer Größe von 50 bis 60 Hektar, sagt Bischof. Alles darunter sei höchstens relevant, um Brennholz für den eigenen Kachelofen zu haben.

Langer Atem

Auch wer schnelles Geld sucht, ist mit dem Kauf eines Waldes schlecht beraten: Oftmals dauert es viele Jahrzehnte, bis sich mit dem eigenen Waldgrundstück auch tatsächlich ein wenig Geld verdienen lässt. Ob die Investition dann auch ökologisch etwas bewirkt, hängt wiederum von der Art der Bewirtschaftung ab.

Wem der Waldbesitz zu aufwendig und ertraglos erscheint, dem verspricht die Finanzindustrie auch andere Möglichkeiten, in Wald zu investieren: und zwar auf indirektem Weg über einschlägige Aktien oder Fonds.

Grünes Gold

Eines von jenen Unternehmen, das von diesem Trend profitiert, ist Econos. Das deutsche Unternehmen verspricht, Anlegerinnen und Anlegern einen unkomplizierten Weg zu bieten, in Wald zu investieren. Der Wald sei das "grüne Gold" – also eine Anlage, die krisen- und kriegsfest sei und mit der Anlegerinnen und Anleger zudem zum Klimaschutz beitragen können, heißt es von Econos.

Anstatt Flächen selbst zu kaufen, sollen Anlegerinnen und Anleger mittels digitaler Wertpapiere in eine Zweckgesellschaft investieren, also Wertpapiere, die in einer Blockchain gespeichert werden. Mit dieser Zweckgesellschaft kauft und verkauft Econos Wälder in Nordamerika oder Europa, bewirtschaftet bestimmte Flächen und verkauft Holz oder CO2-Zertifikate, wenn mehr Bäume nachwachsen als abgeerntet werden. Macht das Unternehmen mit dem Verkauf von Holz oder CO2-Zertifikaten Gewinne oder steigt der Wert der Waldflächen, steigt auch der Wert der Anlage.

"Waldinvestments sind normalerweise eher großen Investoren und Versicherung vorbehalten, die viel Kapital haben", sagt Theresa Hauck, Mitgründerin von Econos, zum STANDARD. Mit ihrem Start-up wolle sie solche Investitionen nun auch Investoren mit weniger Kapital zugänglich machen. Gleichzeitig soll die "richtige" Bewirtschaftung die Biodiversität des Waldes und dessen Funktion als CO2-Senke erhalten.

Laut Theresa Hauck von Econos gebe es bei Wald-Investitionen keinen Kompromiss zwischen Klima- und Umweltschutz und Gewinnen.
Foto: Econos

Große Risiken

Doch Verbraucherschützer warnen vor den Risiken von Waldinvestments. Eine Untersuchung der deutschen Verbraucherschutzorganisation Stiftung Warentest kam vor kurzem zu dem Ergebnis, dass es sich bei den von Econos angebotenen Produkten um "hochriskante nachrangige Schuldverschreibungen" handle: Bei einer möglichen Insolvenzgefahr oder bei drohender Insolvenz müsse die Econos-Zweckgesellschaft nicht zahlen. Scheitert das Projekt oder fallen die Wälder Schädlingen, Trockenheit oder Stürmen zum Opfer, verlieren Anlegerinnen und Anleger ihr investiertes Geld teilweise oder sogar komplett.

Schon einige Jahre zuvor hatte die Verbraucherschutzorganisation verschiedene Waldinvestments am Markt verglichen. Alle Angebote bekamen die Gesamtnote "mangelhaft" – etwa weil Aussagen und Vorhersagen in den Prospekten nicht nachvollziehbar waren oder weil Renditen versprochen wurden, die zu gut sind, um wahr zu sein.

Geringe Rendite

Zu dem beträchtlichen Risiko kommen mitunter jahrelange Laufzeiten bei oftmals bescheidener Rendite. Zwei bis vier Prozent Rendite im Jahr verspricht Econos Anlegern – auch deshalb, weil das Unternehmen eine Reihe von Kosten, etwa für die Bewirtschaftung des Waldes oder für die Vermittlung und Verwaltung der Anteile, abzieht. "Da kommen Anleger bei den derzeit steigenden Zinsen schon mit ihrem Sparbuch in diese Nähe – und das mit Einlagensicherung", sagt Sebastian Schumacher, Rechtsanwalt in Wien, der sich auf Anleger- und Konsumentenschutz spezialisiert hat, zum STANDARD.

Oftmals erzählen Unternehmen eine schöne Geschichte rund um das Thema Wald und dessen Nachhaltigkeit und Sicherheit als Investment – egal, um welches Finanzprodukt es sich letzten Endes handelt. Denn Geld am Finanzmarkt gebe es momentan genug, die Bereitschaft zu investieren sei angesichts der Inflation bei vielen hoch. "Da werden viele Produkte mit schönen Versprechen erfunden, um Investorengeld einzusammeln", sagt Schumacher.

Nicht blenden lassen

Laut Hauck seien die zwei bis vier Prozent Rendite, die das Unternehmen Anlegern verspricht, ein konservatives Szenario. Bei einem Kauf und Verkauf eines Waldes in Sachsen-Anhalt habe man binnen eines halben Jahres eine Rendite von 15 Prozent erzielt. Auch die Risiken hält Hauck für kontrollierbar: Falls ein Wald abbrennt, wäre der Bodenwert weiterhin da. Zudem analysiere man mit Experten laufend die Risiken vor Ort. Wälder, die durch den Klimawandel von besonderen Risiken betroffen sind, schließe man beim Kauf von vornherein aus. Zudem würden Anleger nicht in einen einzigen Wald, sondern in ein Portfolio aus mehreren Waldprojekten investieren, was die Risiken minimiere.

Schumacher rät Anlegerinnen und Anlegern jedenfalls, sich nicht von aufpolierten Websites oder Prospekten blenden zu lassen. Entscheidend seien letztlich die "Hard Facts": In welches Produkt und in welche Rechtsform investiere ich hier genau? Wie gut ist die Firma aufgestellt? Welche Rechte habe ich als Anleger?

Durch den Klimawandel steht der Wald vor mehr Risiken wie etwa Bränden, wie hier in Frankreich.
Foto: APA/AFP/PHILIPPE LOPEZ

Nachhaltigkeit fraglich

Bleibt die Frage, welchen Beitrag ein Waldinvestment zur Nachhaltigkeit leisten kann, wie ihn Unternehmen wie Econos versprechen. Bei vielen Waldinvestments stehe der Gewinn im Vordergrund, sagen Finanzexperten. Das bedeute meist: Monokulturen, die möglichst schnell und gerade nach oben wachsen, anfälliger gegenüber Schädlingen sind und der Artenvielfalt und Umwelt eher schaden als nützen. Sollen hingegen der Mischwald, die Artenvielfalt und CO2-Senke eines Waldes gefördert werden, bedeutet das womöglich, dass weniger geerntet werden kann. "Wie hoch die Rendite für Anleger dann ist, ist völlig unklar", sagt Schumacher.

Nicht zuletzt stellt sich für den Experten die Frage, wie nachhaltig es ist, wenn Wälder von größeren ausländischen Unternehmen aufgekauft werden. "Es ist womöglich sinnvoller, wenn der Wald in den Händen von Landwirten und öffentlichen Stellen bleibt, die den Wald lokal bewirtschaften", sagt Schumacher.

Kein Kompromiss

Laut Hauck habe man es bereits geschafft, einige Waldflächen auf nachhaltigere Beine zu stellen, etwa indem mehr Baumarten gepflanzt wurden oder der Wald wieder wachsen konnte. Für jeden Wald erarbeite man ein eigenes Klima- und Umweltschutzkonzept. Das führe wiederum dazu, dass sich auch der Wert der Waldflächen erhöht. "Es gibt keinen Kompromiss zwischen Klima-, Umweltschutz und Gewinnen", sagt Hauck.

Die bisherige Bilanz von Waldinvestments bei der Nachhaltigkeit ist jedenfalls bescheiden: Die Mehrheit werde ihrer ökologischen Verantwortung nicht gerecht, hieß es 2014 in einer Studie der Tropenwaldstiftung Oroverde und des Global Nature Fund, bei der mehrere Waldinvestments in unterschiedlichen Regionen untersucht wurden. Hinter dem grünen Image verbergen sich häufig Monokulturanlagen. Tier- und Pflanzenarten und die Lebensbedingungen der Menschen vor Ort würden häufig leiden, schreiben die Forschenden. Ihr Fazit: Bei Waldinvestments gebe es noch ordentlich Verbesserungsbedarf. (Jakob Pallinger, 28.10.2022)