Muss einleitend gesagt werden: Natürlich war das höchst angenehm, majestätisch in gewisser Weise, mit dem Rolls-Royce zu kutschieren von Baierbrunn runter durch Bayern nach Österreich heim, um dem Kollegen das Gerät zu überbringen. Man fährt 150, 160, wenn’s erlaubt ist, fühlt sich an wie 50, 60, weil null Feedback von außen, nichts ruckelt, nichts lärmt. Am Steuer des Briten bei Verkehrsüberlastung via Salzburg nach Wien über die A1 am Tag des ersten Ed-Sheeran-Konzerts in der Stadt. Angekommen in Wien, abgestellt, am nächsten Tag dem Kollegen, Professore Rudolfo, übergeben, danach auf zum zugeteilten Gefährt, Endstation Ford Mustang, Mach 1.

Szenenwechsel, aber wie, nämlich von digital zu analog quasi, Automatik zu manuellem Getriebe, ein erster Pluspunkt, unmittelbar gefolgt von Pluspunkt zwei: dem Schaltknauf im Billardkugel-Stil. Wir treten voll in die Kupplung, muss sein, jetzt ist Engagement gefordert, und manövrieren den Mach 1 die Redaktionsgarage rauf. Das Tor geht nach oben, wir schleichen weiter die 90-Grad-Kurve nach rechts, der Wagen senkt sich nach unten, wir halten uns noch zurück, der Tunnel muss passiert werden, jetzt den Anstieg nach oben, und los geht’s.

Leicht und lässig bewegbar, dieser analoge Sauger in "Cyber Orange Metallic"-farbener Ausführung mit Designstreifen vorne und seitlich.



Foto: Andreas Riedmann

Voll rein in die Kupplung, wir schalten in die Zweite, umfassen den Schaltknauf kräftig. Das ist gut möglich durch die Niedrigpositionierung des Knaufs im Abstand zur Mittelkonsole. Die Hand liegt entspannt, während die Kugel in den dritten, in den vierten und fünften Gang gedrückt wird. Voll am Gaspedal, die 460 PS ziehen nach vorne, runter vom Gas, Gang sechs geht nicht mehr, wir sind zu schnell, schalten einen Gang zurück. Und hier offenbart sich der nächste Pluspunkt: die Zwischengasfunktion. Sie erzeugt eine ganz charakteristische Soundsignatur, das ist schon ein echtes Erlebnis, das lieben Steve McQueens mitsamt Verehrerinnen weltweit.

Wir zockeln über Bundesstraßen Richtung St.-Martins-Therme im schönen Frauenkirchen, fahren nicht die direkte Strecke, sondern nehmen den Umweg über das halbe Burgenland, quasi über Stock und Stein. Überraschend, wie leicht und lässig dieser analoge Sauger zu bewegen ist, sehr eindrücklich beim Beschleunigen in Kurven. Unser "Cyber Orange Metallic"-farbener Mach 1 mit Designstreifen an den Seiten und auf der Motorhaube würde mit seiner direkt eingestellten Lenkung gute Figur auf der Rennstrecke machen.

Ironischerweise war der einzige Amerikaner auch der einzige mit manuellem Getriebe, auch wenn das in den Staaten etwas seltener gesehen wird.
Foto: Andreas Riedmann

Brachial, analog, schön und cool • Zum Fahrverhalten ist zu sagen, dass der Wagen ohne Turbo bzw. Kompressor weniger Kraftentfaltung in den unteren Drehzahlen zeigt, im ersten Moment der Beschleunigung jedenfalls. Das dauert nicht lange an, dann beschleunigt er bei passender Drehzahl phänomenal und saugertypisch. Die Straße überträgt sich unmittelbar ins Wageninnere, das Auto ist brachial und absolut analog, es gibt keine Sänftenfederung, da wird kaum was geschluckt durch zeitgemäße Systeme. Das Interieur wirkt ebenso schlicht gehalten und aus der Zeit gefallen, eine Reminiszenz an die späten 60er, 70er, 80er. Der Schriftzug "Mach 1" bringt typomäßig die 80er mit Depeche Mode nahe, eventuell eine Spur zu kühl und schlicht für diesen coolen, heißen Schlitten. Der Platz auf der Hinterbank ist begrenzt, die Beifahrerin schwingt die Beine also rauf und genießt das Rennen liegend.

Wir haben das Ziel vor Augen, reduzieren das Tempo, das vertraute Aufheulen ist da, die Augen des Publikums auf unseren Schönling gerichtet, eingeparkt, das Abenteuer macht Pause, wir müssen raus. LED: Der kleine Mustang, der bei geöffneter Fahrertür auf den Boden hingeworfen leuchtet, lässt uns lächelnd verharren. Nun ist Fotografieren angesagt, mein schöner Mach 1, ich komme wieder, keine Frage. (Armin Karner, 8.11.2022)

Das markante Heck des Mustang erkennen vermutlich die meisten Fahrer, auch wenn nicht jeder vom Matchbox-Auto Look begeistert sein wird.
Foto: Andreas Riedmann

Zweite Meinung

Ein wunderbarer Beitrag für den direkten Weg von der Fabrik ins Museum: Der Ford Mustang hat zwar äußere Verwandlungen durchgemacht, im Kern ist er geblieben, was sich der kleine Ami von einem Auto erwartet: kraftstrotzend, ein bisserl patschert in den Bewegungen, klobiges Plastik, sehr viel Spaß beim Fahren. Wenn Sie konservieren wollen, was am Autofahren in den 80er-Jahren so lustig war, nehmen Sie diesen hier. (Rudolf Skarics, 8.11.2022)

Preis: 82.400 € (Testwagen: 88.650 €) • V8-Zylinder, 5038 cm³, 338 kW (460 PS), 529 Nm • Beschleunigung: 4,8 sec 0–100 km/h, Höchstgeschwindigkeit: 267 km/h • Verbrauch: 12,4 l / 100 km, CO2: 284 g/km • L/B/H: 480/192/140 cm, Radstand: 272 cm, Leergewicht: 1839 kg


Foto: Andreas Riedmann