Die Zelte in Absam, aufgenommen am 20. Oktober. Die Bundesbetreuungsagentur kündigte an, zwölf Zelte für je acht Personen aufzustellen.

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Ein Foto einer ganzen Ansammlung dicht beieinanderstehender Zelte, gepaart mit dem Slogan "Tirol hat schon lange keinen Platz mehr für Fremde!": Damit verkauft die Tiroler FPÖ derzeit auf Facebook ihren Kurs in Sachen Asyl und Migration. "Die ersten 16 Asylanten sind nun im Zeltlager in Absam untergebracht worden. Hier zeigt sich wieder die Doppelzüngigkeit der Regierung. Widerstand kommt vom Bürgermeister, jedoch nicht vom Landeshauptmann oder seinem Stellvertreter", heißt es im Begleittext zu dem Eintrag, der Donnerstagmittag veröffentlicht wurde.

Das Problem dabei: Die gezeigten Zelte sind definitiv nicht die Unterkünfte für Asylwerber in Absam und offenbar überhaupt keine Behausungen für Geflüchtete, sondern dienen der Unterbringung von Pfadfinderinnen und Pfadfindern. Darauf machte der grüne Ex-Landtagsabgeordnete Michael Mingler am Freitag auf Twitter aufmerksam.

Das von der FPÖ verwendete Foto stammt demnach aus der Online-Bilddatenbank Pixabay und ist mit den Schlagwörtern "World Jamboree", "Zelten", "Pfadfinder", "Natur" und "Camping" versehen. Jamboree ist die internationale Bezeichnung für Pfadfindergroßlager.

"Habt ihr jetzt auch Angst vor Pfadfindern?", fragt Mingler in seinem Tweet in Richtung FPÖ und deren Tiroler Obmann Markus Abwerzger.

FPÖ sieht kein Problem

Die FPÖ sieht in der Verwendung des Fotos kein Problem. Es handle sich dabei um "ein ganz normales Stockfoto", sagt Parteisprecher Fabian Walch zum STANDARD. Eine Irreführung oder einen "tieferen Sinn" erkennt er hinter der Auswahl nicht: "Die Social-Media-Abteilung hat sich dafür entschieden. Es ist ein Symbolfoto. Punkt."

Fotos der realen Gegebenheiten in Absam zu verwenden wäre aus Walchs Sicht problematischer gewesen als das Bild aus der Datenbank. "Wir können ja nicht einfach hingehen und Leute fotografieren, das wäre problematischer."

Außerdem sei den Menschen ohnehin schon viel zu lange Sand in die Augen gestreut worden, argumentiert er. "Wir warnen schon die ganze Zeit vor Zuständen wie 2015. Hätte man von Anfang an auf uns gehört, hätten wir das Problem jetzt nicht."

Asylwerber nach Kufstein überstellt

Die 16 in Zelten in Absam untergebrachten Asylwerber haben ihre Notunterkünfte am Donnerstag verlassen und sind in die Grundversorgung des Landes Tirol nach Kufstein überstellt worden – der STANDARD berichtete. Die Maßnahme erfolgte nach einer entsprechenden Ankündigung den neuen Landeshauptmann-Stellvertreters Georg Dornauer (SPÖ) am Mittwoch. (Stefanie Rachbauer, 28.10.2022)