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Im Hause Prantner in der Hinterbrühl – der Vater war katholischer Theologe – wurde schon immer viel gelesen, Sohn Thomas spezialisierte sich bald auf politische Aufklärungs- und Hintergrundbücher in der 20.000 Bände umfassenden Bibliothek, gleich ob Biografien amerikanischer Präsidenten, Bücher von und über Bruno Kreisky (mit Widmung) oder Schilderungen heimischer Skandale. Gerade über solche gab es ja immer viel zu lesen! Kaum warf Profil-Aufdecker Alfred Worm einen Schmöker auf den Markt (Der Skandal: AKH, 1981), hielt Prantner ihn schon in den Händen. Aber auch Hans Pretterebners Der Fall Lucona (1987) verschlang er wie der Indische Ozean das gleichnamige Schiff.

"Dirty-Business-Melange"

Das von ihm nun empfohlene Buch House of Wirecard des Financial Times-Journalisten Dan McCrum toppt oben beschriebene Skandale womöglich noch um ein Vielfaches. Prantner bekam "die Dirty-Business-Melange aus dunklen Machenschaften" von einem Freund in Deutschland geschenkt, und sie enttäuschte seine hohen Erwartungen nicht. Das liege vor allem "an der faktenreichen Recherche des Autors, der von zahlreichen Beteiligten enorm unter Druck gesetzt wurde", kaum, dass er zu fragen begonnen hatte.

Dabei fand er her aus: "Ein atemberaubendes Karussell aus nichtexistierenden Scheinfirmen, dubiosen Scheinkunden, vorgetäuschten Einnahmen im Wert von hunderten Millionen Euro, unerlaubten Provisionszahlungen und Aktienspekulationen, schmutzigen Insidergeschäften und Phantombilanzen mit dem Verdacht auf Geldwäsche, Bilanzbetrug und Anlegertäuschung. Haupt-Unternehmensgegenstand war offenbar Roundtripping, da wurde Geld um die Welt geschickt, um Geschäfte und Profite vorzugaukeln, die es gar nicht gab."

Unschuldsvermutung

All das natürlich mutmaßlich! Denn der Prozess steht ja erst ins Haus. Prantner wird ihn natürlich aufmerksam verfolgen, denn dem Ex-ORF-Direktor ist es ohnehin am liebsten, wenn ein Thema möglichst vielfältig aufbereitet wird – als Buch, als Serie, als Nachricht. Ob wir von ihm selbst einmal etwas erwarten dürfen? "Derzeit ist nichts geplant!", lacht er. (Manfred Rebhandl, 28.10.2022)