Schriftstellerin Elfriede Jelinek, hier auf einem Archivfoto aus dem Jahr 2003, kämpft mit Kolleginnen und Kollegen aus Kunst und Wissenschaft für den Fortbestand der "Wiener Zeitung" als Tageszeitung.

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Wien – Der Protest gegen die geplante Einstellung der "Wiener Zeitung" als Tagesmedium wird immer breiter. Erst kürzlich haben ein prominentes Personenkomitee von Politikerinnen und Politikern und Ex-Politikerinnen und Ex-Politikern sowie österreichische Medienschaffende mit einer Petition an die Bundesregierung appelliert, die Pläne für die "Wiener Zeitung" zurückzunehmen. Mit einer Reihe an namhaften Künstlerinnen und Künstlern sowie Wissenschafterinnen und Wissenschaftern formiert sich jetzt eine noch breitere Allianz, die für den Weiterbestand der "Wiener Zeitung" als Tageszeitung kämpft.

Zu den Unterzeichnerinnen und Unterzeichnern aus Kultur und Wissenschaft gehören etwa Literaturnobelpreisträgerin Elfriede Jelinek, die Regisseure Stefan Ruzowitzky und David Schalko, die Filmemacherinnen Sabine Derflinger und Mirjam Unger sowie viele weitere Größen aus der Kabarett- und Schauspielszene (siehe unten).

Nach den Plänen der schwarz-grünen Regierung könnte die "Wiener Zeitung" künftig nur noch zehnmal pro Jahr als Printmedium erscheinen sowie als Onlineportal weitergeführt werden. Der Grund ist der Wegfall der Pflichtveröffentlichungen von Unternehmen. Sie machen bisher den größten Teil der Einnahmen der Zeitung im Staatsbesitz aus.

Übergangszeit für Lösung

Das Personenkomitee appelliert an die Bundesregierung, folgendes Moratorium umzusetzen:

  • Die "Wiener Zeitung" wird in bisheriger Weise in einer Übergangszeit von 18 Monaten weitergeführt.
    • In diesem Zeitraum suchen Redaktion (die künftig weitgehend frei von der WZ GmbH und ihrer "Mediengruppe" agieren können soll) und ihre gewählten Vertreter gemeinsam mit und unter Schirmherrschaft dieses Personenkomitees nach Lösungen für eine Fortführung dieses weltweit einzigartigen Zeitungsprojektes. Die Regierung möge dazu in einen konstruktiven Dialog über alle ernsthaften Vorschläge eintreten.

Die Regierung solle diese Vorschläge und Überlegungen nicht leichtfertig von sich weisen, denn: "Geht es doch darum, mit einem vergleichsweise geringen Mitteleinsatz realistische
Möglichkeiten zur Rettung eines wertvollen Kulturgutes zu suchen."

Die "Wiener Zeitung" stelle "als älteste noch bestehende Zeitung der Welt ein Kulturgut erster Güte dar", schreiben die Initiatorinnen und Initiatoren. "Mit ihrer unabhängigen Redaktion hat die Zeitung im Besitz der Republik Österreich Maßstäbe für einen in der Demokratie unverzichtbaren Qualitätsjournalismus in einer zunehmend inhaltlich verarmenden Medienlandschaft gesetzt." (red, 28.10.2022)