Wien – Für persönliche Entfaltung / sorgt bei uns die Freilandhaltung", singt der Hintern schwingende Hendlchor auf der Geflügelfarm. Auf Basis von Hans Christian Andersens Märchen vom Hässlichen Entlein (1843) hat das britische Autoren- und Kompositionsduo Anthony Drewe und George Stiles 1993 den Musicalerfolg Honk! erdacht. Als Anti-Mobbing-Stück hat die Geschichte eines zu Unrecht als unhübsch empfundenen Kükens erfolgreich seine Kreise gezogen, die Neuinszenierung im Theater der Jugend verantwortet Werner Sobotka.
Es gibt in dieser grellbunten Show im Renaissancetheater jede Menge ausgestopfter Entenhinterteile und hochnäsig aufgeputzter Schönheitsmoorhühner zu sehen, die dem neu geschlüpften, leider nicht sonnengelben Küken das Leben schwermachen. Bis auf ein herrliches Presslufthammergeräusch, mit dem sich der Nachwuchs zu Beginn aus den fahlen Schalen ins Leben sprengt, bleibt die Inszenierung im Rahmen einer genreüblichen Bilderbuchästhetik und bietet eine in sich hübsch reimende Lieder gegossene, sich allerdings auch allzu laut aufblähende Musik auf (Leitung: Christian Frank). Die Tonanlage in der Neubaugasse gibt es her.
Dauerhungriger Kater
Originell ist und bleibt der Song Wie schön ist Mutterschaft, den die Entenmama bei der Brutpflege trällert, während Papa Erpel sein Leben gern auswärts verbringt und sich für seinen grauen Sohnemann null interessiert. Vorbild ist er jedenfalls keines.
Die Mutter ist die Aufopferung in Entenperson, sie sucht ihr abgängiges Kind bis hinein in den Winter mit dem Rollkoffer. Lebensgefährliche Begegnungen mit dem dauerhungrigen Kater oder die Real-Life-Doku des Senders "Ente Vau" (haha) halten die Spannung, wobei Sechsjährige vermutlich erschlagen hinauswatscheln werden. (Margarete Affenzeller, 29.10.2022)