Sabine Ladstätter hat einen archäologischen Schatz in Ephesos gehoben.
Foto: ÖAW-ÖAI / Niki Gail

Es sei nicht weniger als "der Höhepunkt meiner Karriere" – so beschreibt Sabine Ladstätter das Ergebnis der Grabungssaison in Ephesos. Alleine diese Aussage unterstreicht die Bedeutung des spektakulären byzantinischen Fundensembles, denn an Höhepunkten mangelte es in der beruflichen Laufbahn der 53-jährigen Archäologin schon bisher nicht.

Nach der Matura in Völkermarkt studierte Ladstätter bis 1992 Archäologie und Alte Geschichte in Graz, für das Doktoratsstudium wechselte sie an die Universität Wien. Für diese leitete sie über mehrere Jahre die Ausgrabungen auf dem Hemmaberg in der direkten Umgebung ihrer Kärntner Heimat. Seit Mitte der Neunzigerjahre gehört sie zum Forschungsteam der österreichischen Ausgrabungen in Ephesos.

2009 wurde Ladstätter Direktorin des Österreichischen Archäologischen Instituts der Akademie der Wissenschaften, 2010 übernahm sie – nach vorhergehendem Widerstand der türkischen Behörden – die Leitung der ephesischen Grabungen. 2011 wurde sie zur Wissenschafterin des Jahres gekürt – sie ist eine ausgezeichnete Kommunikatorin ihres Fachs.

Ungetrübte Verbindung zur Türkei

Höhepunkte weiß man umso mehr zu schätzen, wenn man auch Tiefpunkte kennenlernen muss – bei diesen hilft Ladstätter ihre Beharrlichkeit. Im Herbst 2016 geriet die Wissenschaft zwischen die Fronten der Diplomatie. Den schon seit 1895 in Ephesos tätigen Forschern wurde von Behörden mitten in der Saison die Arbeit untersagt.

In der Folge hingen zahlreiche Dissertationen in der Luft, die Stätten mussten notdürftig gesichert werden. 2018 durften die Teams wieder zurückkehren, doch 2020 und 2021 war erneut keine Arbeit vor Ort möglich, nur die türkischen Mitglieder waren zugelassen. Trotz dieser Querelen ist ihre Turkophilie, ihre Verbundenheit zu dem Land unumstößlich, sagt Ladstätter: Sie habe hier Freundschaften fürs Leben gefunden. Überhaupt sei sie Idealistin: Wenn sie von bestimmten Dingen überzeugt ist, sei sie starrköpfig.

Als Teamplayer bereitet es ihr die größte Freude, wenn ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit erfolgreichen Projekten Karriere machen – die Archäologin sieht sich dabei fast in einer mütterlichen Rolle. Teamwork wird auch im familiären Bereich gelebt: Nach dem Motto "Um ein Kind zu erziehen, braucht es ein ganzes Dorf" hat die Mutter einer mittlerweile volljährigen Tochter ihren Spross mit der Hilfe der ganzen Familie aufgezogen. (Michael Vosatka, 28.10.2022)