Twitter-Käufer Elon Musk

Dallas – Der neue Twitter -Eigentümer Elon Musk will in dem Social-Media-Dienst einen Moderations-Beirat einberufen, dessen Mitglieder "grundverschiedene Standpunkte" vertreten. Bis das Gremium zusammengetreten ist, sollen keine wichtigen Entscheidungen getroffen und auch keine Sperren aufgehoben werden, schrieb er auf Twitter.

Musk hatte am Freitag den rund 44 Milliarden Dollar (44,2 Mrd. Euro) teuren Kauf des Kurznachrichtendienstes abgeschlossen. Twitter informierte die US-Wertpapieraufsicht SEC über den Rückzug von der Börse und bestätigte damit den Vollzug der Übernahme.

Führungskräfte gefeuert

Laut übereinstimmenden US-Medienberichten feuerte Musk bereits am Donnerstag ranghohe Führungskräfte, darunter der bisherige Firmenchef Parag Agrawal und Finanzchef Ned Segal. Angeblich wolle Musk den Spitzenposten zunächst selbst übernehmen. Erst mit der Zeit könnte er den Job an jemand anderen abgeben, hieß es. Musk twitterte in der Nacht in Anspielung auf das Firmenlogo "Der Vogel ist befreit". Er führt bereits den Elektroautobauer Tesla und die Raketenfirma SpaceX.

Dem Starunternehmer geht es beim Twitter-Kauf nach eigenen Angaben um die Stärkung der Redefreiheit. Kritiker befürchten aber eine Verrohung des Tons auf der Internetplattform und sind besorgt, dass der Eigentümerwechsel zu ungezügelteren Hassbotschaften, Hetze und Desinformationen führt.

Musk will Trump entsperren

Dass der laut Milliardärs-Rankings wie der "Forbes"-Liste reichste Mensch der Welt jetzt die Fäden bei dem Online-Netzwerk ziehen wird, ist auch politisch brisant. So hat sich Musk bereits dafür ausgesprochen, den ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump wieder auf der Plattform aufzunehmen. Trumps Verbannung von Twitter im Zuge von dessen Sympathiebekundungen für Anhänger, die am 6. Jänner 2021 das Kapitol in Washington gestürmt hatten, bezeichnete Musk im Mai als "moralisch falsch und einfach nur dumm". Eine Rückkehr zu dem einflussreichen Netzwerk würde für Trump für eine mögliche Kandidatur bei der Präsidentschaftswahl 2024 gerade rechtzeitig kommen.

Eine Reaktion Trumps auf den Abschluss von Musks Übernahme ließ nicht lange auf sich warten. "Ich bin sehr froh, dass Twitter jetzt in vernünftigen Händen ist und nicht mehr von linksradikalen Spinnern und Verrückten geführt wird, die unser Land wirklich hassen", schrieb er auf der von ihm mitgegründeten Social-Media-Plattfrom "Truth Social" am Freitag. Twitter müsse nun hart daran arbeiten, sich von all den Bots und gefälschten Konten zu befreien, die dem Online-Dienst geschadet hätten. "Es wird viel kleiner sein, aber besser", erklärte der frühere US-Präsident weiter.

Rechte lieben Musk

Politisch solidarisierte sich Musk zuletzt mit der weiter von Trump beherrschten Republikanischen Partei. Die Demokraten von US-Präsident Joe Biden seien zur "Partei der Spaltung und des Hasses geworden", schrieb er im Mai bei Twitter. Applaus bekam Musk dafür von der rechten Abgeordneten Lauren Boebert – einer Trump-Anhängerin und Verfechterin lockerer Waffengesetze, die gegen Corona-Maßnahmen, Abtreibungen, homosexuelle Ehen und erneuerbare Energie einsteht.

Darüber hinaus erntete Musk Kritik für zwei außenpolitische Vorstöße. So schlug er vor, aus Taiwan eine "Sonderverwaltungszone" unter chinesischer Herrschaft zu machen. Die Regierung in Taipeh wies das als "inakzeptabel" zurück. Auch plädierte Musk dafür, die Ukraine solle die von Russland widerrechtlich annektierte Krim verloren geben und einem Referendum unter UN-Aufsicht in ihren von russischen Truppen besetzten Gebieten zustimmen. (red, APA, 28.10.2022)