Drucken von Code – eine zeitgemäße Herangehensweise?

Foto: DER STANDARD/Pichler

Nach der offiziellen Übernahme von Twitter durch den Multimilliardär Elon Musk lässt die Aufregung nur geringfügig nach. Eine besondere Absurdität scheint der Journalist Casey Newton ausgegraben zu haben, der unter anderem für das Tech-Medium The Verge schreibt und einen Podcast für die New York Times betreibt.

In seinem Newsletter Platformer schreibt Newton, dass Programmierer bei Twitter von ihren Vorgesetzten via Slack-Nachricht angewiesen wurden, jene 50 Seiten Code auszudrucken, die sie in den vergangenen 30 bis 60 Tagen geschrieben haben. Manche Techniker sollten sich auch auf ein "Code Pairing" mit Musk vorbereiten, in welchen man den Code gemeinsam evaluiere.

Anschließend seien diese Pläne wieder verworfen und die Techniker aufgefordert worden, die ausgedruckten Seiten wieder zu vernichten, berichtet Newton weiter.

Der entsprechende Tweet sammelte knapp 7000 Likes und wurde fast 4000 Mal weiter geleitet. Ein Reaktion Musks bleibt aus, und viele Follower Newtons zweifeln die Echtheit dieser Informationen an – dieser wiederum betont, die Angaben aus vier unterschiedlichen Quellen zu haben und mit Screenshots belegen zu können.

Kanye West zurück auf Twitter

Musk widmet sich indes dem wohl heikelsten Thema rund um die Übernahme: Der vermeintlichen Rückkehr einst verbannter Twitteranten und dem künftigen Umgang mit Hate Speech und Fake News. So verkündete er die Errichtung eines "Moderations-Beirats" mit "diversen Ansichten", ohne dessen Entscheidungen keine Sperren aufgehoben werden sollen.

Gebrochen wird dieses Vorhaben allerdings bereits am ersten Tag der Übernahme: Denn der Account des umstrittenen Rappers Kanye West ist inzwischen wieder entsperrt worden. Musk betont jedoch, dass der Account bereits vor der Übernahme reaktiviert wurde. Man habe sich darüber weder mit ihm beraten, noch ihn darüber informiert.

Donald Trump verlautbarte indes, dass er die Übernahme Twitters durch Elon Musk zwar begrüße, vorerst aber auf seinem eigenen Social Network namens "Truth Social" aktiv bleiben werde.

Inspiration bei Games und Filmen

Geht es um die Moderation von Postings zugelassener Accounts, so befindet sich Musk derzeit im Austausch mit Mitgliedern der Community, die ihm Alternativen zum "Moderations-Beirat" vorschlagen. So befürwortet er einen Vorschlag, die Konfrontationen in Twitter ähnlich wie ein Computerspiel zu handhaben.

An anderer Stelle denkt er ein individuelles Rating von Tweets an, mit dem für jeden Menschen eine maßgeschneiderte Version von Twitter generiert wird, ein wenig vergleichbar mit Altersempfehlungen bei Filmen.

Schauspieler trugen Kartons

Dass jegliche Berichte rund um die Twitter-Übernahme mit Vorsicht zu genießen sind, zeigt eine weitere Absurdität rund um die Entlassung etlicher Personen im Top-Management des Social Networks.

So zirkulierten im Netz Videos von Mitarbeitern, die ihre persönlichen Gegenstände in Pappkartons aus dem Gebäude trugen. Namentlich identifizierte sich einer der Personen als "Rahul Ligma".

Allerdings ergab eine Recherche des Tech-Mediums The Verge, dass in der Personaldatenbank des Unternehmens niemals eine Person mit diesem Namen existierte. Hinzu kommt, dass der Name "Ligma" einen Internetscherz widerspiegelt, klingt er in der Aussprache doch ähnlich wie der englische Ausdruck "lick my" (deutsch: "Leck meine").

Musk ließ es sich freilich nicht nehmen, darauf mit der entsprechenden Häme zu reagieren und twitterte ein Bild der Schauspieler, garniert mit dem Satz "Ligma Johnson had it coming". "Johnson" ist ein Synonym für das männliche Geschlechtsteil. (stm, 29.10.2022)

Update, 29.10.2022: Der Artikel wurde um den Abschnitt "Inspiration bei Games und Filmen" ergänzt.