Neue Kleidung kann auch käuflich erworben werden.

Foto: Capcom

Fans des "Resident Evil"-Franchises konnten sich in den vergangene Jahren eigentlich nicht über schlechtes Material beschweren: Nach dem Horrorgame "Biohazard" entführte uns "Village" vergangenes Jahr in ein osteuropäisches Dorf voller grauslicher Fantasymonster, und mit "Shadows of Rose" wurde vor wenigen Tagen eine Erweiterung zu ebendiesem Spiel veröffentlicht, die erneut für Gänsehaut sorgt.

Parallel dazu wurde mit "Re:Verse" ein Multiplayertitel veröffentlicht, der im "Resident Evil"-Franchise angesiedelt ist. Zuvor war dessen Veröffentlichung mehrmals verschoben worden, da man noch qualitative Verbesserungen vornehmen wollte. Kurz vor Halloween ist das Spiel nun verfügbar, und zwar kostenlos für alle Besitzer von "Resident Evil Village" oder der "Resident Evil Village Gold Edition".

Resident Evil

Am Tag nach der Veröffentlichung am 28. Oktober fällt das Feedback der Community eher mäßig aus. Auf der Plattform Steam geben knapp 1000 Bewertungen ein "ausgeglichenes" Urteil ab, auf Twitter verkündet Publisher Capcom das erfolgreiche Beheben von Problemen mit dem Battle Pass – woraufhin die Fans fragen, wozu man für ein derart unfertiges Spiel überhaupt einen Battlepass braucht.

Der STANDARD wollte sich selbst ein Bild machen und hat das Game am Tag des Releases einen Abend lang auf der Playstation 5 getestet.

Zu wenig Inhalte

Was soll ich sagen? Mehr als den einen Abend habe ich zum aktuellen Zeitpunkt nicht gebraucht, um mir ein Bild zu machen. Eine Story gibt es erwartungsgemäß nicht, was bei einem Multiplayershooter aber auch nicht zwingend erwartet werden kann. Aber auch sonst mangelt es in diesem Spiel derart an Inhalten, dass sich die Wiederspielbarkeit stark in Grenzen hält.

So wurden im Lauf des Abends immer wieder die gleichen zwei Maps geladen, mehr scheint es zumindest zu Beginn noch nicht zu geben. Dabei handelt es sich erstens um die Polizeiwache von Raccoon City, zweitens um das Haus der aus "Biohazard" bekannten Baker-Familie. Beide Maps sind äußerst klein, und im Spiel habe ich keine Möglichkeit gefunden, mich aktiv für eine von beiden zu entscheiden.

Nur ein einziger Spielmodus

Ebenso mangelt es inhaltlich an Spielmodi. So ist es nur möglich, wild aufeinander los zu ballern und durch das Erlegen von Gegnern Punkte zu sammeln, während das eigene Ableben einen Punkteabzug zur Folge hat. Zudem hat das Dahinscheiden zur Folge, dass man sich in ein Monster verwandelt, als welches man erneut auf die Mitspieler losgehen kann. Stirbt das Monster, so wird man als Mensch wiedergeboren – undsoweiter, undsofort, bis die Zeit abläuft. Durch das Einsammeln von Viruskanistern verwandelt man sich in ein stärkeres Monster, außerdem können Heilkräuter und Waffen eingesammelt werden.

Das Einsammeln der Viruscontainer ist eines der wenigen Highlights im Spiel.
Foto: Capcom

Das war es auch schon. Es gibt in "Re:Verse" keinen Capture-the-Flag- und auch keinen Battle-Royale-Modus. Nein, es ist noch nicht einmal möglich, in Teams gegeneinander anzutreten: Stattdessen kloppen die Menschen aufeinander ein, anstatt sich gegen die Untoten zu wehren, und mehrfach habe ich beobachtet, dass auch die Monster aufeinander einschlagen.

Außerdem ist es möglich, dass Charaktere mehrfach vorkommen: Ich habe im Lauf des Abends als Chris Redfield auf Chris Redfield geschossen und als der Vater aus "Biohazard" auf den Vater aus "Biohazard" eingeschlagen... besonders seltsam sieht das vor allem aus, wenn abschließend die besten Spieler der Runde auf dem Podest stehen – und man drei Mal in das gleiche Gesicht von Chris Redfield schaut.

Premium Pass und Cross-Play

Positiv anzumerken ist immerhin, dass sich die Charaktere schrittweise individualisieren lassen. Die schlechte Nachricht dazu lautet allerdings: Neben erspielbaren Skills und Outfits kommt man an selbige in dem Spiel auch über kostenpflichtige Ingame-Käufe und über den zuvor erwähnten Premium Pass, der bei Steam 9,99 Euro kostet.

Menschen gegen Menschen, Monster gegen Monster – Sinnhaftigkeit sucht man in "Re:Verse" vergeblich.
Foto: Capcom

Zu erwähnen sei auch, dass das Spiel Crossplay über mehrere Plattformen ermöglicht. Dazu ist die Erstellung eines Capcom-Accounts nötig, die aber recht schnell erledigt ist. Im Test erlebte ich außerdem, dass ich wegen schlechter Verbindungen aus dem Spiel geflogen bin und dass einige meiner Kills vom Spiel nicht gezählt wurden – das können aber auch individuelle Probleme sein, die vor dem Bildschirm sitzen. Hieraus Capcom einen Strick zu drehen, wäre nicht seriös. Und ist auch eigentlich nicht nötig.

Fazit: Aktuell noch unbrauchbar

Denn so oder so kann ruhigen Gewissens gesagt werden, dass "Re:Verse" zum aktuellen Zeitpunkt den Festplattenplatz nicht wert ist – selbst dann, wenn man "Village" bereits besitzt und das Spiel eigentlich gratis bekäme. Es gibt schlichtweg auf allen Ebenen zu wenig Inhalte: Zu wenige und zu kleine Maps, zu wenig Spielmodi und noch dazu die Skurrilität der mehrfach auftretenden Chris Redfields.

Was nicht ist, das kann freilich noch werden, vielleicht wird hier noch entsprechender Content nachgeliefert. Bis dahin heißt es aber: Finger weg – und stattdessen lieber die storygetriebenen Singleplayer-Games spielen, die wirklich unter die Haut gehen.

Hinweis im Sinne der redaktionellen Leitlinien: Eine Version des Spiels wurde dem STANDARD zu Testzwecken zur Verfügung gestellt.