Gleich dreimal schaffte Rapid nach Führung der Gastgeber den Ausgleich.

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Lustenau – Ein irrwitziges Finish hat am Ende Rapid und Lustenau Mut gemacht. Beim 3:3 teilten die beiden Mannschaften die Punkte – nach drei Toren in der Nachspielzeit. Die Vorarlberger, die den ersten Ligasieg seit August denkbar knapp verpassten, nahmen das Wissen mit, "einem starken Gegner" drei Tore einschenken zu können. Rapid deutete das dreimalige Aufholen eines Rückstandes als Zeichen von intakter "Moral".

"So stelle ich mir die Mannschaft vor, die Rapid vertritt. Das war richtig geil", erklärte Verteidiger Christopher Dibon. "Nicht verloren nach so einem Spiel tut trotzdem gut", schnaufte Zoran Barisic nach dem dramatischen Ende durch. "Ich gratuliere meiner Mannschaft zu einem erzwungenen Punkt." Bernhard Zimmermann drückte den Ball in der 100. Minute – angezeigt waren zunächst fünf Minuten Nachspielzeit – nach Kopfball-Verlängerung des aufgerückten Tormanns Niklas Hedl über die Linie.

Es war die allerletzte Aktion einer Nachspielzeit, die an Schlüsselszenen so manche 90 Minuten in den Schatten stellte. 92. Minute: Guido Burgstaller sichert seinem Team ein 2:2, das aufgrund des Spielverlaufs gerecht ist. 96. Minute: Bryan Teixeira verwertet einen höchst strittigen Elfmeter zur neuerlichen Führung. 100. Minute: Auftritt Zimmermann.

"Dass wir kämpfen können, haben wir bewiesen", gab dieser danach zu Protokoll. "Normalerweise müssen wir hier aber drei Punkte mitnehmen." Dass Rapid mit 18 Punkten aus 14 Runden im Pulk zwischen Platz vier und zehn feststeckt, weiß auch Zimmermann: "Wir müssen jetzt liefern, wir müssen Punkte für Punkte holen, damit wir in die Meistergruppe kommen."

Aufregung um den VAR

Barisic bemängelte die Chancenverwertung, lobte aber die gute Energie, die man auch aus dem Punkt für das letzte Heimspiel des Jahres gegen den LASK ziehen könne. Auch er sah die "eine oder andere Entscheidung", gemeint war das Schiedsrichterteam um Christian-Petru Ciochirca und VAR Walter Altmann, "die nicht unbedingt für uns war". "Und trotzdem haben wir uns mit Händen und Füßen gegen die Niederlage gewehrt."

Tatsächlich konnte im Nachgang über zumindest drei strittige Szenen diskutiert werden. Am klarsten als Fehlentscheidung einzustufen war wohl der Elfmeter, der zur letzten Lustenauer Führung führte. Selbst der Gefoulte Cem Türkmen sprach in den Katakomben des Reichshofstadions von keinem elfmeterwürdigen Vergehen Dibons. Doch der VAR bestätigte Ciochircas Wahrnehmung.

"Es ist müßig, darüber zu diskutieren", verzog Barisic beim Vorspielen der Szenen auf Sky nur sein Gesicht. Auf die Frage, ob er eigentlich Rapid-Trainer bleiben wolle, flüchtete sich der 52-Jährige in Stehsätze, sagte aber auch: "Es gibt kein Nein (von mir)." Es sei schön, das Potenzial der Mannschaft zu sehen, sagte der Mann, der den Kader zusammengestellt hat. "Am 26. 11. wird das neue Präsidium präsentiert, und dann werden die Weichen für die Zukunft gestellt."

Lustenau-Trainer Markus Mader beantwortete die Frage nach einer gefühlten Niederlage mit einem zögerlichen "Nein. Ich bin sehr stolz auf die Mannschaft, wie sie gegen einen starken Gegner aufgetreten ist. Drei Tore gegen Rapid zu machen, ist überragend." Vielmehr habe er Mitleid mit seinen Spielern, "weil sie bitter enttäuscht in der Kabine sitzen, weil wir so knapp vor der Sensation waren".

Ob der Sieg – es wäre der erste nach acht vergeblichen Anläufen in der Liga gewesen – verdient gewesen wäre, wollte Mader "dahingestellt" wissen. Dass mit Bryan Teixeira der torgefährlichste Mann und spätere Doppeltorschütze erst von der Bank kam, sah der Trainer im Rückspiegel als gelungenen Zug. "Wir haben ihn gereizt, das hat geklappt. Aber auch ihn müssen wir aufbauen, weil er sicher gern gewonnen hätte." So sitzt dem Aufsteiger das Schlusslicht Hartberg mit vier Punkten Rückstand weiter im Nacken. (APA, 30.10.2022)