Patrick Budgens Buch über wahre Wiener Begräbnisgeschichten. Edition a, € 22,–

Wien – Willy, du warst ein Gigant!" So begann eine sehr vermögende, sehr einsame Dame ihre halbstündige Trauerrede – auf ihren verstorbenen Hamster. Der "Gigant", dessen Asche in einer faustgroßen Urne ruhte, war auf etwas pikante Weise verstorben. Die nun Untröstliche hatte sich ein paar Tage zuvor, den Schmerz über den Tod ihres reichen Ehemannes mit einem Glas Cognac betäubend, mit Wumms auf den Hamster gesetzt, der, wie stets, auf dem Sofa ruhte. Der lokale TV-Sender übertrug die Trauerfeier für den "gigantischen" Hamster. Wer glaubt, dies sei eine schlecht erfundene Schmierenkomödie, irrt: Die kurze Geschichte über Wally, die reiche Witwe, und deren Trauer über Willy, den Hamster, hat Patrick Budgen aufgeschrieben. Und sie ist wahr.

Tränen lachen

Nebst 71 anderen, ähnlich skurrilen, absurden und jedenfalls zum Schmunzeln anregenden Kurzgeschichten rund ums Sterben und Begraben in Wien. Der Moderator der ORF-Sendungen Wien Heute- und Guten Morgen Österreich hat mit Peter Holeczek, dem langjährigen Leiter der Kundenservicezentrale der Wiener Bestattung, skurrile Geschichten der Bestattung Wien gesammelt und aufgeschrieben.

Herausgekommen ist ein wienerisches Buch, der Titel: Schluss mit lustig. Der Tod ist allgegenwärtig, er wird beweint und zelebriert, und manchmal entgleisen die Gefühle, und es wird unter Tränen gelacht. Dann etwa, wenn die späte Liebe eines Verstorbenen ein riesiges Herz aus roten Rosen in die Aufbahrungshalle bringen lässt, und auf der rosa Schleife steht geschrieben: "Es war viel zu kurz. Dein Spatzi."

Wut, Big Mac und Hugo

Ein anderes Mal überdauert die Wut über den Verblichenen die Zeiten. Da kann ein Steinmetz die Witwe eines viel zu früh Verstorbenen nur mit Mühe davon abhalten, "Arschloch" auf den Grabstein meißeln zu lassen. Den Gatten hatte der Herzinfarkt beim Sex mit der Geliebten ereilt. Der Steinmetz hatte viele Taschentücher, teilnehmende Worte und Hochprozentiges bei der Hand – die Witwe verzichtete auf die in Stein gemeißelte Verdammung.

Budgen ist mit seinem zweiten Buch, trotz des Titels, ein fröhliches Werk gelungen. Die Geschichten sind kurz und bekömmlich, fürs Zwischendurchlesen aufbereitet. Übrigens lernt man auch etwas: etwa, was ein "Big Mac" ist (ein besonders großer Sarg für adipöse Verstorbene). Oder ein "Hugo" ("human gone", der per Flugzeug in ein fernes Land überstellt wird). Was kann einem der Tod anhaben, wenn man noch lachen kann? (Petra Stuiber; 30. 10. 2022)