Ahmedabad – Nach dem Einsturz einer Hängebrücke im Westen des indischen Bundesstaates Gujarat sind am Sonntag hunderte Menschen in einen Fluss gestürzt. Es gebe mindestens 141 Tote, teilten Behördenvertreter mit. Zudem seien dutzende weitere Menschen verletzt worden. Unter den Opfern sind nach diesen Angaben viele Kinder und ältere Menschen. Zahlreiche Personen würden noch vermisst.

Rettungsmaßnahmen in der Nacht.
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Bei dem Einsturz befanden sich den Angaben zufolge bis zu 400 Menschen im gesamten Bereich des Bauwerks. Laut der Polizei befanden sich 250 bis 300 davon zum Unglückszeitpunkt auf der Brücke. 177 Personen sind nach Angaben der Behörden bisher gerettet worden. Viele der Opfer waren Touristen, die anlässlich des Lichterfests Diwali in die Gegend gereist waren. Auf TV-Aufnahmen war zu sehen, wie dutzende Menschen sich an die Seile der eingestürzten Brücke klammerten, während Rettungskräfte versuchten, zu ihnen zu gelangen.

Ursache noch unklar

Die 230 Meter lange historische Brücke wurde während der britischen Herrschaft im 19. Jahrhundert gebaut. Sie war sechs Monate lang wegen Renovierungsarbeiten gesperrt und wurde erst letzte Woche wieder für die Öffentlichkeit freigegeben.

Das Unglück bei Tageslicht.
Foto: APA / AFP / Sam Panthaky

Die 1879 eröffnete, 1,25 Meter breite Fußgängerbrücke galt nach Angaben der örtlichen Behörden als Baujuwel. Sie überspannte in einer Läge von 230 Metern den Fluss Machchhu. Vor ihrer Renovierung waren die Betriebsrechte für 15 Jahre an ein Privatunternehmen aus der örtlichen Uhrenindustrie übergeben worden, die dafür die Erhaltung übernahm, wie "Indian Express" berichtet.

Ein Sprecher der Firma Oreva Group teilte mit, man führe Untersuchungen zum Grund des Unglücks durch, schob die Schuld aber den Besuchern zu: "Erste Erkenntnisse deuten darauf hin, dass sich zu viele Menschen in der Mitte der Brücke aufhielten und versucht hatten, von einer zur anderen Seite zu schaukeln", teilte er mit. Tatsächlich ist auf Videos zu sehen, wie die Brücke samt Besuchern von rechts nach links schwingt. Unklar ist aber, ob die Menschen auf die Schwingung der bereits überbelasteten Brücke reagieren oder ob sie diese selbst ausgelöst haben.

Die Polizei ermittelt unterdessen wegen "schwerer Fahrlässigkeit" gegen die Betreiber, wie indische Medien berichten. Der zuständige Verwaltungsbeamte von Morbi, Sandeepsinh Zala, sagte zudem, die Firma haben die Behörden vor der Wiedereröffnung am 26. Oktober nicht verständigt, sodass keine Überprüfung der Arbeiten habe stattfinden können.

Das Büro von Premierminister Narendra Modi kündigte auf Twitter Entschädigungen für die Familien der Opfer an. Konkret soll der Staat demnach "zwei Lakh Rupien" (200.000 Rupien bzw. 2.442 Euro) an Hinterbliebene der Todesopfer und 50.000 Rupien (610 Euro) an Verletzte als Soforthilfen auszahlen. (Reuters, APA, red, 30.10.2022)