Man kann Jan Böhmermann gut finden, muss das aber nicht. Der deutsche Satiriker trifft oft den Nerv, häufig mit dem Holzhammer, seltener mit dem Florett. Es ist eine eigene Art von Humor, die – zu Recht – eine immer größere Fangemeinde in Deutschland hat. Das verleiht Böhmermann eine laute Stimme, und die hat er nun wieder einmal zur Aufklärung eingesetzt.

Jan Böhnermann nutzt seine Plattform zur Aufklärung.
Foto: APA/dpa/Sven Hoppe

In seinem ZDF Magazin Royale widmet er sich einem dunklen Kapitel der deutschen Geschichte: dem rechtsextremen Terror durch den Nationalsozialistischen Untergrund (NSU). Zehn Menschen starben. Dann, bei der Aufklärung, zeigten sich eklatante Defizite im Verfassungsschutz.

Erst 120, dann immerhin "nur" noch 30 Jahre sollten Akten des hessischen Dienstes verschlossen bleiben. Es roch nach Vertuschung, es war eine Verhöhnung der Hinterbliebenen der Opfer, die sich Aufklärung erhofft hatten.

Nun hat Böhmermann den Bericht geleakt. Große Neuigkeiten über den NSU selbst gibt es nicht. Aber es wurde offenkundig, was ohnehin jeder ahnte: Der Verfassungsschutz arbeitete nicht so, wie er es hätte tun müssen.

Dass Böhmermann und die Plattform Frag Den Staat aktiv wurden, ist ein Verdienst. Da nimmt man bei der Präsentation des Ganzen auch ein paar schwächere Witzchen zu viel hin. Wenn es der Wahrheitsfindung dient, ist das erlaubt. Und Hauptsache, ein möglichst breites Publikum erfährt davon. (Birgit Baumann, 30.10.2022)