Die Wut auf das iranische Regime lässt auch Wochen nach dem Tod der Kurdin Mahsa Amini nicht nach.

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Dubai/Teheran – Im Iran sind in der Hauptstadt Teheran rund 1.000 Menschen wegen der anhaltenden Proteste angeklagt worden. Die Verfahren würden öffentlich stattfinden, meldete die halbamtliche Nachrichtenagentur Tasnim am Montag unter Berufung auf den Obersten Richter der Provinz Teheran.

Vorwurf der Sabotage

Die Angeklagten hätten bei den jüngsten Ereignissen Sabotage begangen. Sie hätten Sicherheitskräfte angegriffen oder getötet und öffentliches Eigentum in Brand gesteckt. Die Prozesse würden vor einem Revolutionsgericht stattfinden und noch diese Woche beginnen.

Seit mehr als sechs Wochen halten die Proteste nicht nur in Teheran, sondern auch in anderen Städten der Islamischen Republik an. Entzündet hatten sie sich am Tod der 22-jährigen Mahsa Amini. Die Kurdin war am 16. September in Polizeigewahrsam gestorben. Die sogenannte Sittenpolizei hatte sie festgenommen, weil sie unangemessen gekleidet gewesen sein soll. Inzwischen haben sich die Proteste zur größten Herausforderung für die geistliche Führung seit 1979 ausgewachsen. Damals wurde im Zuge der Islamischen Revolution der Schah gestürzt, und die Islamischen Republik wurde ausgerufen.

Große Gewalt gegen Demonstranten

Die Sicherheitskräfte gehen zum Teil mit großer Gewalt gegen die Demonstrantinnen und Demonstranten vor und versuchen, die Proteste zu unterdrücken. Am Wochenende drohten zudem die Revolutionsgarden den Protestierenden, sie sollten sich von der Straße fernhalten. Bisher hatte sich die Eliteeinheit nicht an der Niederschlagung der Kundgebungen beteiligt.

Seit deren Beginn Mitte September sind nach Angaben von Menschenrechtsgruppen landesweit rund 300 Demonstrantinnen und Demonstranten ums Leben gekommen, darunter über 40 Minderjährige. Zudem seien über 30 Sicherheitskräfte getötet worden. Mehr als 14.000 Festnahmen gab es den Angaben zufolge in 132 Städten und kleineren Orten. (APA, 31.10.2022)