Bei der Wahlparty der Sozialdemokratischen Partei zitterte man am Dienstagabend.

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Kopenhagen – Bei der dänischen Parlamentswahl haben die Sozialdemokraten von Ministerpräsidentin Mette Fredriksen ihre führende Rolle behaupten können, haben künftig aber mit ihren bisherigen Bündnispartnern keine Mehrheit mehr im Parlament. Dies zeigt eine Nachwahlbefragung des dänischen Rundfunksenders DR, die nach Wahlschluss am Dienstagabend um 20 Uhr veröffentlicht wurde. Demnach kommt das Mitte-Links-Lager auf 85 der 179 Abgeordneten, das Mitte-Rechts-Lager auf 73 Abgeordnete.

Königsmacher wird damit die neue Partei "Die Moderaten" des früheren rechtsliberalen Ministerpräsidenten Lars Løkke Rasmussen, der 17 Mandate oder 9,3 Prozent der Stimmen vorhergesagt werden. Fredriksens Sozialdemokraten kamen auf 23,1 Prozent der Stimmen, was ein leichter Verlust im Vergleich zur Wahl 2019 (25,9 Prozent) ist. Fredriksen ließ ihre sozialdemokratische Minderheitsregierung bisher hauptsächlich von links unterstützen, strebt diesmal aber eine breite Regierung über die traditionellen Blockgrenzen hinweg an. Das Mitte-Rechts-Bündnis um die liberal-konservative Partei Venstre ist dagegen.

Zwölf Parteien im Parlament

Innerhalb der traditionellen Parteienblöcke kam es zu starken Verschiebungen. So stürzte die rechtsliberale Venstre von Oppositionsführer Jakob Ellemann-Jensen um zehn Prozentpunkte auf 13,5 Prozent ab. Nur noch knapp im Parlament halten kann sich die rechtspopulistische Dänische Volkspartei (DF), die zwei Drittel ihrer Stimmen auf 2,3 Prozent verlor. Auf Anhieb auf fast sieben Prozent der Stimmen kam dagegen die neue rechtspopulistische Partei "Dänemarkdemokraten", gegründet von ehemaligen Venstre- und DF-Politikern. Ihren Stimmenanteil auf neun Prozent fast vervierfachen konnte die Liberale Allianz.

Im linken Lager konnten die Grünen die größten Zugewinne verbuchen und wurden mit 9,6 Prozent der Stimmen drittstärkste Kraft hinter den Sozialdemokraten und den Rechtsliberalen. Insgesamt dürften zwölf Parteien den Einzug ins Parlament schaffen. Dies und die großen ideologischen Unterschiede zwischen den einzelnen Parteien lassen eine schwierige Regierungsbildung erwarten. Traditionell gibt es in Dänemark meist Minderheitsregierungen, die von weiteren Parteien im Parlament toleriert werden.

Färöer-Inseln hatten schon gewählt

Auf den zum dänischen Königreich zählenden Färöer-Inseln durften die Wählerinnen und Wähler wegen eines Gedenktages für auf See verstorbene Färinger bereits am Montag abstimmen. Wie der dortige Rundfunksender KVF nach Auszählung aller Stimmen berichtete, behalten die beiden stärksten färöischen Parteien jeweils ihr Mandat – eines davon wird im dänischen Parlament dem Mitte-Links-, das andere dem Mitte-Rechts-Block zugerechnet. Den Sitz der prodänischen Partei Sambandsflokkurin übernimmt demnach die 26-Jährige Anna Falkenberg von ihrem Großvater Edmund Joensen.

Das dänische Parlament in Kopenhagen hat 179 Sitze. Je zwei davon sind für Repräsentanten Grönlands und der Färöer-Inseln bestimmt, die zwar jeweils weitgehend autonom sind, offiziell aber zum Königreich Dänemark gehören. (APA, 1.11.2022)