Der Twitter-Chef im Halloweenkostüm will das "Herrschafts- und Dienersystem" von Twitter abstellen.

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Elon Musks Umbau von Twitter ist in vollem Gange. So dürfte der neue Eigentümer der Plattform das Verifikationssystem von Twitter über den Haufen werfen und ein Abo-Modell für den blauen Haken neben dem Nutzernamen einführen.

Dieses Häkchen dient eigentlich dazu, Prominente, Politiker und andere in der Öffentlichkeit stehende Personen als tatsächliche Inhaber des Kontos zu verifizieren. Damit soll verhindert werden, dass Trolle sich als Präsident, Bundeskanzler oder Arnold Schwarzenegger ausgeben und Falschnachrichten verbreiten.

Jetzt hat Musk angekündigt, den blauen Haken zum Premium-Feature von Twitter zu machen. Acht Dollar soll dieser monatlich in den USA kosten, während der Preis in anderen Ländern an die jeweilige Kaufkraft angepasst werden soll. Die Änderung im Verifikationssystem hat Musk mit recht deftigen Worten angekündigt. "Das bisherige Lord- und Dienersystem, wer ein blaues Häkchen hat und wer nicht, ist scheiße", ließ Musk auf Twitter verlauten.

Kommentare mit höherer Priorität

Doch was soll der Vorteil gegenüber einem Gratisaccount ohne die Markierung sein? Auch dazu hat sich der Milliardär offensichtlich schon Gedanken gemacht. So sollen die Antworten und Erwähnungen von Premium-Usern höhere Priorität genießen, was laut Musks Theorie Spam verhindern soll. Was genau das in der Praxis bedeutet, ließ Musk aber offen.

Außerdem sollen zahlende Twitterati längere Audio- und Videofiles posten können und nur die Hälfte der Werbung angezeigt bekommen, die normale Userinnen und User empfangen. Darüber hinaus soll man mit dem Twitter-Abo auch Paywalls von Zeitungen und Magazinen umgehen können – sofern diese mit Musks Twitter zusammenarbeiten.

Musk möchte durch zahlende Userinnen und User auch die Abhängigkeit von Werbekunden reduzieren. Zuerst kursierten Gerüchte, der blaue Haken würde 20 Euro kosten, was zu einem denkwürdigen Austausch zwischen Elon Musk und dem auf Twitter auch nicht eben zurückhaltenden Horror-Autor Stephen King führte – woraufhin Musk King das Angebot von acht Dollar unterbreitete.

Laut einem Bericht von "The Verge" hat Musk der Belegschaft eine Woche Zeit gegeben, um die Änderung in die Tat umzusetzen. Unklar ist indes, wie es mit dem in manchen Ländern verfügbaren Twitter "Blue" weitergeht. Um 4,99 Euro konnten Kundinnen und Kunden werbefreie Artikel lesen und Tweets bearbeiten. Außerdem war es möglich, ein NFT als Profilbild einzufügen. Am Dienstag wurden bereits Teile des Dienstes eingeschränkt: Die Möglichkeit, werbefreie Artikel zu lesen, gibt es nun nicht mehr. Musk hat nur angekündigt, "Blue" zu einer Art Belohnungssystem für Content-Creator umzubauen.

Musk zeigte am Mittwoch erste Anzeichen von Genervtheit. Er änderte seine Biografie von "Chief Twit" auf "Betreiber der Twitter-Beschwerdehotline" und fügte hinzu: "Twitter spricht den Masochisten in uns allen an." (pez, 2.11.2022)