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Die Anzeichen für eine deutliche Abkühlung der Wirtschaft mehren sich: So soll das Wirtschaftswachstum 2023 deutlich schwächer ausfallen als heuer, die Forschungsinstitute Wifo und IHS sagen eine Stagflation voraus, also kaum Wachstum bei hoher Inflation. Das trübt auch die Erwartungen der Unternehmen. Sie blicken immer pessimistischer in die Zukunft. Der im Rahmen des Wifo-Konjunkturtests ermittelte Index der unternehmerischen Erwartungen ist im Oktober erstmals seit März 2021 in den Minusbereich gerutscht.

Am Arbeitsmarkt allerdings ist von diesen Krisenanzeichen bisher wenig zu spüren. Laut am Mittwoch veröffentlichten Zahlen waren Ende Oktober 319.232 Menschen arbeitslos oder befanden sich in einer Schulung. Das sind um fast 22.000 Personen oder 6,4 Prozent weniger als vor einem Jahr. "Wir erreichen damit die niedrigste Oktoberarbeitslosenquote seit 14 Jahren", schreibt AMS-Chef Johannes Kopf in einer Analyse.

Weiter hoch ist die Zahl der offenen Stellen: So sind aktuell fast 123.000 Jobs beim AMS als offen gemeldet. Das sind um 10.600 mehr als noch vor einem Jahr.

Anzeichen für Abschwächung

Allerdings gibt es inzwischen Anzeichen für eine Abschwächung der Dynamik am Arbeitsmarkt. So ist die Zahl der Menschen auf Jobsuche im Vergleich zu September etwas gestiegen – saisonbedingt steigt die Arbeitslosigkeit immer im Herbst und Winter an, der aktuelle Anstieg geht etwas darüber hinaus.

So schreibt AMS-Chef Kopf auch: "Trotz meiner langen Erfahrung fällt mir diesmal die Interpretation schwer. Auf der einen Seite sehen wir eindeutig Hinweise auf eine deutliche Konjunkturabschwächung, Monat für Monat schrumpft der Rückgang der Arbeitslosigkeit (inkl. Schulungen) rapide. Lag er Ende August bei -38.000, waren es Ende September noch -32.000 und nun nur mehr -22.000 Personen. Diese Entwicklung könnte die lauter werdenden Kassandrarufe einer kommenden Rezession bestätigen." Auf der anderen Seite bleibt übrig, dass die Zahlen für einen Oktober sehr niedrig sind.

Ein anderer Grund ist, dass auch am Bau der Arbeitsmarkt noch rund läuft, die Arbeitslosigkeit ist hier um drei Prozent unter dem Vorjahreswert. In der Bauwirtschaft zeigen sich Probleme am Arbeitsmarkt oft sehr früh. (András Szigetvari, 2.11.2022)