Die steigenden Treibhausgaskonzentrationen in der Luft sorgen dafür, dass es vor allem in Europa immer heißer wird.
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Die Zukunft wird heiß – das demonstriert nicht nur das derzeit ungewöhnlich milde Wetter, das den wärmsten Oktober der österreichischen Messgeschichte brachte und noch den ersten Novembertagen spätsommerlichen Anstrich verleiht. Erstmals veröffentlichte nun die Weltwetterorganisation WMO in Genf gemeinsam mit dem EU-Klimawandeldienst Copernicus einen Bericht zum Klimazustand Europas.

Nicht nur in Österreich wird es immer schneller immer wärmer, wie die aktuellen Daten zum wärmsten Oktober seit Messbeginn zeigen.

Dem Report zufolge stiegen auf dem Kontinent die Temperaturen der vergangenen 30 Jahre mehr als doppelt so schnell wie im globalen Durchschnitt. Gemessen wurde ein Temperaturanstieg um 0,5 Grad pro Jahrzehnt, wenn man die Jahre 1991 bis 2021 betrachtet.

Von 1981 bis 2010 stiegen die Durchschnittstemperaturen in Europa um etwa 0,5 Grad pro Dekade.
Bild: WMO

Besonders stark betroffen sind die Arktis und der Norden Europas. Die Wärme zeigt sich aber auch in Österreich: Die Eisdecke der Alpengletscher ist im gleichen Zeitraum um mehr als 30 Meter zurückgegangen.

In den Alpen (dunkleres Blau) ist die Gletschermasse seit 1997 besonders stark zurückgegangen.
Bild: WMO

Für den beschleunigten Anstieg des Meeresspiegels ist vor allem das Schmelzen des Eisschilds in Grönland ein wichtiger Faktor. Im Sommer 2021 wurde dort am höchsten Punkt auf gut 3.200 Metern erstmals seit Beginn der Messungen in den 1980er-Jahren Regen statt Schnee registriert. Zudem erwärmt sich die Luft über Kontinenten im Schnitt rascher als über Ozeanen.

Vor allem das Mittelmeer und die Ostsee sind von großflächiger Erwärmung betroffen.
Bild: WMO

Enorme Schäden

"Während der Erwärmungstrend anhält, werden außergewöhnliche Hitze, Waldbrände, Überschwemmungen und andere Auswirkungen des Klimawandels die Gesellschaft, die Wirtschaft und die Ökosysteme beeinträchtigen", teilte die WMO mit. Die extremen Wetterbedingungen betrafen 2021 mehr als eine halbe Million Menschen direkt, führten zu hunderten Todesfällen und einem wirtschaftlichen Schaden von mehr als 50 Milliarden US-Dollar (was aktuell einem ähnlichen Wert in Euro entspricht). Erst kürzlich hieß es in einer Studie, dass allein gehäuft auftretende Hitzewellen weltweit für Billionenschäden sorgten.

Vor allem der hohe Norden Europas ist von massiv steigenden Temperaturen betroffen. Das immer schneller abschmelzende Arktiseis sorgt für steigende Meeresspiegel.
Bild: WMO

Um nicht nur von negativen Aspekten zu berichten, lobt die WMO die Europäische Union auch als Vorzeigeregion in Sachen Eindämmung des Treibhausgasausstoßes. In der EU sei der Ausstoß von 1990 bis 2020 um 31 Prozent gesunken. Bei Anpassungsmaßnahmen schneidet die EU vor allem bei effizienten Frühwarnsystemen gut ab, damit würden etwa drei Viertel der Bevölkerung geschützt. Auf anderen Kontinenten ist es für weite Teile der Bevölkerung wesentlich schwieriger, die Folgen der Klimakrise zu bewältigen.

Im Jahr 2021 kam es klimakatastrophenbedingt vor allem durch Überflutungen zu Todesfällen und großen Schäden.
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Weitreichende Veränderungen

Die Herausforderungen seien trotz positiver Entwicklungen noch immer immens, betont die WMO. "In Europa erleben wir live, wie die Welt sich erwärmt, und dies zeigt uns, dass selbst gut vorbereitete Gesellschaften nicht vor den Auswirkungen extremer Wetterereignisse sicher sind", sagte WMO-Chef Petteri Taalas. Wie bereits in den aktuellen Berichten des Weltklimarats IPCC herausgearbeitet wurde, sehen die Prognosen vor allem Herausforderungen in folgenden Bereichen, die Österreich betreffen:

  • Hitze Die Temperaturen werden weiterhin steigen, Hitzewellen immer häufiger und intensiver. Schwellenwerte, die für Ökosysteme und Menschen kritisch sind, werden bei einer globalen Erwärmung um zwei Grad und mehr erreicht. Erreichen wir die zwei Grad plus weltweit um das Jahr 2050, werden Dürreperioden häufiger auftreten. Weil Städte Wärmeinseln sind, werden hier vor allem die Minimum- und Nachttemperaturen steigen.
  • Regen Extremer Niederschlag und daraus resultierende Überschwemmungen werden öfter vorkommen, wenn die globale Erwärmung 1,5 Grad übersteigt. Flüsse werden häufiger über die Ufer treten. Versiegelte Flächen, die nur stellenweise Wasser in den Boden sickern lassen, beeinflussen den Wasserkreislauf.
  • Eis Gletscher, Permafrost und die Dauer der Schneesaison gehen bereits zurück, eine Entwicklung, die bei der weiteren Erwärmung noch stärker wird. In den Alpen wird die Schneedecke unter Höhen von 1.500 Metern im Lauf des Jahrhunderts immer weiter zurückgehen.
  • Luft In Städten und anderen Bereichen mit hoher Luftverschmutzung werden die Ozonwerte steigen.
Todesfälle, die auf die Klimakrise zurückgehen, sind im Allgemeinen vor allem auf hohe Temperaturen zurückzuführen (b). Für die meisten Katastrophenfälle sorgen Überflutungen und Stürme, die auch die größten finanziellen Schäden verursachen.
Bild: WMO

Die bisher getroffenen und vorbereiteten Anpassungen an den Klimawandel sind noch viel zu schwach. Deshalb ist es umso wichtiger, die dringend notwendigen Schritte zur Eindämmung der globalen Erwärmung einzuleiten, wie die Berichte zeigen – was in wenigen Tagen auf der Klimakonferenz im ägyptischen Scharm el-Scheich diskutiert wird. So ließe sich verhindern, dass weitere Kipppunkte des Klimasystems erreicht werden: Solche massiven Entwicklungen – vom großflächigen Tauen des Permafrosts bis zur Zerstörung des Amazonas-Regenwalds – könnten nicht mehr rückgängig gemacht werden, würden die Erde weiter anheizen und verheerende Folgen für alle Lebewesen auf der Erde mit sich bringen. (sic, APA, 2.11.2022)