Wie die Bildsprache einer neuen Generation funktioniert, wird jetzt in Linz gezeigt: Sarah Braid.

Sarah Braid

Wie die Bildsprache einer neuen Generation funktioniert, wird jetzt in Linz gezeigt: Nikita Harder.

Nikita Harder

Wie die Bildsprache einer neuen Generation funktioniert, wird jetzt in Linz gezeigt: Luzia Stempfer präsentiert mit Emily Ramharter ein "Fake Fluc Home".

L. Stempfer/E. Ramharter

Wie die Bildsprache einer neuen Generation funktioniert, wird jetzt in Linz gezeigt: Olga Shcheblykina malt "That’s not us".

O. Shcheblykina

Wie die Bildsprache einer neuen Generation funktioniert, wird jetzt in Linz gezeigt: Sarah Aistleitner öffnet innere Welten als "Window Views".

Sarah Aistleitner

Wie die Bildsprache einer neuen Generation funktioniert, wird jetzt in Linz gezeigt: Veronika Harbs Installation "Who Cares?" trägt "Sorge mit Hüftanspruch".

Veronika Harbs

Wie die Bildsprache einer neuen Generation funktioniert, wird jetzt in Linz gezeigt: Lisa Reiters "I never broke my leg" spielt mit X- und Y-Chromosomen.

Lisa Reiter

Linz – Bevor die unsichere und verunsichernde Zeit von heute angebrochen ist, also bis zum Beginn der Pandemie, war das Jungsein ein Prosperitätskonzept: physisch, ökonomisch, psychisch und als Hineinwachsen in die Gesellschaft, um dort den passenden Lebens modus zu finden und ein Arbeitsfeld, das Erfolg verspricht. Es ging darum, sich ein gutes Leben zu schaffen.

Die Selbstverständlichkeit dieses Wachstumsanspruchs wandelt sich gerade. Das gilt auch für angehende Künstlerinnen und Künstler wie zum Beispiel jene, die an der Kunstuniversität Linz studieren.

Von diesen präsentieren jetzt 37 vielversprechende Persönlichkeiten ihr Werk in der Jahresausstellung BestOff 22. Ein Statement: 31 davon sind Frauen. Das bedeutet eine Umkehrung der Geschlechterverhältnisse, wie sie noch vor relativ kurzer Zeit als "normal" erschienen.

Popkultur mit Identität

"Für Frauen ist es ein stärkeres Thema, sich mit der eigenen Identität auseinanderzusetzen", stellt Best Off-Kurator Norbert Pfaffenbichler fest. "Es handelt sich um junge Künstlerinnen am Anfang ihrer Karriere. Und da ist klar, dass sie sich erst einmal finden müssen, um zu verstehen, wie sie in der Öffentlichkeit erscheinen wollen."

Einige der Arbeiten zeigen auch popkulturelle Einflüsse, etwa die Live-Acts zur Eröffnung und zum Abschluss der Schau. Ein Beispiel dafür ist die Performance Shape of Water der Musikerin und Sängerin Julia Witas. Sie setzt sich mit dem Verschwimmen der Grenzen zwischen Erinnerung und Imagination auseinander.

Eine Darstellung der aktuellen Jugendkultur bieten Luzia Stempfer und Emily Ramharter in ihrer Fotoinstallation Fake Fluc Home, umgesetzt als Ersatz für eine von Corona verhinderte Ausstellung im Wiener Nachtclub Fluc. Die Künstlerinnen haben eine Fluc-Nacht im trauten Heim nachgestellt und fragen so, was Clubkultur heute sein kann.

Geschlecht ohne Beinbruch

Stark vertreten sind die Studierenden des Architekturinstituts mit Arbeiten von unter anderen Barbara Beetz, Lukas Kallinich und Anne Rotter. Grundsätzlich, so Pfaffenbichler, ist ein Spezifikum der Linzer Kunst-Uni, dass die Lehre sehr frei ist: "Jeder kann jede Klasse besuchen." Sara Braid zum Beispiel, die "Zeitbasierte und interaktive Medien" studiert, zeigt ein animiertes feministisches Musikvideo mit dem Titel Holladio hods gsogt, in dem sie sexuelle Belästigung von Frauen im öffentlichen Raum anprangert.

Aus der Studienrichtung "Malerei & Grafik" sind farbstarke Gemälde von Olga Shcheblykina im expressionistischen Stil zu sehen, die tief in psychische Strukturen greifen und den Übergang vom Wildtier zum kulturellen Wesen reflektieren.

"Fashion & Technology" studiert Lia Larrea. Sie präsentiert unter dem Titel Breathe einen Film und textile Arbeiten, mit denen sie Bezüge zwischen dem Atmen des Körpers, Kultur und Technologie auslotet. Und in I never broke my leg von Lisa Reiter ("Plastische Konzeptionen / Keramik") geht es nicht ums Ungegipstbleiben, sondern um Geschlechterrollen und die normativen Erwartungen einer allzu unflexiblen Gesellschaft.

Fenster zum Traum

Eine Untersuchung an sich selbst wagt Sarah Aistleitner aus der Studienrichtung "Grafik-Design und Fotografie" mit ihrer Fotoserie Window Views. Hier geraten Traumgespinste und Realitätsstrukturen ineinander, und vermeintlich Deutliches verliert seine Konturen. (Helmut Ploebst, 3.11.2022)