Zwei Frauenleben (Sandra Pascal, Katharina Köller), dieselbe Widerstandskraft.

Andreas Gattringer

Seit ihrem Romandebüt (Was ich im Wasser sah, 2020) gilt die gebürtige Eisenstädter Autorin Katharina Köller als hintergründige Arrangeurin beklemmender Realitäten. So gesehen ist es keine Überraschung, dass ihre neueste Produktion Windhöhe, die das Klagenfurter Tat-Wort-Theater derzeit im Villacher Kulturhofkeller und ab 25. 11. im Klagenfurter Ventil (Kardinalplatz 1) zeigt, auf einem fast 2000 Meter hohen Berg angesiedelt ist, auf dem eine Mörderin namens Marie auftritt, die es gut wirklich geben könnte.

Am Ende ist es die Furcht vor den herzerfrierenden Bergtöchtern, die für ihr Schicksal den Ausschlag gibt. "Bleib heroben, du brauchst dein Herz noch", wird sie von der einstigen Jugendfreundin Johanna dazu überredet, nie wieder unter die Menschen zu gehen, "die uns kaputtmachen".

Hunde Max und Moritz

Zuversicht in die Entwicklung unserer Gesellschaft vermittelt der Abend nicht, die Lebenswege der Protagonistinnen geben dazu auch wenig Anlass. Johanna (Sandra Pascal) war ein von den Eltern unerwünschtes Mädchen, dessen Hunde Max und Moritz im Auftrag des Vaters vom Jäger erschossen wurden. Und Marie (Katharina Köller) landete in einer Ehe, in der sie so lange unterdrückt und geschlagen wurde, bis sie zur Kristallvase der Großmutter griff.

Mit Leib und Seele vermitteln die beiden Darstellerinnen auf der kargen Bühne zwei Frauenleben, die ganz verschieden sind, in der Verweigerung jeder gesellschaftlichen Mitwirkung dennoch zusammentreffen. Die umsichtig komponierende Regisseurin Susanne Draxler hätte vielleicht die Akteurinnen noch etwas mehr darauf aufmerksam machen können, dass es wirkungsvoller ist, die Faszination der Natur beim Publikum auszulösen, als sie ihm vorzuspielen. Aber in der Einbindung der Maden im Glas mit den Teeblättern ist das schon starkes Theater. (Michael Cerha, 3.11.2022)