Sie will alles per App steuern, er schaltet das Licht lieber klassisch per Lichtschalter ein. Das birgt Streitpotenzial.

Foto: imago images/Panthermedia

Der Staubsauger reinigt selbst, während wir urlauben, sind wir auf dem Heimweg, wärmt die Heizung die Wohnung vor, und bei deren Betreten schalten sich die Lampen automatisch ein. So weit die Versprechen der Smart-Home-Industrie. Die Realität sieht jedoch oft anders aus – denn smarte Geräte verlangen ihren Besitzern viel Flexibilität ab.

Zum Beispiel Staubsaugerroboter. Diese befreien die Böden zwar vom gröbsten Schmutz, zuvor muss jedoch aufgeräumt werden. Teppiche sind nach wie vor ein Problem, unordentliche Mitbewohner und Kleinkinder ebenso. Besonders schlimm ist es aber, wenn automatisierte Reinigung auf unreine Haustiere trifft. Denn zwar können moderne Geräte das große Geschäft theoretisch über Kameras und KI erkennen – ausprobieren möchte das aber niemand. Rasenmäherroboter wiederum werden zu Killermaschinen, indem sie bei der Verrichtung ihres Dienstes so manchen Igel erwischen.

Deutlich zeigt sich auch bei smarten Lampen, wie Interessen technophiler und technophober Mitbewohner aufeinandertreffen: Die einen wollen alles per App und Sprachbefehl steuern, die anderen einfach nur haptische Schalter bedienen. Das führt dazu, dass der Erstgenannte eine Lampe nicht mehr per Handy aktivieren kann, nachdem der Glühbirne der Strom abgedreht wurde, während der Schalter-Fan mit einer per App eingerichteten Rotlichtatmosphäre konfrontiert ist, die er nicht ausschalten kann. Gewiss, man könnte die Lichtstimmung per Smart-Home-Speaker ändern – aber die Smart Assistants scheinen auch im Jahr 2022 noch per Zufallsprinzip zu entscheiden, welchen Befehlen sie gehorchen und welche sie lieber ignorieren.

Diese und andere Beispiele zeigen: Wer ein Smart Home will, der muss sich mit den Mitbewohnern abstimmen. Sonst schießt auch die beste Technik am Ziel vorbei. (Stefan Mey, 3.11.2022)